Auswanderer / Weltenbummler im TV! TV-Reportagen über Menschen, die zeitweise oder für immer im Ausland leben oder sich aufhalten, aus welchen Gründen auch immer, immer das gleiche TV-Konzept?
Auswanderer-Sendungen, die jahrelang bisher gezeigt wurden, werden sich wohl nicht mehr ändern. Das Grundkonzept der TV-Macher bleibt. Die Masse der Zuschauer ist wohl der Grund und weil alles so einfach zu produzieren ist und mehr als preisgünstig.
Nicht alles ist Unterschichten-TV.
Ich habe nicht alle Auswanderersendungen verfolgt. Von den meisten Folgen war ich mehr als enttäuscht. Mein Eindruck wurde nur verfestigt, dass Menschen freiwillig vorgeführt werden und ziemlich billig dafür belohnt werden, dass sie sich oft zum Gespött der Zuschauer machen. Selber schuld.
Die TV-Macher haben die Fäden in der Hand. Die kennen sehr wohl aus zig Internet-Foren die Abläster-Threads über Auswanderersendungen (IOFF u.a.). Es gibt Marktforschungsumfragen uvm. Sie machen trotzdem mit ihren Sendungen weiter. Wegen der Einschaltquote? Trash-TV? Wenn man dauernd Ravioli in Dosen vorgesetzt bekommt, sind Maultaschen ein 5-Sterne-Menue. Logisch.
Klar gab es hin und wieder eine bessere Sendung, vielleicht im ZDF oder wo auch immer. So richtig gute Auswandererreportagen gibt es kaum (noch). Alles ausgelutscht? Die meisten Durchschnitts-Zuschauer könnten jetzt locker nach Kanada oder auf die Färöer Inseln auswandern Dank VOX und Co. Selbst meine alte Mutter würde sich das zutrauen, die mir schon vor Jahren sagte: "Ich kenn mich gut aus in Kanada, habe schon viele Folgen gesehen!" Ach ja!
Also dieses alte Auswanderer-TV-Konzept soll so bleiben, damit die Sender ihre Einschaltquoten haben und genug Kameraleute und Cutter ihren Arbeitsplatz behalten und weil es doch viele Zuschauer gibt, die das regelmäßig sehen wollen. Punkt.
Ob das jetzt Selbstdarsteller sind oder Menschen, die die minimale Aufwandsentschädigung dringend benötigen oder Menschen, denen es nichts ausmacht, dass sie für immer und ewig öffentlich festgehalten werden und deren persönliches Umfeld das alles so akzeptiert. Wenn Papa und Mama unterschrieben haben, dann werden noch andere vor der Kamera präsentiert. Vielleicht sind es Menschen, die eine große Botschaft haben für die TV-Zuschauer, sofern das TV-Team es zulässt und das Konzept.
Dass Herr oder Frau Redaktionsassistent/in nicht für alles verantwortlich ist, ist mir schon klar. Die haben eine Aufgabenstellung z.B.: Such mal Kandidaten im Land X. Manche von denen würden bestimmt gerne andere Sachen machen, aber von irgendwas muss man ja leben und sie denken "Meine Zeit wird kommen".
Früher war es etwas Besonderes, im TV zu sein, heute ist das nicht mehr so. Zudem gibt es youtube und Internet und sogar Kameras, mit denen man selber sich was basteln könnte.
Jemand, der in ein anderes Land geht, könnte das viel einfacher haben und eine Website aufmachen und Filmchen reinstellen, aber selbst da ist der Markt wohl überschwemmt im Internet. Man muss ja erst rausfinden, was gut ist oder nur gut dargestellt. Inzwischen ganz einfach mit Photoshop und schönen Kulissen.
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Ich würde gerne mal etwas anderes im TV sehen. Ein total anderes Konzept. Aber das ist wohl zu schwierig, es herzuzaubern. Vielleicht liegt es an den zur Verfügung stehenden Protagonisten? An den Ideen und TV-Machern. Zu wenig Interessierte, die sich etwas anderes ansehen würden? Vielleicht melden sich die interessanteren Auswanderer /Weltenbummler oder die schon lange nicht mehr im Ursprungsland Wohnenden nicht, gerade wegen dieser ausgelutschten Auswanderersendungen. Wer will sich freiwillig zum Gespött machen. Das Fernsehen und das Internet vergißt nichts (mehr), auch wenn einige Zeit Wasser den Bow River runtergeflossen ist.
