Tantoo Cardinal (Cree, Métis), geboren im Juli 1950 in Fort McMurray, Alberta, Kanada, wirkte in mehr als fünfzig Film- und Fernsehproduktionen mit. Im März 2006 wurde ihr der "Sun Hill Award" des renommierten Harvard-Film-Archivs überreicht.
Michael Smith (Lakota), Gründer und Präsident des American Indian Film Institute und Festival in San Francisco, organisiert mit seinem Team seit nunmehr 31 Jahren das größte und wichtigste indianische Filmfestival in Nordamerika. Er wuchs auf in der Fort Peck Indian Reservation in Montana und war einer der Aktivisten, die Ende der 1960er Jahre die Gefängnisinsel Alcatraz besetzten.
Die klischeehafte Darstellung der Indianer in Hollywood-Produktionen war Michael Smith seit jeher ein Dorn im Auge. 1975 wurden mit führenden Vertretern verschiedener Stämme Maßnahmen gegen die einseitigen und rassistischen Darstellungsformen in den Medien beschlossen, die u.a. zur Gründung des American Indian Film Festival (AIFF) führten.
Adam Beach (Ojibway) stammt aus Manitoba, Kanada und hatte seinen Durchbruch als Schauspieler mit "Smoke Signals", in dem er eine Hauptrolle spielte. 2001 engagierte ihn der international renommierte Regisseur John Woo für das Kriegsdrama "Windtalkers", in dem Adam Beach neben dem Star-Schauspieler Nicholas Cage als Navajo Code-Talker auftritt. Der talentierte Schauspieler bereitete sich intensiv auf diese Rolle vor und nahm sechs Monate lang Unterricht in der Navajo-Sprache.
Neben der darstellenden Kunst widmet er sich heute mit großem Engagement und in vorbildhafter Weise sozial benachteiligten indianischen Kindern und Jugendlichen.
Joy Harjo (Muskogee) wurde 1951 in Tulsa, Oklahoma, geboren und wandte sich nach ihrem Studium der Kunst- und Theaterwissenschaft am Institute of American Indian Arts in Santa Fe, New Mexico, verstärkt dem Medium Film zu, lernte Saxophon spielen und begann erste lyrische Texte zu schreiben. Als engagierte Künstlerin und Aktivistin ebnete sie den Weg für indianische Literatur und Poesie und setzte sich bis heute insbesondere für die Rechte indigener Frauen ein.
2005 schrieb sie das Drehbuch für den Episodenfilm "A Thousand Roads", den der bekannte indianische Regisseur Chris Eyre für das National Museum of the American Indian in Washington, D.C. produzierte.
Gregory Coyes (Mètis, Cree) wuchs in der kanadischen Provinz Alberta auf und studierte Filmwissenschaft an der "Yale-University". Mit seinem Animationsfilm und der Fernsehserie "Stories from the Seventh Fire" gewann er in Kanada und den USA zahlreiche bedeutende Preise. 1992 engagierte er sich für die Gründung des "Dreamspeakers Film Festival" im kanadischen Edmonton.
Im Jahr 2002 erhielt sein Dokumentar-film "How the Fiddle Flows" auf dem Filmfestival Barcelona den "River is Life Award" – ein wunderbarer Film, der den Ursprung und die Verbreitung indianischer Fiddle-Musik über den Wasserweg bis in die Rocky Mountains thematisiert.
Nakotah LaRance (Hopi) aus Flagstaff, Arizona, wurde im Februar 2006 zum fünften Mal Juniorenweltmeister im Hoop-Tanz. Hoop-Tänzer jonglieren mit über einem Dutzend Reifen, die sie durch akrobatische Bewegungen von Armen und Beinen zu aufwendigen "Reifenskulpturen" formen. Der Sender PAX zeichnete ihn erst kürzlich als einen der talentiertesten Jugendlichen Amerikas aus.
Selbst der weltbekannte Regisseur Steven Spielberg hat Nakotah LaRance für die US-Fernsehserie „Into the West“ engagiert. Im Rahmen von INDIANER INUIT: DAS NORDAMERIKA FILM FESTIVAL sind öffentliche Programme mit Nakotah LaRance ebenso geplant wie Begegnungen mit Jugendlichen und Schulklassen.
