Also, mein Mann und ich haben Ende 2005 den Entschluss gefasst nach Kanada zu gehen. Naja, eigentlich hab ich meinem Mann gesagt - nachdem er durch familiäre Auseinandersetzungen aus dem Handwerkerbetrieb seines Vaters ausgeschieden ist (nett gesagt) und wir unsere Zukunft neu orientieren mussten und dabei auch das Ausland in Erwägung gezogen haben - guck mal in Kanada. Weil wenn wegziehen, dann richtig. (kurz angemerkt: ich bin in einem kleinem 2000 Seelen Nest aufgewachsen und fühlte mich immer sehr wohl. ich kenne jeden und jeder kennt mich. Und jetzt wohnen wir ca. 3 kilometer vom Ortskern entfernt, fast im Nachbarort, was für mich schon weit weg und wie Ausland war.) Mein Mann ist ausnahmsweise sofort zur Tat geschritten und hat sich kundig gemacht. Internet, Bücher, Job-Fair. Er hat Bewerbungen in Massen geschrieben und auch viele positive Antworten bekommen. Zwischenzeitlich mussten wir feststellen, dass ich schwanger war. Natürlich haben wir uns gefreut. Jetzt war es ja aber umso wichtiger wieder zügig einen neuen Job und eine gesicherte Zukunft zu finden. Wie hielten es für angemessen uns dann das Land mal live anzusehen, anstatt nur in Dokumentationen oder Büchern. So sind wir im April/Mai mit einer Reise im Wohnmobil in Vancouver gestartet. Dort haben wir uns auf den Weg zu unserem Ziel in Toronto gemacht. Unterwegs haben wir uns die verschiedenen Provinzen und mehrere potenzielle Arbeitgeber angeschaut. Da mussten wir auch schon schnell feststellen dass, die dortigen Dachdeckerbetriebe in keinster Weise mit deutschen zu vergleichen sind. Mein Mann hätte zwar grade durch seine guten Qualifikationen überall anfangen können, aber alles was er vor Reiseantritt bereits ausfindig gemacht hatte (alles Initiativbewerbungen), war nichts. Zum Glück waren wir mit Laptop ausgestattet und so schrieb er noch unterwegs verschiedene Branchenvertreter an. Darunter auch den, der unsere e-mail an den jetzigen Chef meines Mannes mit den Worten weiterleitete: Wäre der nicht interessant für Dich? So ergab das eine das andere, dass wir wieder zurück nach Vancouver fuhren.(Wir waren bereits irgendwo bei Salmon Arm) Die Firma dort machte einen sehr guten Eindruck und entsprach auch voll unseren Vorstellungen. Entschieden haben wir uns aber da noch nicht. Unsere Bewerbungsreise war ja noch nicht beendet. Auf der Tour haben wir noch viele interessante Leute kennengelernt. In Toronto bekamen wir noch ein vielversprechendes Angebot. Und die Gegend dort war auch wunderschön und der Flug ist etwas kürzer. Wieder zu Hause wurden dann die für und wider der Arbeitgeber, sowie der verschiedenen Städte abgewogen und entschieden uns für Vancouver. (Uns ist gut, mir blieb gar nichts anderes übrig: mein mann wollte das voll durchziehen und ich hatte einfach nur Angst!!!!, aber ich hatte ja nun einmal den Anstoß gegeben und konnte jetzt nicht einfach wieder einen Rückzieher machen) Dann ging alles relativ schnell. Der neue Chef war per Zufall zur WM in Deutschland und dann noch in unserer Nähe. Er hatte sich um alles gekümmert und die Anträge für ein wp dabei. Die Bearbeitungszeit sollte bis ca. 12 Wochen dauern. "Dann soll es sofort losgehen. Arbeit ist genug da." Das wäre ungefähr Ende August gewesen. Toll ich war am 13. September ausgezählt. Und der Vater dann weit weg in Kanada? Das war für mich das Schlimmste. Zum Glück (oder war es Schicksal) hatten die kanadischen Behörden die Unterlagen verschlampt. So war er bei der Geburt unserer Tochter dabei und konnte noch die ersten Wochen mit ihr genießen. Nachdem wir dann nach einigen Telefonaten rausgefunden hatten, dass die Unterlagen nochmal eingereicht werden mussten, ging alles ganz schnell. Nach einem Tag war die das OK vom dortigem Arbeitsamt da und der Flug konnte gebucht werden. Nun ist er seit Mitte November in Burnaby und hat auch schon unsere neue Wohnung bezogen. Nur die Möbel fehlen noch. Folgen jetzt auch bald. Nur wann wir (meine Tochter und ich) folgen, wissen wir nicht! Wir haben noch ein (mitlerweile) SCHEEIIIßßßß Haus am Bein. Ich hoffe, dass sich in den nächsten Wochen was ergibt und wir endlich wieder einen normalen Alltag führen können - in Kanada! Jetzt freue ich mich aber erst mal auf Mittwoch (Valentinstag), da kommt nämlich mein Liebster zu Besuch. Der Container muss ja gepackt werden.
