realisiert, wenn man denjenigen nicht direkt im Blickfeld hat?
Ich frage deshalb, weil es mir oft passiert, dass ich gar nicht merke, dass ich gemeint bin *lach*. Typische Situationen:
- ich bin im Laden, gucke mir Sachen an und stehe mit dem Rücken zum Ladenpersonal, welches mich aber von hinten anspricht - ich stehe vor der Schule, schaue mir Bilder in der Fensterscheibe des Klassenraumes an und Mütter, die hinter mir stehen, sagen was zu mir.
Eine Mutter hat mich schon gefragt, ob ich Hörprobleme habe, als ich meinte, das es derzeit für mich einfacher ist, wenn mir jemand ins Gesicht sieht, also face-to-face . Ich habe versucht ihr zu erklären, dass alles wie ein Wasserfall an mir vorbeirauscht, wenn ich mich nicht konzentriere bzw. sie soll sich Urlaub im Ausland vorstellen, da reagiert sie ja auch nicht auf jedes Gespräch, was um sie herum ist. Hat sie dann auch verstanden *lach*. Genauso ist es noch schwer, wenn sich drei mit mir gleichzeitig unterhalten wollen, alles mitzubekommen. Ich kann mich recht flüssig unterhalten (okay, ein paar Worte fallen mir immer nicht ein, dann umschreibe ich), aber da bin ich derzeit echt noch überfordert. Wir sind jetzt 3 Monate hier, ab wann fühlt man sich nicht mehr wie ein Alien?
Hi Yvonne, ich weiß genau wie du dich fühlst ) Bei mir hat es mit dem Englisch etwas länger gedauert a) weil ich schon 20 Jahre keinen Englisch-Unterricht mehr hatte und es in GER nach der Schule nie mehr gesprochen/geschrieben habe b) in Kanada angekommen als stay-at-home mom zuhause gearbeitet hatte seit unserer Auswanderung. Es hatte nicht lange gedauert, da hatten mich unsere Kids längst überholt, was die Sprache betrifft LOL! Ich empfand es am Schlimmsten, wenn ich mit meiner Nachbarin mal so richtig quasseln wollte... und mir in jeden Satz ein Wort felhte. Das war schon frustrierend!!! Man kann eben nur soviel umschreiben... Es ist ein bisschen so als wenn ein Kind das Sprechen lernt - jeden Tag kommt etwas Neues dazu, und täglich wird das Verstehen besser. Oder du bemerkst, dass dir über ein Wort plötzlich "ein Licht aufgeht", über dessen GENAUE Bedeutung du dir für die längste Zeit nicht ganz im Klaren warst Und so wird das mit dem "um-dich-herum" immer besser, aber es dauert seine Zeit. Stell dein Licht nicht unter den Scheffel - die ALLERMEISTEN Kanadier, die ich bisher getroffen habe, sprechen und schreiben nur eine einzige Sprache, nämlich Englisch... und oft mit sehr vielen Fehlern, haha. Ich habe nur ein einziges Mal erlebt, dass mich jemand offensichtlich für doof hielt, weil ich zu Beginn mit der Sprache zu kämpfen hatte. Aber auf solche Leute kann man eh gut verzichten!! Manchmal tut es auch gut, einem Ungeduldigen ins Gesicht zu sagen "Hey, I know I talk with an accent, but I don't think with an accent!" Also Geduld, Geduld, Yvonne! Liebe Grüße, Susann
Man(n) muß nicht zwangsläufig eine Frau sein, um diese Erfahrungen zu machen.
Auch mir als Mann geht es oft so. Ich aber mache daraus einen Vorteil für mich. Denn wenn mich jemand von hinten anspricht, mit dem ich keinen Blickkontakt habe, dann reagiere ich nur dann, wenn ich mir davon in irgend einer Form einen Nutzen ausmalen kann. Mit anderen Worten, ich springe nicht wie ein Hühnchen hin- und her, nur, damit mich jeder lieb hat. Ansonsten überhöre ich einfach, das da was war. Die Leute sollen sich gefälligst anständig verhalten. Jemanden von hinten anzusprechen ist ganz bestimmt nicht der Anfang einer gelungenen Konversation, sondern kann eher noch zu Mißverständnissen führen.-
[quote="Bonobo" ] Ansonsten überhöre ich einfach, das da was war. Die Leute sollen sich gefälligst anständig verhalten. Jemanden von hinten anzusprechen ist ganz bestimmt nicht der Anfang einer gelungenen Konversation, sondern kann eher noch zu Mißverständnissen führen.-
Bonobo[/quote]
Mit Verlaub, aber das ist wieder typisch Deutsch. Andere Laender, andere Sitten. Der deutsche Verhaltenskodex gilt nicht weltweit. Sollte man darauf bestehen, koennte man einsam bleiben. Just my 2 cents
Ich glaube, da kann man keinen bestimmten Zeitpunkt sagen...ist wie so vieles bei jedem unterschiedlich.
