Vielleicht gibt es noch mehr Bücher (nicht unbedingt von kanadischen Schriftstellern oder Auswandererbücher), die Geschichten, Erzählungen in und um Kanada beinhalten.
Ich lese oft Bücher (zu Ende) in dem dementsprechenden Land, in dem ich mich gerade aufhalte und wenn das Buch einen direkten Bezug zu diesen Ländern hat. Hab das so in Istanbul, Russland, den Niederlanden, in Kroatien und anderswo gemacht....
Zu keiner Zeit war Irving in seinen Romanen zimperlich oder gar prüde, ging es um die Schilderung zwischenmenschlicher Beziehungen. Möglicherweise verschreckt er nun aber einige Fans, denn die Wörter Penis und Brüste sind von Anfang bis Ende anscheinend unvermeidliches Begleitmaterial bei der Suche Jacks nach seinem Vater William.
Wie Jack Burns hat Irving seinen Vater nicht gekannt. Und das macht sicher eine Stärke des Buches aus: die Intensität der Gefühle, die Sehnsucht, die unerklärliche, aber spürbare Bindung zu einem unbekannten Menschen. Um mehr Distanz zu seinem Protagonisten zu bekommen, übertrug der Schriftsteller nach Vollendung des Romans die Handlung von der ersten in die dritte Person, schreibt die "Brigitte". Klar war dem 63-Jährigen aber auch, "dass die Themen des Buches jeden, der auch nur ein halbes Gehirn hat, darauf bringen würden, mich zu fragen, ob mir das auch passiert ist."
Eine andere Stärke seines Werkes ist die penible Zeichnung verschiedener skurriler Typen, die Jack zeitweise oder jahrelang begleiten. Natürlich gehört Jack selbst dazu. Und auch seine Mutter Alice, eine Tätowierkünstlerin, ist eine jener eigenartigen, liebenswerten Figuren. Die junge Frau wird noch vor Jacks Geburt sitzengelassen von ihrem Liebhaber, dem Organisten William Burns. Der Musiker - süchtig nach Frauen und Tätowierungen - verschwindet zwar aus Alices Leben, nicht aber aus Jacks. Schon im Alter von vier Jahren begibt sich der Junge mit seiner Mutter von Kanada aus nach Europa, um William aufzuspüren - anhand eben dieser Wegweiser: Tätowierungen und Liebschaften.
Resigniert, weil erfolglos, kehrt Alice mit ihrem Sohn nach Kanada zurück und wendet sich nach enttäuschenden Beziehungen schließlich ihrem eigenen Geschlecht zu. Jack durchlebt indessen seine Schulzeit, wird mit zehn Jahren von einer sexsüchtigen Matrone verführt und entwickelt seither eine Vorliebe für ältere Frauen. Seine eigentliche, mehr oder weniger platonische Geliebte jedoch wird über Jahrzehnte Emma sein, eine Freundin, die Jack schon früh in die Geheimnisse der Erotik einführt und bis zu ihrem Tod seine Intima bleibt. Der Junge wird Schauspieler - nein, ist es bereits von klein auf, wie Alice fachkundig feststellt. Und erfolgreicher Drehbuchautor, der schließlich einen Oscar einheimst. Auch Irving gewann die Trophäe für das Drehbuch zu seinem wohl erfolgreichsten Roman "Gottes Werk und Teufels Beitrag".
Die Suche nach William geben Alice und Jack auf. Praktisch jedenfalls. Und doch sucht Jack im Geiste ständig die Verbindung zu seinem Vater, ohne sich immer dessen bewusst zu sein. Und findet sie, ebenfalls, ohne dass ihm das klar ist. Auch weiß er nicht, dass William den Werdegang seines Sohnes aufs Genauste verfolgt - unterstützt von nahezu der kompletten Gesellschaft, die Jack umgibt. Im Gegensatz zu Irving selbst, der seinen Vater nie kennen lernen wird, steht Jack William eines Tages gegenüber - dank der Mithilfe seiner Halbschwester. Und wieder gibt es Parallelen zum Autor. Denn auch seine Halbgeschwister suchen eines Tages den Kontakt zu ihm - auch wenn Irvings Vater dann schon tot ist.