Genug von mir, bis bald Janine
P.S. Mein Angst, habe ich immer noch, aber ich freue mich auch auf was neues. Nur was mir schwer zu schaffen macht, ist, dass ich meine Familie und Freunde zurücklassen muss. Besonders meinen Vater, zu dem ich ein sehr enges Verhältnis habe und meine Feundinnen, die seit der Grundschule mein Leben begleiten und ich deren Leben.
danke für Deinen interessanten Bericht. Wir sind zwar noch nicht so weit wie Ihr, aber Deine Probleme kommen mir ähnlich bekannt vor. Auch wir hängen noch mit unserem Haus und sind dadurch noch gebunden. Das ist sehr ärgerlich, zumal mein mein überraschenderweise vor drei Tagen schon das erste Jobangebot aus Edmonton bekommen hat. LMO lag schon vor und ... tja, das hätte schnell gehen können. Ich fand das sehr spannend. War nicht weiter schlimm, da wir ja eh nicht gerne (oder nur mit Plan B) in den Westen Kanadas möchten. Aber es hätte ja auch ein Angebot aus dem Osten sein können .... Um jeden Preis möchten und müssen wir das Haus nun mal nicht verkaufen. Aber es zerrt schon an den Nerven.
Die Sorgen mit (hierbleibenden) Familie sind mir - Gott sei dank - ein bisschen genommen worden. Bei mir wäre es meine Mutter gewesen. Zu der habe ich einen sehr, sehr guten Draht. Aber da sie nun in Rente gegangen ist und diese von September bis Mai auf den Kanaren verlebt, ist schon 'mal ein Stück Abstand zwischen uns, um sich an diese Entfernungssituation zu gewöhnen. Sie unterstützt unseren Plan, findet es gut und sagt immer "ob ich nun von Madrid nach Nordfriesland oder von Madrid nach Ostkanada fliege - dat piept sich doch flach". Mich hat diese Aussage sehr beruhigt und im Zeitalter von Internet, Kameras und "Liveübertragung" wird sie ja auch nie so ganz ihre Enkel aus den Augen verlieren.
Um Freunde und Bekannte tut es mir natürlich auch en bisschen leid, aber ich denke, da wird sich die Spreu vom Weizen trenen und gute Freundschaften bringen km bestimmt nicht auseinander.
Ich drücke Dir nun ganz fest die Daumen, wünsche Eurer kleinen Familie alles, alles Gute ... es wird schon (schön) werden. Freue Dich auf diese neue Herausforderung, genieße mit allen Sinnen, finde neue Freunde und Bekannte - nicht jeder bekommt diese Chance. Nutze Sie - was soll schon schiefgehen.
ja, birthe zum glück gibt es das internet und skype. dank diesem habe ich das glück meinen mann jeden tag zu sehen. das macht die lange zeit etwas leichter. und natürlich haben wir schon den familienkreis mit webcams ausgestattet und skype überall eingerichtet. freunde!.... da merkt man schon jetzt wer wirklich ein freund ist. leider muss ich feststellen, dass bereits jetzt sich sogenannte gute freunde rar machen, wahrscheinlich unter dem motto: da lohnt es sich nicht mehr zeit zu investieren! naja ich kann damit leben. ist bei mir bereits aus der kategorie "gute freunde" in "bekannte" gerutscht. was aber hier noch wirklich nervt, ist das gequatsche auf dem land. hier gibt es leider genügend leute, die mit ihrem horizont nicht über die ortsgrenze hinauskommen. natürlich ist das eine richtige sensation und man wird andauernd darauf angequatscht. ich rede gerne mit leuten darüber, die sich wirklich interessieren, doch am liebsten würde ich gar nichts erzählen, weil es sowieso im neuigkeitentratsch anders rüberkommt als es ist und nur schlechte neuigkeiten verbreitet werden. genau aus diesem grund habe ich es auch abgelehnt ins fernseh zu kommen.
als ich das jetzt gelesen habe, musste ich richtig lachen.
Kannst Dir sicherlich vorstellen, was in einer 400 Seelen Gemeinde erzählt wird (besonders im Winter), wenn die Tante-Emma-Laden-Birthe sich vom Hof machen will.
Neuseeland, Norwegen, Australien, Amerika ... ich weiß nicht, was da noch alles bei war. Klar: von "die Ehe ist kaputt" über "da sollte doch das Jugendamt eingeschaltet werden" bis zu "de sünn doch bekloppt, de weten gor nich, wie good de dat hem!" war alles dabei. Manchmal war es sicherlich auch ein wenig verletzend, aber meistens haben wir viel zu lachen gehabt. Bei uns gibt es halt auch Menschen, die NIEEE übern Deich geguckt haben und meinen, hinter dem Elbtunnel fängt der Balkan an.
Aber es gibt eben auch viele, viele andere Kunden, die nachhaken, weil sie das und das gehört hätten, was denn da dran sei und ehrlich ihre Meinung äußern. Da kommt dann auch Zuspruch und Begeisterung von Leuten, wo Du es nie vermutet hättest.
Fernsehen? Vielleicht würde ich es gerade aus den anfangs genannten Gründen machen. Wenn's seriös ist und ich nicht wie der letzte Trottel dastehe, warum nicht?
Bei uns geht es in richtung Woodstock und ich werd als Trucker drüben arbeiten. Veretrag ist da nun warten wir nur noch auf die WP aber anfang April werde ich wohl im Flieger sitzen und wenn alles klapt soll die Fam. dann 3-6 mon. später nachkommen.
Wenn du lust hast bist du auf einen Kaffee eingeladen. (Anrath ist ja auch ein kaff bei MG ) )
hallo fred! sorry, dass ich erst jetzt wieder schreibe. doch bei uns hat in den letzten wochen der ausnahmenzustand geherrscht. unser container war am 23.02 bestellt und da kannst du dir bestimmt vorstellen, was da alles zu tun gab. nun ist mein mann wieder in kanada und meine tochter und ich sitzen in einem fast leeren haus und warten. die einladung zum kaffee nehme ich gerne an. sag mir nur wann und wo.