Klar erkennen wir uns teils in den Protagonisten wieder. Um das geht es mir aber nicht. Es geht mir um gute TV-Reportagen und Hintergrundberichte, die in der selben Champions League wie Welt-Spiegel, Auslandsjournal etc. spielen. Ist das so schwer zu produzieren?
Es bringt wohl nichts, an den bisherigen Auswanderersendungen zu kritisieren. Das ist mehr als einseitig. Dafür gibt es einen Markt.
Es könnte aber parallel ein anderes TV-Konzept laufen, dass Interessierten wie mich hinterm Ofen vorlockt, um über Land und Leute Sendungen zu sehen. Also nicht nur Tier-Sendungen oder Betroffenheits-TV (Vermisst, Nur die große Liebe ist wichtig...). Die 100te Sendung über die Wildnis in Kanada und den 1001 Bären, der gerade zufällig sich vor der Kamera aufrecht darstellt. Da gibt es doch noch so viel Material und Interessantes zu berichten. Diese beliebten Abenteurersendungen sind zahlreich, keine Sorge, dass Ihr da zu kurz kommt.
Vielleicht gibt es hier einige, die es auch so sehen und was würdet Ihr gerne öfters sehen. Was vermisst Ihr bei diesen Reportagen. Nicht nur bei speziellen Auswanderersendungen, auch wenn Menschen nur eine kurze Zeit in einem anderen Land leben oder sich aufhalten, aus welchen Gründen auch immer.
Bin ich da in der Minderzahl, die sich solche Produktionen wünscht? Ist das zu individuell, was in kein TV-Konzept passt?
Nein, es ist mir nicht peinlich, wenn ich anderen sage, dass ich oft in Kanada bin trotz dieser oft peinlichen, teils merkwürdigen Sendungen. Damit will ich nicht unbedingt in Zusammenhang gebracht werden, auch wenn ich die spöttischen Äußerungen schon fast überhöre und schon garnicht mehr jedesmal antworte: Nein, ich sehe das nicht mehr an, Kanada kann ganz anders sein, das kommt in diesen Sendungen oft nicht so rüber, Kanada ist riesengroß und vielseitig, ich sehe Kanada meist mit anderen Augen und erlebe es nicht so wie in diesen Sendungen. Wenn dann zum 101. mal die Standard-Frage kommt: Wollen Sie nicht auch mal (bald) auswandern?
Dazu gibt es inzwischen keine Antwort mehr.
Ich mag das Land und auch andere Länder und habe mich schon immer für andere Länder und deren Bewohner und Gebräuche interessiert. Nicht für die Monumente, die mich meist eher nicht so begeistert haben. Spannender war der echte Alltag im fremden Land.
Das war das Wort zum Sonntag. Vielleicht fällt Euch auch noch was dazu ein.
lakota
Habe zufällig die Sendung mit Schwabengirl_fs gesehen. Wenn ich mich recht erinnere, gab es auch eine Sendung über / mit AMR und einer Userin aus vormalig Ulm oder Neu-Ulm (Nick vergessen).
ich kenne den Titel der Sendung nicht mehr, ich denke aber es war auf Arte. Es ging um Familien, die ausgewandert waren. Manche schon seit 20 oder mehr Jahren. Es ging um ihr Leben und Arbeiten, die seltsamen Fälle der Eimsamkeit, der "nicht" Einsamkeit. Es ging um deren Kinder, wie die das alles handhaben. Aber vorallem ging es um den Menschen. Der Vergleich Vorstellung - Ziel - Wahrheit wurde nur am Rande beleuchtet. Was mich an dieser Sendung beindruckt hat, war gant klar die Aussagen aller, dass nicht geht, wenn man niemanden kennt und sich ausgrenzt. Wahrscheinlich ist es deshalb so, dass man in CA wirklich Orte findet in denen man mit deutsch als Sprache sehr gut auskommt.
Dein konzept hört sich jedenfalls gut an. Pack die Kamera und mach Filme für Deine Website. Vielleicht entdeckt Dich jemand und das Konzept geht auf.