Aus meiner Erfahrung kann ich nur berichten, dass es ein "schleichender" Prozess war Man versteht immer schneller und besser, und plötzlich versteht man sogar das Geschnatter der Jugendlichen im Bus (was schon in D nicht einfach war )
Zitat von Arawana Mit Verlaub, aber das ist wieder typisch Deutsch. Andere Laender, andere Sitten. Der deutsche Verhaltenskodex gilt nicht weltweit. Sollte man darauf bestehen, koennte man einsam bleiben. Just my 2 cents
@ HRR: *lach* meistens bin ich das schon, aber derzeit ist mein Gehirn wohl echt zu sehr mit der Sprache beschäftigt *g*
@ Susann: ja, alle mit denen ich rede, verstehen auch gar nicht, dass ich an der Uni noch Sprachkurse belegen will, weil ich für die fluent spreche. Ich denke mir dann immer "Oh Gott, wie schlecht müssen dann andere sein *g*?" oder "okay, die kanadische Freundlichkeit ". Nee, also eigentlich spreche ich recht gut. Aber vieles sind einfach Wörter, die lernt man nie im Unterricht etc. Die kommen tatsächlich erst durch den Umgang. Und jeden Tag 2-3 Wörter mehr summiert sich ja auch . Ich habe auch keine wirkliche Angst vor dem sprechen, nur bin ich derzeit einfach noch nicht multitaskingfähig (wie HRR so schön schrieb ) in dem Bereich. Meist mache ich dann was anderes und denke halt, ja die hinter mir unterhalten sich und dann schalte ich gedanklich auch ab *g*.
@Bonobo: naja, unhöflich nenn ich das nicht wirklich. Ich guck mir halt im Fenster irgendwelche gemalten Bilder oder Basteleinen der Kinder an und wenn dann eine Mutter von hinten kommt und schon anfängt zu reden, ist das auch okay. In Deutschland hab ich ja auch schon von weitem "hey warte mal xy" gerufen, wenn ich auf dem Schulhof jemanden gesehen habe. Aber hier fehlt mir im Moment noch das zuhören bei Dingen, die mich nicht aktuell betreffen (wie ich denke). Aber es wird werden
@ Arawana: naja, typisch deutsch wohl auch nicht. Eher typisch für manche Leute. Einer findet Sachen unhöflich, wo ein anderer noch denkt: mir doch wurscht.
@niezos: Oh Gott, manche Sachen will ich gar nicht verstehen *g*. So manchen Rap-Song oder so muss ich gar nicht übersetzt bekommen *g*. Ich bin wohl echt zu alt dafür . Und in 2-3 Jahren klärt mich Junior bestimmt auf.
Ansonsten danke für die Antworten . Bin ich also nicht allein damit. Das beruhigt ja schon.
Mhmmm... Ich persoenlich reagiere auch nicht auf Leute die mich von hinten ansprechen. Das hat aber auch mit den headphones zu tun. Da labern einige um einen herum und man denkt: "meinen die nun mich?", um dann festzustellen, dass die einen Knopf im Ohr haben. Das nicht wissen von Fachausdruecken und Woertern macht mich auch "kirre". Ich hasse es, gross um den Brei zu reden um zu beschreiben was man meint. Das macht mich nach 7 Jahren Kanada noch verrueckt. Kanadier sehen das lockerer und meinen mein English waere strong. Im Bekanntenkreis geht es dann bei Grillparties dann noch etwas "wilder" zu. Serben, Italiener, Mexikaner, Flilipinos und meine Wenigkeit. Und jeder versucht zu umschreiben was er meint und alle lachen dann bis man endlich raus hat was man mitteilen mag. Speziell unser Italiener hat da schwere Probleme und lebt schon 20 Jahre in Kanada. Die ersten 8 Jahre die er auf Vancouver Island war, sprach er absolut kein English. Seine Frau hatte alles zu regeln. Aber das kennen wir ja auch aus DE mit den Einwanderern aus Italien. Nach seiner Scheidung musste er dann doch English reden lernen aber es faellt ihm schwer und er ist sehr froh das meine Audrey perfekt Italienisch spricht. Da kann er fragen was er nicht weiss.....