Es hat Längen, das neue Buch des Amerikaners, nicht nur des Umfangs wegen. Und doch ist es ein fesselndes, humorvolles, bewegendes, großartiges Werk. Ein "opus maximus, sein Versuch, die großen Fragen des Lebens zu klären", schreibt die "New York Times" etwas zurückhaltend. Der deutsch-amerikanische Schriftsteller und Literaturdozent Kurt Vonnegut aber lässt der Begeisterung für das Werk seines früheren Schülers John Irving freien Lauf: "Ein gewaltiges Buch und zutiefst menschlich".
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.....Das Buch beginnt in Toronto - (Jacks Mutter hat es so in etwa in Erinnerung .....):
Ich begleite gerade "Jack" im Herbst 1969 (als er vier Jahre alt war) und noch nicht die Vorschule besuchte zur Ecke Pickthall und Hutchins Hill Road in Forest Hill.
Das ist ein wohlhabendes Viertel von Toronto. Dort warten wir auf den Schulschluß, damit er sich die Mädchen einmal ansehen kann.
St. Hilda ist eine konfessionslose Mädchenschule. Das Angebot dort reicht von der Vorschule bis zur dreizehnten Klasse - die es 1969 in Kanada noch gab.
Jack soll in diese Mädchenschule eingeschult werden, obwohl er ein Junge ist.
Die Haupttore der Schule öffnen sich und Mädchen in verschiedenen Stadien strömen heraus. Von Mißmutigkeit bis Überschwang, von Adrettheit bis Schlampigkeit.....
Zum Glück werden nächstes Jahr auch einige wenige Jungens aufgenommen....
"Dich werden sie jedenfalls aufnehmen, dafür werde ich sorgen...".
Jack: "Aber warum soll ich hier zu Schule gehen?"
"Weil es eine gute Schule ist und bei den Mädchen bist du sicher."
"Ich werde bald nach deinem verschwundenen Vater in Nordeuropa suchen und ihn aufspüren....".
Bevor der Vater aus der Stadt verschwunden war, hatte er eine breite Spur durch Halifax gezogen........
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Ein Bekannter hat z.B. "Der Schwarm" von Schätzing direkt in Kanada gelesen.
Der Schwarm von Schätzing ist eines meiner absoluten Lieblingsbücher. Als ich es das erste mal gelesen habe, habe ich es in 3 Tagen verschlungen...
Was ich aber auch gut finde, sind die Bücher von Giles Blunt. Die Handlung spielt in Ontario, in Algonquin Bay und in einem Buch (ich weiß gerade nicht welches) wird schön auf die Hintergründe der Seperatisten und des Bloc eingegangen.´
Danke für den Tipp - hab beim Googeln interessante Kanada-Bücher gefunden von Giles Blunt:
o Gefrorene Seelen
o Kalter Mord (2007)
o Blutiges Eis
o Eisiges Herz (By the time you read this) März 2007
o Vor-Sicht
Wenn es da einen nicht friert!
eisige Grüße
lakota
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OT
noch am Rande ein klein wenig (weg) von Kanada / Irland...
Seite 28
Angela's Ashes
Die Asche meiner Mutter - Irische Erinnerungen
Frank McCourt
Zitat:
...wo vier hungrige Jungs auf Dad warten und seinen Lohn. Nach der dritten Arbeitswoche bringt er den Lohn nicht mehr nach Hause. Die Dunkelheit senkt sich herab und die Lichter gehen an in der Classon Avenue.
Im Radio singt Bing Crosby "Brother, Can You Spare a Dime"?
Die vier Jungs sind halbhungrig ins Bett gegangen, weil Dad sich den Bauch mit Whiskey füllen musste.