Lila Downs wurde aufgrund ihres sozialen Engagements in Mexico eine besondere Einladung von der UNICEF Arbeitsgruppe Stuttgart ausgesprochen. Die Wurzeln der Latin Grammy Award Gewinnerin 2005 sind in den USA und in Mexiko. Als Tochter einer Mixteken-Indianerin und eines Amerikaners kennt sie das Leben auf beiden Seiten der mexikanisch-amerikanischen Grenze, wächst sie doch vornehmlich in der mexikanischen Provinz Oaxaca, aber auch in Minnesota und in Südkalifornien auf.
Sie studiert Musik und Anthropologie an der Universität von Minnesota und beginnt eine Ausbildung zur Opern-sängerin. Erst später entdeckt sie die Musik als Schlüssel ihrer indigenen Herkunft. Ihren internationalen Durchbruch hat die Musikerin durch die Mitwirkung in dem Oscar-gekrönten Film "Frida" über das Leben der mexikanischen Malerin Frida Kahlo. Mit ihrem Partner Paul Cohen, einem amerikanischen Saxophonisten, entwickelt sie eine ganz neue Mischung aus indigenen Musikformen, mexikanischen Volksliedern, Jazz-Musik und klassischem Gesang. Lila Downs hat einen scharfen Blick für Leid, Ungerechtigkeit und politische Missstände.
"Wir haben alle eine Verantwortung für unsere Mitmenschen", sagt sie in einem Interview. "Alle Menschen verdienen unseren Respekt, egal wer sie sind und woher sie kommen."
Heute ist der letzte Tag des Nordamerika-Filmfestivals. Habe mir einige Filme angesehen. Besonders empfehlen würde ich zwei Filme:
"MUFFINS FOR GRANNY"
Dok.Film Kanada 2006 Regie Nadia McLaren
Nadia McLaren, Künstlerin und Schriftstellerin, widmet ihren ersten Spielfilm der Lebensgeschichte ihrer eigenen Großmutter, einer Ojibwa aus dem nördlichen Ontario. Wie diese und sieben andere Alte, die als Kinder in den Reservatsinternaten aufwachsen mussten und von der Zeit stark geprägt wurden, erzählt Mclaren in einer Mischung aus home movie-Ausschnitten und animierten Sequenzen. Diese Geschichte von acht Überlebenden ist voller Charisma.
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Den Film kann man sich auch am 01.04.07 im Kommunalen Kino in Bremen ansehen, 18 h.
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Die Filmemacherin Nadia McClaren ist erst 23 Jahre alt und wurde für diesen Film in Toronto ausgezeichnet. Ihre Großmutter, deren Lebenszeit sie aufzeigte, starb am 23. April 2003.
"Granny mother - she was my greatest gift!" "She told me when she past away about Muffins...."
Auch Roy Thomas, der im Film sehr bewegend über seine schreckliche Kindheit / Jugenzeit sprach, ist inzwischen verstorben (da war er ca. 55 Jahre).
Die Filmemacherin Nadia McLaren fand leider keinen Sponsor, der ihr die Reise zum Film-Festival bezahlte (so Gunter Lange), sie wäre gerne gekommen.
Der Film zeigt auf, wie von 1892 bis 1996 die indianischen Kinder den Eltern mit 4 Jahren entrissen und in eine Residential School gesteckt wurden und dort misshandelt, gequält, missbraucht, zwangsbekehrt uvm.
Immer wieder hörte / sah man 8 Zeitzeugen, die dort ähnlich schlimme Schicksale erlebten, sowie alte Fotos aus dieser Zeit und auch Original-Filmdokumente.
