Da bereits verschiedentlich Wuensche geaeussert wurden, man sollte doch mehr ueber die gemachten Erfahrungen kuerzlicher Auswanderer berichten, dachte ich, ich schreib mal eine kurze und natuerlich voellig subjektive Zusammenfassung:
Meine Frau und ich sind seit April 2011 als PR (skilled worker class) in Canada. Da wir die PR ohne Joboffer erhalten haben, planten wir 'schrittweise' hier anzukommen und erst noch das Land etwas ausfuehrlicher zu bereisen, da wir anschliessend wohl kaum mehr die Gelegenheit dazu haetten.
So kamen wir also Anfang April in Calgary an, ohne Job und mit unserem Hab und Gut unterwegs per Schiff zu Kollegen in Vancouver. Als Ziel setzten wir uns, bis August zu reisen und anschliessend einen Job zu suchen (dank genuegend finanziellen Mitteln zur Ueberbrueckung). So beschaeftigten wir uns im April aus unserem Hotel heraus mit PW- und Trailer-Suche und -Kauf. Da das Wetter noch etwas zu winterlich war, verschoben wir den Start unserer Reise, trotz ueberraschenderweise bereits nach wenigen Tagen gefundenem PW und Trailer, auf Ende Mai.
Eigentlich noch ohne grossen Ergeiz aber mit sehr viel Interesse verfolgte ich bereits die Jobseiten in Calgary - war doch die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass jemand bereits jetzt Personal fuer den September suchen wuerde. Anfang Mai entdeckte ich ein interessantes Inserat eines Stromproduzenten und sogar noch in meinem Erfahrungsbereich. Flugs die Unterlagen eingesandt und nicht viel erhofft. Wenige Tage spaeter ging es dann aber ploetzlich los und ich wurde zu einem Interview eingeladen. Darauf folgten noch einige mehr und ehe ich mich versah, hatte ich bereits vor unserem Urlaub eine Job und das Beste dabei, mit Starttermin Anfang September !!!
So machten wir uns uebergluecklich und im Bewusstsein, dass wir unglaubliches Glueck hatten auf den Weg quer durch Canada und zurueck.
Ende Juli kehrten wir nach Calgary zurueck da wir uns etwas wegen der Wohnungs-/Haussuche sorgten. Die Sorge war berechtigt: Entweder waren die Haeuser zu teuer oder einfach in einem schrecklichen Zustand. Kam dazu, dass es sich als sehr schwierig herausstellte, ein Mietobjekt zu finden, dass auch Haustiere zuliess. Nach vielen Querelen, und vielen unbeantworteten Anrufen, fanden wir dann aber ca. 1 Woche vor meinem Arbeitsbeginn noch ein schoenes Haeuschen. Froh zogen wir von unserem Trailer-Home auf dem Campground in unser Haus und verbrachten die restliche Woche damit, das Haus unser Anspruechen gerecht zu reinigen.
Der Arbeitsbeginn war einerseits gut (gut organisiert, viele Infos, nette Kollegen) aber teilweise auch etwas ueberraschend (jeder arbeitet fuer sich, vorsicht gegenueber dem Neuen, etc.).
Generell empfand ich die Haltung der Kollegen gegenueber mir als Immigrant Neutral bis Positiv (die Fragen drehten sich primaer darum, warum in aller Welt wir aus der Schweiz hierher kommen und dann noch nach Calgary).
Wo sich der Immigranten-Status aber ganz klar auswirkt ist bei allem, wo es auf die Kreditwuerdigkeit ankommt: bei diversen Services (Strom, Gas, Telefon, etc.) mussten wir ein Depot hinterlegen (wo sollen wir naechstes Jahr bloss hin mit all dem Geldrueckfluss ). Erstaunlicherweise hatten wir bei der Haussuche damit kaum ein Problem, da meine Firma einen wohlklingenden Namen hat. Ich mag mir aber nicht ausmalen, wie es gewesen waere, haetten wir ohne credit history UND ohne Job eine Wohnung finden muessen....
Nach ca.2 Monaten im Job ergab es sich zusaetzlich, dass meiner besseren Haelfte unverhofft in unserer Autogarage ein Teilzeitjob angeboten wurde. Wir waren extrem erstaunt und obwohl die Arbeit in einem ganz anderen Bereich ist, als meine Frau bisher arbeitete, wagte sie das Abenteuer. Erstaunlicherweise (oder wie fast erwartet) war bei ihr die Einarbeitung etwas hemdsaermliger (oder nicht existent). Zusaetzlich musste sie am Anfang auch mit dem kuehlen Gegenwind der Kollegen kaempfen (was machst Du hier, dich braucht es nicht, und dann noch Immigrant). Die ersten Tage waren hart und ich versuchte zu unterstuetzen. Schon nach wenigen Tagen legte sich die steife Brise aber und in der Zwischenzeit sind alle froh, dass sie da ist und es scheint ihr auch immer besser zu gefallen - sie hat sich durchgebissen (ich weiss nicht ob ich das so gekonnt haette).
So arbeiten wir momentan beide (kann naechste Woche schon ganz anders aussehen) und obwohl wir einiges weniger verdienen als noch in der Schweiz reicht es doch um zu ueberleben und sich mal ab und zu etwas zu leisten.
Wir wissen, dass wir bis jetzt enormes Glueck hatten und beachten daher nichts als selbstverstaendlich oder garantiert. Wir sind vorallem dankbar..