wie der Threattitel zu erkennen gibt, befinde ich mich momentan nicht in Kanada. Ich bin seit dem 2. Maerz im Ausland. Die Entscheidung fuer eine Kanada-Pause (die bis Jan/Feb 2014 dauert) ist mir nicht leicht gefallen. Nach harter Arbeit im letzten Jahr, wollte ich in 2013 weiter an meiner Zukunft bauen und den Sommer in den Rockies geniessen. Mir wurde jedoch leider mitgeteilt, dass ich im Privatleben doch mehr Freiheit habe als ich dachte... Aber nach Ruecksprache mit CIC und APEGA (ich riskiere relativ wenig) habe ich mich dann entschieden, fuer ein europaeisches Erdgasversorgungsprojekt zu arbeiten. Fuer ungefaehr ein Jahr tausche ich Calgary gegen die Zentralschweiz ein. Wichtig: Ein Recruiter hat mir die Stelle aufgeschwatzt. Ich habe mich dafuer nicht formal beworben.
Ich moechte einmal versuchen, beide Laender ein wenig zu vergleichen und meine Empfindungen zu schildern. Dabei will ich auch fuer Kanada die eine oder andere Lanze brechen, da zuvor beschriebene leichte Unzulaenglichkeiten doch ihren gewissen Charme haben. Es soll ein Mutmacher-Threat entstehen.
Der erste Eindruck... ...war gepraegt von der Dichte (oder Enge) und dem Rauch. Die Siedlungsdichte war zu erwarten, aber die Menge an Rauchern (oder die Freiheit fuer Raucher) fand ich dann doch ueberraschend. Eine Bar hier in der Stadt qualifiziert sich als kanadische Botschaft, da es dort 'Canadian' gibt. Das ist dann aber auch der Preis fuer miefende Klamotten...
Mein erster Tag in der neuen Firma... ...war sehr diszipliniert: Schwarz oder Weiss, kein Grau. Mir wurde hart und direkt erklaert, wo meine Taetigkeit anfaengt und wo sie aufhoert. Es ist eine gute Idee, wenn ich mich an diese Grenzen halte. In Calgary konnte ich mich mehr ausbreiten und kreativer arbeiten. Das oeffentliche und politische Interesse an diesem Projekt ist aber auch recht hoch.
Der erste schweizer Starbucks White Chocolate Moca... ...war auch gleich der letzte. Was in Calgary knapp 5$ kostet, soll hier mit umgerechnet 9.70$ bezahlt werden. Kanada ist doch nicht in allen Belangen so teuer. Den Mietpreis der Wohnung moechte ich hier nicht posten. Nur so viel: Die Finanzierung von Haus oder Wohnung stelle ich mir eher in Calgary vor und nicht in der Schweiz.
Umweltgedanken und... ...wie man doch anders denkt. Das System mit den Muelltueten hier habe ich noch nicht verstanden. Kann das so kompliziert sein? Ich finde es dagegen einfach, die halbvollen (oder halbleeren) Fantaflaschen und benutzten Plastikbecher von den aeusseren Haustreppen aufzusammeln. Recycling in Calgary fand ich insgesamt einfacher.
'Gruezi' und... ...'Hopp Schwiiz'. Ich teile mir ein Buero mit einem Italiener, einem Franzosen und einem Schotten. Im Nachbarbuero sitzt jemand aus High River (AB). Mein Englisch rostet also nicht ein. Das 'Gruezi' u.s.w. muss noch geuebt werden. Den small talk in Calgary fand ich im Vergleich zunaechst lockerer. 'Hopp Schwiiz'? An die Schweizer hier im Forum: Tut mir leid. Am 5. Mai spielen bei der Eishockey WM die Schweiz gegen Kanada (Anpfiff ist 16:15) und dann gibt es eine Klatsche fuer die Eidgenossen. Vorher wird noch 'Oh Canada' gesungen - zusammen mit dem Arbeitskollegen aus High River.
Ich vermisse die kanadische Freiheit jetzt schon. Das gebe ich hier aber auch gerne zu.
MfG
Ps: "Gerhard, wir muessen nicht ueber die Vergangenheit reden, aber dieses Erdgasversorgungsprojekt ist 'sonst ok'. Komm ruhig zur Weihnachtsfeier. Ich hol Dir auch 'ne Flasche Bier. Doris bekommt 'n Weisswein."
oh schön von Dir zu lesen . Der Vorteil ist ja, Du weißt, dass die Zeit begrenzt ist und Schweizer Bezahlung ist nunmal auch nicht zu verachten. Also immer das positive sehen! Die Anzahlung fürs Eigentum ist bei der Rückkehr dann gesichert .
Als A. in Zürich zu Bewerbungsgesprächen war, ist ihm auch jedes Mal schlecht geworden bei den Starbucks etc Preisen, da sind wir hier nun ja recht verwöhnt. Aber selbst inDeutschland waren die Preise recht hoch und ich fand, es schmeckte anders. Als wir mal in Amsterdam zwischengelandet bin, hab ich den Frappucino zurückgegeben, weil der elendig süß war (und ich dachte, das geht nach Nordamerika nicht mehr )
Genieß die Zeit trotzdem und ich beneide Dich ein wenig um den garantiert stattfindenden Besuch in Deutschland. So mache Sachen vermisst dann doch beim essen (ich vermisse echte Berliner Currywurst von Konopke).
Schoen! Danke fuer den Bericht. Ich wuenschte ich koennte hier alles stehen und liegen lassen und auch mal fuer eine Zeitlang auf Probe nach Europa um zu sehen ob ich da wieder zurechtkomme. Jedenfalls wuensche ich Dir viel Erfolg.
Kurze Anekdote: Ein Visum zur mehrmaligen Einreise nach Russland
Berufsbedingt muss ich im Sommer ein paar mal nach Russland reisen. Dabei kann ich ueber Helsinki oder St Petersburg zum Zielort gelangen. Neid? Vielleicht. Aber wieso sollte man das Visum einfach bekommen, wenn es doch auch kompliziert geht?
1. Info von der Botschaft: "Die letzten beiden freien Seiten in Ihrem Pass sind ausreichend fuer das Visum sowie Stempel bei der jeweiligen Ein- und Ausreise."
Super! Ich habe den Antrag fuer das Visum ausgefuellt und zusammen mit dem Pass zum russischen Konsulat geschickt.
Zwischenbemerkung: In meinem Pass sind zwei Seiten frei. Diese Seiten sind aber nicht direkt nebeneinander. Dazwischen befindet sich eine Seite mit zwei ukrainischen Stempeln (Ein- und Ausreise ueber Kiev).
2. Info von der Botschaft: "Die beiden freien Seiten in Ihrem Reisepass reichen nicht aus. Wir koennen Ihnen deshalb nur ein Visum fuer die einmalige Ein- und Ausreise erteilen."
Nun brauche ich einen neuen Pass, um mehrmals nach Russland einreisen zu koennen. Das beinhaltet: Herumtelefonieren fuer Geburtsurkunde, Abmeldebescheinigung, Termin bei der deutschen Botschaft (und die sind beschaeftigt) und etliche Gebuehren zur schnellen Bearbeitung.
Koennen die Russen nicht akzeptieren, dass die Deutschen nur noch fifty-fifty teilen und nicht mehr bruederlich...?