Viele der Mädchen wurden mehrmals schwanger in der Zeit in den Residential Schools (von Weißen). Eine alte Frau berichtete unter Tränen, wie sie als 14jährige zu ihrem Betreuer gerufen wurde. Er meinte, es wäre jetzt Zeit, mit dem Rauchen anzufangen und gab ihr ein Päckchen Zigaretten und zog sie auf seinen Schoß und sie musst ihm zu Willen sein. Immer wieder versuchte sie, zu flüchten bei anderen Gelegenheiten. Alle, die im Film aussagten, waren später lange Zeit vom Alkohol abhängig.
Zitat aus dem Film:
"I create that world for myself - want to like it"..."They took us all - the whole Nations - this land - my home - has spoken".... "The silence has been broken. There is a sense of hope, cause the people are speaking about " Zitat eines Natives....
"The moment, when we were separated from our parents - I will never forget." __________________
Der Film "Unnatural & Accidental ging unter die Haut.
Die Hauptdarstellerin Tantoo Cardinal erzählte uns, dass sie ihre Mutter selber durch Gewalt verloren hat. Da der Massenmörder, um den es im Film ging (ein Friseur), noch nicht angeklagt war, in der Zeit, als der Film gedreht wurde, hat man aus rechtlichen Gründen einfach im Drehbuch einen "Mechaniker" aus ihm gemacht. Er verstarb nach Drehende (wie er verstorben ist, ist immer noch unklar - der Regisseur hat es in einem Zeitungsartikel gelesen...), er wurde wie gesagt nie angeklagt. Tantoo Cardinal lebt und arbeitet in Vancouver. Das Buch wurde ursprünglich als Theaterstück geschrieben von Marie Clements.
UNNATURAL & ACCIDENTAL von Carl Bessai
Rebecca erfährt am Sterbebett ihres Vaters, dass ihre Mutter Rita noch lebt. Die Suche nach ihr führt sie in die Eastside von Vancouver und in die Nähe eines psychopathischen Täters. Ein Serienkiller hat es auf indianische Prostituierte abgesehen. Seine Opfer findet er in der heruntergekommenen Eastside, wo Verzweiflung, Alkoholismus und Prostitution herrschen. Er nähert sich den Frauen, gibt vor, ihnen helfen zu wollen, kauft ihnen den notwendigen Alkohol und tötet sie schließlich, wenn sie volltrunken sind. Rebecca, selbst Mestizin, trifft bei der Suche nach ihrer Mutter und nach ihrer eigenen Identität auf den seit mehreren Jahren wütenden Mörder. Doch sie ist nicht allein, die Seelen der toten Frauen begleiten und beschützen sie. Was vordergründig wie ein Thriller anmutet, thematisiert die Missachtung der kanadischen Gesellschaft ihren Ureinwohnern gegenüber. Abgeschoben in ein Ghetto, fristen sie ein tristes und für sie gefährliches Dasein. In den vergangenen 20 Jahren wurden in Kanada über 500 Frauen indianischer Abstammung ermordet, oder sie gelten als vermisst im Zusammenhang mit einem Gewaltverbrechen. Der politisch ambitionierte Film taucht mit mystischen Bildern auch in die spirituelle Welt der Indianer ein.
„UNNATURAL & ACCIDENTAL combines vivid elements of the art-house genre, with striking features of the commercial thriller genre.“ Carl Bessai
Biografie:
Carl Bessai stammt aus Edmonton und studierte Film am Ontario College of Art and Design und später an der York University in Toronto. Er drehte zuerst Dokumentarfilme, die unter anderem auf dem San Francisco Film Festival ausgezeichnet wurden, bis er 1999 mit JOHNNY sein Spielfilmdebüt gab. Er arbeitet als Regisseur, Kameramann und Produzent. Carl Bessai veranstaltet auch das Whistler Film Festival und den First Weekend Club/Canada Screens – zwei Kulturinitiativen, die sich für kanadische Filme einsetzen. Er ist zudem der Präsident der Produktionsfirma Raven West Films und arbeitet an einer Spielfilmadaption der preisgekrönten Novelle „The Underpainter“ von Jane Urquhart.
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Wir konnten uns am Rande des Film-Festivals auch mit Schriftstellerin und Musikerin Joy Harjo unterhalten und einigen Lakota-Filmemachern.