Eigentlich läuft das bei Dir, wie bei den allermeisten Einwanderern auch. Also mach' Dir nix draus. Du reagierst halt, wie Du es für richtig hältst, und gut. Mit der Zeit kommt die Sicherheit auch beim Zuhören. Da aber sogar eher, als beim eigenen Formulieren von Sätzen, die spontan ausgesprochen werden sollen. "Langsam ist schnell", d.h. zwinge Dich, langsam zu sprechen, auch wenn es Deinem Naturell vielleicht nicht entspricht. Dadurch wirst Du 1. besser verstanden und 2. selbst automatisch schneller. Radio hören hilft gut. Sehr gut könnte auch ein Konversationskurs in Englisch sein. Die werden aber nicht überall und vor allem nicht überall kostenlos angeboten. Da haben wir hier in Südmanitoba Glück. Hier kannst Du jahrelang kostenlos zu Englischkursen gehen.
Also ich finde, das wichtigste ist, mit englisch-sprachigen Leuten in Kontakt zu kommen. Das meiste Englisch hab ich gelernt, als ich mit meinen beiden kanadischen Mitbewohnern zusammen gelebt habe. Man hat gar keine andere Wahl, man muss sich irgendwie auf Englisch verständigen. Irgendwann fängt man dann an, in Englisch zu denken. Aber ich weiß natürlich, dass nicht jeder in einer WG leben kann oder will.
Aber ich reagiere auch nicht wirklich auf Leute, die mich von hinten ansprechen. Ich reagiere ja noch nicht mal auf Leute, die meinen Namen auf der Straße rufen Ich erwarte einfach nie, dass mich Leute auf der Straße kennen könnten...
Ich denke, je mehr du mit englisch-sprachigen Leuten in Kontakt kommst, umso schneller bist du in der Sprache und dem kanadischen slang drin. Was waren wir stolz auf unser Oxford Englisch, nur um zu merken, dass das meiste erlernte hier fuer die Katz war. Die ganzen Fachausdruecke z.B. am Bau musste man neu lernen. Das ging eben nur mit zeigen und umschreiben, manchmal sogar aufmalen.
Irgendwann faehrst du Auto und hoerst Radio und merkst ploetzlich, dass du die ganzen songs verstehst (und merkst, was die manchmal fuer einen Schwachsinn singen, lol) Und irgendwann denkst du sogar in Englisch.
Die Leute sprechen einen hier eben einfach so an. Im Supermarkt steht jemand neben dir, sagt was und erst nach einiger Zeit merkst du, dass man dich meinte. Das ist hier eben so und mir ist das lieber als in manch dt. Supermarkt, wo jeder nur fuer sich guckt. Ob du irgendwo in der Schlange stehst oder halt an der Schule, hier reden die Leute halt einfach drauf los. Ich find das schoen und denke mir halt nicht "was quatscht der mich von der Seite an". Du wirst auch feststellen, dass die Leute hier viel fragen, was fuer unser Verstaendnis schon fast an Ausfragen grenzt. Man erzaehlt auch mehr privates von sich selbst, wobei ich fuer mich dennoch meine Grenzen gesetzt habe. Denk dran, dass hier vieles ueber netzwerken laeuft. Da sollte man schon etwas offener sein.
@Arawana/Stellina: also ich habe kein Problem beim sprechen/verstehen etc . Ich muss ja jeden Tag vor der Schule Smalltalk machen und auch so beim einkaufen, mit Handwerkern etc *g*. Samstag hatte ich mündlichen Test an der Uni zur Einstufung für akademische ESL-Kurse dort und bin in das höchste Level gekommen *freu*. genauso habe ich keine Probleme, beim fernsehen, Zeitung lesen etc. Aber eben reagieren, wenn man angesprochen wird, ohne dass ich der Person gerade ins Gesicht sehe *lach*, das ist der Haken derzeit. Aber okay, es beruhigt mich, dass ich da nicht alleine bin .
Was war ich freitag erschrocken, als ich beim einkaufen von hinten auf DEUTSCH und mit meinem Namen angesprochen wurde *lol*, da war ich richtig perplex. Hab ich doch tatsächlich eine andere deutsche Mutter von der Schule meines Sohnes getroffen . So klein ist auch hier die Welt.