Weil es in Deutschland gerade "in" ist, hier was zum thema "Integration", ein Bericht vom Besuch von Maria Böhmer (CDU) Integrationsbeauftragte der Bundesregierung in Quebec
Die Integrationsbeauftragte trifft im vermeintlichen Musterland auf altbekannte Probleme Von Claudia Ehrenstein in Montreal
Berlin/Montreal - Angespannt schaut Maria Böhmer (CDU) auf ihr Handy. Immer wieder prüft sie ihre Mails. Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung erreichen an diesem Morgen schlechte Nachrichten aus Deutschland. Die Opposition wirft ihr Versagen in der Integrationspolitik vor - und fordert ihren Rücktritt. Es sind schwere Geschütze, die SPD und Grüne da auffahren. Aber Böhmer kennt das politische Geschäft nur zu gut und spricht von einem "durchsichtigen Ablenkungsmanöver". Zu Hause tobt eine hitzige Debatte über Zuwanderung und Integration. Ausgerechnet jetzt ist sie 6000 Kilometer entfernt - in Kanada. Google Anzeige
Vier Tage ist Böhmer unterwegs in jenem Land, das deutsche Politiker immer wieder gern als Musterbeispiel gelungener Einwanderungspolitik anführen. 2010 erwarten die kanadischen Behörden wieder bis zu 265 000 neue Mitbürger. In Kanada leben inzwischen Menschen aus rund 200 Herkunftsländern. Der Bundesstaat mit seinen zehn Provinzen empfindet die Vielfalt als Bereicherung. In Deutschland dagegen warnt der Berliner Ex-Senator und Noch-Bundesbanker Thilo Sarrazin, Zuwanderung mache die Republik dümmer. Vor allem gegen muslimische Zuwanderer wettert Sarrazin und sorgt für hitzige Debatten.
Natürlich solle über Integration geredet und gestritten werden, meint Böhmer. Aber mit absurden Thesen wie zur Vererbung von Intelligenz schade Sarrazin der Integrationspolitik. In Kanada will Böhmer sehen, was Deutschland von dem erfahrenen Einwanderungsland lernen kann. Zwei Drittel der Zuwanderer sind qualifizierte Arbeitskräfte mit ihren Familien. Auch die deutsche Wirtschaft würde gern mehr Fachkräfte ins Land holen und fordert die Einführung eines Punktesystems nach kanadischem Vorbild.
Dieses Punktesystem ist ein knallhartes Ausleseverfahren. Es bewertet Qualifikation, Berufserfahrung, Sprachkompetenz und Lebensalter. Wer älter als 43 Jahre ist, hat kaum noch eine Chance. Die frankophone Provinz Quebec legt dabei besonderen Wert auf Französischkenntnisse. So kommen bevorzugt Zuwanderer aus dem französischsprachigen Ausland nach Quebec. Rund ein Viertel ist mit Französisch als Muttersprache aufgewachsen - in Nordafrika etwa oder auf den Antillen, vor allem in Haiti. Französische Sprache und berufliche Qualifikation sind die Eintrittskarte nach Quebec. Doch im Ausland erworbene Berufsabschlüsse wurden lange häufig nicht anerkannt. So mussten Ärzte und Ingenieure ihr mehrjähriges Studium zum großen Teil wiederholen und erneut eine Abschlussprüfung ablegen - oder sie waren gezwungen, als Taxifahrer zu arbeiten. Erst in diesem Jahr hat Quebec mit sieben Ländern, darunter Frankreich, Australien und die USA, eine Vereinbarung über die gegenseitige Anerkennung von Berufsabschlüssen getroffen.
Böhmer hat jetzt Quebecs Premierminister Jean Charest bei ihrem Besuch in Montreal für die Idee gewinnen können, eine OECD-Konferenz zu initiieren, die sich mit der Anerkennung von Berufsabschlüssen befasst. Bis Ende des Jahres will sie ein Gesetz auf den Weg bringen, das es zugewanderten Akademikern, Handwerkern und Fachkräften ermöglicht, in ihren Berufen zu arbeiten. "Das Punktesystem ist auf Deutschland nicht übertragbar", stellt sie fest; schließlich stünden qualifizierte Arbeitskräfte nicht gerade Schlange an Deutschlands Grenzen. Anzeige
Quebec dagegen hat allein 2009 knapp 50 000 Einwanderer aufgenommen. Noch am Flughafen wird das erste Beratungsgespräch über die nächsten Integrationsschritte geführt. Doch auch in Quebec vollzieht sich die Integration nicht immer so reibungslos, wie es zunächst scheint. Ehrenmorde, Zwangsheiraten und die Frage eines Burka-Verbots schüren Vorbehalte gerade gegenüber Muslimen. "Es gibt die Furcht, dass Zuwanderer nicht wirklich der Gesellschaft angehören wollen", sagt der Philosophie-Professor Charles Taylor und trifft damit mitten ins Herz der deutschen Debatte: Jeder zehnte Einwanderer in Deutschland, sagte Innenminister Thomas de Maizière (CDU) erst am Mittwoch in Berlin, will sich hierzulande gar nicht integrieren.
Taylor hat eine Regierungskommission zu Fragen des "vernünftigen Umgangs mit Zuwanderung" eingesetzt. In vielen Veranstaltungen hat er sich Sorgen und Ängste der Bevölkerung angehört und daraus Empfehlungen für die Politik abgeleitet. So müssen Einwanderer noch vor ihrer Einreise nach Quebec die gesellschaftlichen Grundwerte mit ihrer Unterschrift anerkennen: von der Meinungsfreiheit bis zur Gleichstellung von Mann und Frau. Eine Idee, die Böhmer gern übernehmen würde. Zudem will sie die Sprachförderung von Migranten ausbauen und die Qualität der Integrationskurse verbessern. Bis Ende 2011 soll ein Aktionsplan Integration vorliegen.
Daran, auf die Kritik der Opposition zu reagieren und ihr Amt aufzugeben, denkt Böhmer nicht. Im Gegenteil: Angesichts der 16 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund, die in Deutschland leben, fordert sie "endlich ein eigenständiges Integrationsministerium". Da könnte ihr sogar die Opposition zustimmen.
@ Maxim: [quote:1ru[album]35[/album]z]PS - an den poster - es ist übrigens eine copyright-verletzung ganze artikel zu posten. das könnte zu problemen für das forum führen.[/quote:1ru[album]35[/album]z]
Hm okay! Aber glaub nicht, dass die das bei WELT ernst nehmen zumal die was bessres zu tun haben als Foren zu durchsuchen die ihre Artikel verwenden! Aber vorsichtshalber kommt der nächste mit Quellenangabe und Link und er wird NICHT komplett gepostet!