Zunächst einmal ein freundliches Hallo an alle Kanadier hier und an die, die es ebenfalls noch werden wollen. Es ist ja keine Pflicht sich am Anfang vorzustellen, aber ich halte es für eine gute Sache, anstatt hier plötzlich in irgendeinem Thread aus dem Nichts aufzutauchen und jeder fragt sich ‚Nanü, wer ist denn die Nase jetzt?’ Finde ich einfach besser, damit die anderen Forenmitglieder schon mal wissen, wer man denn eigentlich ist und was für einen Hintergrund man hat.
Nachdem ich hier schon wochenlang fröhlich mitlese, möchte ich euch zu Anfang zu diesem schönen Forum beglückwünschen, es macht Spaß hier mitzulesen und es ist geradezu ein Füllhorn an hilfreichen und nützlichen Informationen und Erfahrungsberichten. Nun dachte ich es wäre doch mal an der Zeit aus gutem Grund dazu zu stoßen.
Also ich heiße Sven und bin 43 Jahre jung und lebe in der Nähe von Hamburg. Von Beruf bin ich Diplom-Geologe mit über 7 Jahren Berufserfahrung nach dem Studium (ebenfalls 7 Jahre Dauer). Damit falle ich bei der skilled worker class wohl in die oberste Kategorie, also master of science degree plus über 17 Jahre education. Wie in Deutschland gegenwärtig nicht gerade selten, bin ich derzeit aber leider ohne Job. Bereits vor dem Zwangsurlaub habe ich 4 Jahre berufsfremd gearbeitet, bzw. leider arbeiten müssen (schlechter Markt für Geologen hier). Für mich ist der Zwangsurlaub jedoch kein Grund sich zu schämen. Der wesentliche Grund dafür ist nämlich, dass ich dem in Deutschland immer mehr grassierenden Jugendwahn zum Opfer falle. In diesem Zusammenhang war vor nicht allzu langer Zeit ein Artikel in spiegel-online recht passend, aus dem ebenfalls hervor ging, dass insbesondere in Deutschland, so wie in meinem Fall, in der Tat Akademiker trotz jahrelanger Berufserfahrung mittlerweile als schwer vermittelbar gelten, wenn jenseits des magischen Methusalem-Alters von 40. Meine Bewerbungen zähle ich aus psychologischen Gründen nicht. Mehr als 400 eintrudelnde Bewerbungen auf eine ausgeschriebene Geologenstelle sind nämlich durchaus üblich, Chancen also äußerst gering. Kommt dann zusätzlich von der Arbeitsagentur seit unzähligen Monaten ebenfalls rein gar nichts außer eine Anfrage, ob man nicht als Erntehelfer arbeiten möchte, so ist der Punkt erreicht, dass man sich nun dem verstärkt in Deutschland auftretenden Phänomen des ‚brain drain’ anschließen sollte.
Aber nicht, dass nun der Eindruck aufkommt, dass ich desillusioniert oder gar verzweifelt bin. Im Gegenteil, nur mit ordentlich Humor, positiver Einstellung, Aufgeschlossenheit und ‚Arsch hoch’ Mentalität kommt man weiter. Außerdem bin ich sehr flexibel, da ich mir als Single keine Gedanken über Frau und Kinder machen muss. Auch kommen sonst keine anderen Begleiter dazu in Form von Hund, Katze, Maus oder tibetanischem Mäusewürger, um die ich mich kümmern müsste. Hinsichtlich einer Auswanderung werde ich zudem von meinen Eltern voll unterstützt, die wie viele andere auch, die Situation in Deutschland genauso sehen. Das bedeutet, dass wenn es mit der Auswanderung klappt, wovon ich aufgrund meiner Voraussetzungen doch mal ausgehe, ich von ihnen mittels Schenkung mit einem sehr hohen Euro-Betrag als Kapitalpolster auf den Weg geschickt werde, so dass das ganze Vorhaben auch auf sehr soliden finanziellen Füßen steht.
Dennoch werde ich erst rüberdüsen, wenn ich einen festen Arbeitsvertrag als Geologe in den Händen halte. Ich gehöre nicht zu der Fraktion, die nach Art ‚hoppla, hier komme ich, dann wollen wir mal, das wird schon klappen’ blauäugig losfahren und dann vor Ort merken, dass es doch nicht so einfach ist und es auch im Wunschland, oh Wunder, Probleme, Gesetze und Bürokratie gibt und Kosten entstehen und dabei ihre oft begrenzten finanziellen Mittel pö a pö sinnlos verbraten. Enthusiasmus und Begeisterung in allen Ehren, doch dies sollte Sinn und Verstand nicht ersetzen. Beispiele dafür gibt es ja genug. Auch ist es mir vollkommen unverständlich, wie unwissend und naiv viele losziehen. Im Zeitalter des Internets gibt es keine wirklich überzeugende Entschuldigung, sich nicht gründlich im Vorfeld informiert zu haben, um vernünftig vorbereitet zu sein.
