Ein Post von Walliserwolf im TH-Thread hat mich auf folgende Frage gebracht, bei der ich gerne einen Eindruck von Euch bzw. Erfahrungen sammeln würde.
Denkt ihr, dass in Kanada "Umsteiger" (Branchenwechsler; nicht Aussteiger), vorallem ab einem gewissen Alter, eher akzeptiert werden als z.B. in DE oder CH und wenn ja, warum bzw warum nicht?
Zitat von GhostKeiner schaut Dich schief an wenn Du mit 40 was komplett neues beginnst.
Genau so denke ich es mir, so sollte es sein. Mit 40 und mehr kann ein Mensch noch unheimlich fit, gesund und motiviert sein. Bis dahin hat vielleicht schon mancher mal sein Leben reflektiert, eine Zwischenbilanz gezogen und kam zum Schluss, dass nun Zeit für was Neues ist. Zumal man von da an immer noch fast 30 Jahre arbeiten müsste bis zu der Rente. Und erst die Lebenserfahrung die so jemand mitbringt...! Polizist, Zöllner, Rettungssanitäter oder äh. werden in der Schweiz ist oft ab 32 - 35 nicht mehr möglich, keine Chance....! Absoluter Ressourcenverschleiss sowas. Hoffe, glaube und denke mir, dass da die Verantwortlichen in Kanada viel gescheiter ist...!
Ich hab hier nur einmal jemanden meckern hoeren. Da hat jemand vorher was voellig anderes gemacht (Automechaniker glaub ich oder so) und hat dann ne Gaertnerei aufgemacht. Da wurde sich darueber beschwert, dass der nicht viel Ahnung von Gaertnern haben kann, weil das Gemuese auf den Feldern vor sich hin gammeln wuerde usw. Die die gemeckert haben sind waschechte Canadier (ein Ehepaar) um die 50 - 60 Jahre alt. Aber ansonsten hab ich noch nie was gehoert, wuerd mich aber nicht wundern, wenn sie das nicht gut faenden. Sagen tun die hier nichts aber auch in Deutschland sagt da keiner was. Also ich hab in Deutschland die Sparte total gewechselt. Mich hat da keiner doof angequatscht und hier ist es auch nicht anders.
Wie die Arbeitgeber das sehen, kann ich noch nicht sagen. In Deutschland fragen sie Dich ja aus, warum wieso usw. Hier werd ich das dann noch sehen, da ich die Sparte wohl wieder wechseln werde.
Was ich hier gut finde, ist, dass man bis ins hohe Alter Ausbildungen machen kann oder fuer manches erst gar keine braucht, waehrend es in Deutschland oft Altersgrenzen gibt oder Du nen bestimmten Titel brauchst, um den Beruf ueberhaupt erst mal ausfuehren zu duerfen.
Alles in allem wuerd ich mal behaupten, dass wenn man seinen Beruf gut macht (egal wie oft man die Art des Berufes wechselt), kein Problem haben wird, weder hier noch da. Wobei die Ansprueche der Kundschaft, Klienten oder was weiss ich was in Deutschland sicher hoeher sind und somit wahrscheinlich auch nicht so einfach zu befriedigen sind als hier.
Ich hab das jetzt aus der Sicht der mir vertrauten Berufe geschrieben, das mag fuer manch einen ganz anders aussehen.
Ich verstehe Walliserwolf etwas anders: Er spricht ja nicht von einer neuen Stelle (inkl. den ganzen Problemen bei der Bewerbung/Vorstellung ab einem gewissen Alter), sondern von einem Branchenwechsel à la "ich war Buchhalter, jetzt möchte ich als Gärtner arbeiten". Wenn Du sowas z.B. in CH versuchst, wirst Du extrem schief angeguckt bzw. hast gar keine Chance ("In diesem Alter noch eine Branchen-/Karrierewechsel? Da kann etwas nicht stimmen!).
Ich erwarte schon, dass dies in Kanada eher geht (sonst bin ich selber aufgeschmissen ).
Vielleicht würde es Sinn machen, zu diesem Thema mal einen eigenen Thread zu eröffnen und die folgende Frage zu diskutieren:
Denkt ihr, dass in Kanada "Umsteiger" (nicht Aussteiger), vorallem ab einem gewissen Alter, eher akzeptiert werden als z.B. in DE oder CH und wenn ja, warum bzw warum nicht?
Gruss dbo73
Hallo dbo73,
ich habs mal in diesen Thread reinkopiert, da oben Angesprochenes mit "Tim Horstens" in D nichts mehr zu tun hat.
Ich habe schinks Beitrag so verstanden, dass sie sich auf Arbeitslose in D bezogen hat, die in ihrem Beruf "ausgemustert" und fuer den Arbeitsmarkt fuer zu alt befunden wurden, in Kanada aber noch eine Chance in ihrem Job erhalten haben. Wohingegen Walliserwolf sich auf moegliche Branchenwechsel in Kanada bezog.
Wenn du dich hier in einer neuen Branche selbststaendig machst, dann spielt das Alter kaum eine grosse Rolle. Wenn du einfach nur festlegen willst, dass du einen anderen Beruf hast verdienst du damit ja noch kein Geld. Bleibt also noch sich als Branchenwechsler bei einer Firma zu bewerben. Und schon hast du wieder den Bewerbungsprozess zu durchlaufen. Natuerlich kann man hier auch umschulen oder sich weiterbilden, nur fundierte Ausbildungen sind kostspielig. Unser Sohn bspw. hat einen Rentner in seinem computer tech course auf dem College, der sich weiterbilden moechte. Branchenwechsel sind hier gang und gaebe. Uns sind etliche Kanadier bekannt die zig verschiedene Jobs gemacht haben. Man muss dann aber auch bereit sein teilweise ganz unten anzufangen u.U. bei minimum wage. Das ist i.d.R. bei jedem (Branchen)Wechsel so, denn meist sind es learning by doing Jobs in denen auch aeltere Personen noch Chancen haben. Denen ist es dann haeufig auch egal wie hoch der Stundenlohn ist, da sie teils Rentenansprueche/Einkuenfte anderer Art zusaetzlich beziehen. Nur ab einem gewissen Alter hast du auch hier nicht mehr so viele Moeglichkeiten, aber zumindest sind die Tueren nicht ganz geschlossen wie in D oder andernorts. Punchline, Branchenwechsel ja, aber in einzelnen Branchen bei schlechten Startbedingungen. Wer einen langen Atem hat bzw. die noetigen Reserven um die Anfangszeit durchzustehen, der kann bei guter Leistung hier dann aber auch relativ schnell aufsteigen.
Das mit den Minimum Wages ist mir klar. Nur kenne ich Fälle, wo so was z.B. in CH nicht funktioniert hat, d.h. Leute wurden bewusst nicht angestellt auch wenn sie bereit waren zum Minimallohn zu arbeiten, nur weil sie vorher in ihrem letzten Beruf mehr verdient haben mit der unterschwelligen Begründung "wenn Sie vorher mehr verdient haben, wollen sie diesen Job hier nur als Überbrückung machen oder sie haben sich im alten Job irgendeinen Schnitzer geleistet, sonst würden sie ja in der Branche weiterarbeiten, und solche MA wollen wir nicht!"
Für mich ist das einfach unglaublich
Das meine ich mit "schief angucken", ganz allgemein und unabhängig vom Umschulungsbedarf/-aufwand - das ist für mich ein anderes Thema.