Er kommt an die Schlafzimmertüre. "Auf Jungs, auf. Fünf Cent für jeden, der verspricht, daß er für Irland sterben will"......
Nach Kanada, wo man die Baumriesen sägt, Von einer strahlenden Insel geflohn - Hier ist es zwar schön, doch das Herz, ach, es schlägt Für Irland trotz Hunger und Fron.
Deep in Canadian woods we met From one bright island flown. Great is the land we tread, but yet Our hearts are with our own.
Zitat Ende....
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Der Sinn des Reisens ist, an ein Ziel zu kommen, der Sinn des Wanderns, unterwegs zu sein.
1. Jene Sehnsucht nach Gewissheit - Madeleine Thien
Im Leben ist meist nur das gewiss, was nicht mehr zu ändern oder gar unwiederbringlich verloren ist. Und so ist es nicht verwunderlich, dass in dem Roman «Jene Sehnsucht nach Gewissheit» der kanadischen Autorin Madeleine Thien die Trauer eine zentrale Rolle spielt. Was geschieht, wenn man seine Heimat verliert? Wie überwindet man Trauer? Was bleibt von der Liebe? Diesen Fragen geht Thiens außergewöhnlicher Debütroman nach.
Gleich am Anfang steht der überraschende Tod einer jungen Hörfunkjournalistin; in ihren Reportagen beschäftigte sie sich häufig mit Trauerritualen. Nach ihrem Tod sind ihr Mann und ihre Eltern schmerzlich mit der Lücke konfrontiert, die sie hinterlässt. Aber sie war nicht nur eine aufgeweckte, liebenswerte Frau, sondern forschte auch den schmerzlichen Ereignissen in der Familiengeschichte nach.
In dem Roman werden diese in verschiedenen Sequenzen, springend zwischen Gegenwart und Vergangenheit, beleuchtet. Da ist vor allem die Geschichte des Vaters: Er wächst auf Borneo auf und am Ende des Zweiten Weltkriegs erlebt er hautnah, wie die japanischen Besatzer seinen Vater töten. Nicht nur diese Erinnerung, auch die Trennung von seiner Jugendfreundin, die er innig liebt, möchte er am liebsten verdrängen.
Doch seine Tochter deckt diese schmerzliche Vergangenheit auf, indem sie den Vater zum Reden bringt. Sie spürt auch seine Jugendfreundin in den Niederlanden auf. Nach und nach entspinnt sich eine Geschichte, die von Kanada ausgehend zurückführt zunächst in das heutige Malaysia und Hongkong, der Heimatstadt der Mutter, dann weiter nach Australien und schließlich nach Europa.
In das Debüt der 1974 in Vancouver geborenen Autorin sind Momente ihrer eigenen Familiengeschichte eingeflossen....
Wir Normalsterblichen leben Tag um Tag in gesegneter Ahnungslosigkeit. Nichts lässt uns vermuten, dass unsere Missetaten Risse im Universum verursachen - denn schließlich gibt es ja die Hüter, deren Aufgabe es ist, eben diese zu flicken. Die Hüter stammen von Adam und seiner Frau Lilith ab und werden immer wieder an Gefahrenherde gerufen, an denen die Dämonen aus der Hölle entkommen könnten, um unsere Welt in Schutt und Asche zu legen.
Claire Hansen und ihr sprechender Kater Austin werden in ein Hotel in der kanadischen Provinz gerufen. Der alte Hüter verschwindet, so dass Claire plötzlich Hotelchefin ist. In Zimmer 6 schläft seit 50 Jahren eine böse Hüterin. Sie wurde von früheren Hütern dazu verwendet, eine Höllenpforte (kann auch sprechen und führt wunderbare Selbstgespräche) im Heizungsraum zu verschließen. Außerdem stellt sich die Frage, warum Zimmer 4 keine Fenster hat......
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“Es ist merkwürdig, aber von jedem, der verschwindet, heißt es, er sei hinterher in San Francisco gesehen worden.” .......oder auf Vancouver Island.......