Dass das Gras im Wunschland auch nicht grüner wächst ist mir aufgrund meiner Erfahrungen im verschiedenen Ausland selbstverständlich bewusst. Ich habe schon an vielen Orten im Inland und im Ausland für Monate und auch Jahre gelebt. So gibt es reichlich Stationen im Lebenslauf u.a. mit USA. Damit ist natürlich leben und arbeiten gemeint, nicht Urlaub, weshalb ich schon über einen recht guten Erfahrungsschatz in Sachen fröhliches Dasein im Ausland verfüge. Daher wird bei mir wohl auch ein polizeiliches Führungszeugnis von den Amis nötig sein, zusätzlich neben dem obligatorischen deutschen Wisch. Aufgewachsen bin ich als junger Hüpfer nämlich seinerzeit bereits zweisprachig mit 6 Jahren Aufenthaltsdauer in den USA. Nach dem Abi in Washington ging es zum Bund und dort nach dem Englischtest für den integrierten Dienst mit entsprechender Spracheinstufung in Kategorie I gleich weiter zum Nato-Hauptquartier, wo die Dienstsprache natürlich Englisch war. Während des Studiums ging es zwecks mehrmonatigem Berufspraktikums nach Australien. Nach dem Studium folgte dann zunächst Arbeit an der Uni am Institut und dort als Leiter eines Aufbaustudienganges für ausländische Studenten, das Ganze wieder in Arbeitssprache Englisch. Mit der englischen Sprache war ich also schon immer in dieser und jener Form mein ganzes Leben lang ‚konfrontiert’. Deswegen schreibe und spreche ich auch fließend Englisch, auch Fachenglisch und das ohne Akzent. Nun ja, wenn man genau hinhört, dann kann man bisweilen einen leichten Virginia Südstaatenakzent heraus hören. Meine bereits vorhandene Auslandserfahrung wird mir sicherlich bei meinem jetzigen Vorhaben von Nutzen sein. Einiges habe ich mir nämlich dabei zueigen gemacht. Man darf niemals vergleichen und sollte sich mit Kritik und Besserwisserei tunlichst zurück halten. Sich dem Land, den Menschen, den Gegebenheiten sowie den geschriebenen wie auch insbesondere den ungeschriebenen Gesetzen anpassen. Freundlich in den Wald rufen, dann kommt es auch freundlich zurück. Ich bin der Fremde, ich bin der Gast, der an die Tür klopft und somit bin ich in der Bringschuld.
Warum nun eigentlich Kanada? Nun ja, wer schon einmal in Australien bei über 40 Grad im Schatten und brennender Sonne in von Giftschlangen und Giftspinnen versuchtem Gelände gearbeitet hat, der wird sicherlich nachvollziehen können, warum es mich mehr in die gemäßigten und kühleren Breitengrade zieht. Nach all den Infos hier, stellt sich natürlich die Frage, wie ich es am besten anstelle. Es ist ja keine nobelpreisverdächtige Neuerkenntnis, dass es mit PR und skilled worker application locker 2 Jahre und mehr dauern kann. Wäre ich nun Anfang 30 und hätte ich einen Job in D, so würde ich mir keinen Kopf darüber machen und wohl diesen Weg gehen, es beantragen und dann fröhlich abwarten, bis es irgendwann mal eintrudelt und ich los kann. Ist man aber bereits 43 Jahre und ohne Job ist dies keine so günstige Ausgangslage, denn da können 2 Jahre und mehr Wartezeit schon illusorisch wirken. Auch ordentlich Berufserfahrung, Sprachkenntnisse und solide Finanzen werden es ja nicht verkürzen. Also in meiner Lage eher der schlechtere Weg. Bleibt also der Weg über work permit, was ja im Zweifelsfall recht fix gehen kann, wenn man Glück hat, in jedem Fall aber deutlich schneller. Daher verschicke ich derzeit frohgemut meinen auf den englischsprachigen Arbeitsmarkt abgestimmten cover letter und resume überall hin in Kanada auf Anzeigen, wo ich meine Finger drauf bekomme und hoffe natürlich, dass sich ein Arbeitsgeber in meinem Bereich findet für LMO und work permit. Vielleicht finden sich hier ja andere Geologen mit nützlichen spezifischen Tipps. Ich denke für mich wäre es der beste Weg und wenn man erst mal (hoffentlich) da ist, lebt, arbeitet, gedeiht und auch gut Geld nachweisbar mitgebracht hat, dann kann man sich ja vor Ort in Ca dann in Ruhe und entspannter um eine PR gleich kümmern. Wollen wir mal positiv denken.
So, das wäre es erst einmal von mir. Ich freue mich jedenfalls auf einen netten und informativen Austausch und hoffe auf ein Kennenlernen und Kontakt mit Gleichgesinnten von hier in D wie auch natürlich über dem Teich in Ca.
Hallo Sven, wilkommen hier in der Runde, denke mit etwas suchen wirst du viele Antworten auf deine Fragen finden. Hier spielt ja zum Glück das Alter nicht so eine wesentliche Rolle wie in DE bei der Jobsuche somit ist 43 eigentlich noch kein Alter!
Hej Sven, da geht es dir ja ähnlich, wie mir (damals wars, ähem vor 2 Monaten) in Deutschland, außer Bewerbungen nichts gewesen, außer Spesen - oder so. Ich glaube du könntest hier in Alberta auf den Oilfields gute Möglichkeiten haben, wenn ich mich recht erinnere werden hier schon einige Geologen gesucht. Schau dir mal die Classifieds im Calgary Herald an.
Ich habe seit etlichen Äonen morgen mal wieder ein Vorstellungsgespräch (zur Info bin Architektin) und ich muß sagen ist ein gutes Gefühl, von 3 Bewerbungen melden sich 2 Firmen.
wo gibt es denn sowas ..... Na klar - in Calgary zur Zeit. Es ist wirklich schon verrückt was hier zur Zeit abläuft.
Also sei optimistisch, es lohn sich ! Viel Erfolg Andrea
Das stimmt, beim Wühlen im Forum habe ich schon so etliche gute Infos gefunden und in der Forensuche bin ich ein fleißiger Besucher. Das mit dem Alter von Bewerbern ist in D wirklich schon fast hirnrissig zu nennen, da bleibt einem ja schon fast nichts anderes mehr übrig als zu gehen, zum Glück ist das in den meisten anderen Ländern nicht so.
Hallo Andrea
Bist du denn schon in Calgary und hast eine Arbeitserlaubnis? Dann wäre das dann ja schon mal eine erheblich bessere Ausgangslage für dich von den Möglichkeiten der Jobfindung her. Ich weiß, Calgary ist Boomtown und in Alberta ist eine Menge los in der Ölsand Exploration. Ist ja meist in der Gegend von Fort McMurray am äußersten Rand der Calahari. Das Problem bei den Stellenanzeigen für Geologen dort ist aber, dass die Arbeitgeber stets meist schon langjährige Erfahrung im oil sands mining erwarten und zusätzlich fundierte Kenntnisse der Geologie der Athabasca Region voraussetzen. Damit kann ich aber nun beim besten Willen nicht dienen, denn die Vorkommen von Athabasca Oil Sands sind in D doch recht 'übersichtlich'.
Zitat von SvenDas Problem bei den Stellenanzeigen für Geologen dort ist aber, dass die Arbeitgeber stets meist schon langjährige Erfahrung im oil sands mining erwarten und zusätzlich fundierte Kenntnisse der Geologie der Athabasca Region voraussetzen.
Hallo Sven,
der ideale Kanditat hat diese Kenntnisse. Nur mit dem jetzigen Boom sind sie froh ueberhaupt jemanden zu finden. Also bewerbe dich ruhig mal und schau mal wie es so laueft.
Schöne Grüße in die Calahari. Wo bist du denn da gelandet? Ich hab erst mal online gesucht und konnte die Info finden, dass du etwa 40 km NE von Grande Prairie residierst. Wie hat es dich denn dahin verschlagen? Da gibt es wohl sehr viel Gegend, also fast nur Gegend, oder?
Das mit den idealen Kandidaten da hast du wohl einen Punkt. Ich werde mal schauen, was ich an Stellenanzeigen dahingehend finde und vielleicht doch mal einfach drauf los schicken, kost ja nüscht. War halt nur etwas überrascht, dass die Ansprüche da immer so hochgeschraubt waren. Aber in der Not im Boom frisst der Teufel ja Fliegen. Mal schauen, ob ich mich da auf einen Haufen setzen kann.