habe ein paar Fragen an Euch, nachdem ich über die Suchfunktion u.a. widersprüchliche Aussagen gefunden habe:
1.) Stimmt es, dass man als noch nicht Kanadier keinerlei oder schlechtere Chancen hat, über die üblichen (öffentliche) Wege (Jobbörsen, Headhunter, und ähnliches) einen Job in CA zu finden ?
2.) Verbessert es die Chancen falls ein Antrag auf WP / PR /... läuft ?
3.) Mein Traumziel wäre BC (bin ich bestimmt nicht allein!), dort soll doch angeblich der größte Schwerpunkt an IT/TK zu finden sein. Ist das richtig bzw. gibt es Gebiete mit noch höherem Bedarf ?
4.) Wie sind die deutschen Fachkräfte im Allgemeinen angesehen ? Habe nach der Durchsicht einiger Threads ja zum Teil haarsträubende Dinge über deutsche Arbeitssuchende gelesen. Brrr.
Ich hoffe es sind nicht zu viele Fragen auf einmal und bedanke mich für Eure Antworten schon einmal im Voraus.
Die Dichte an IT-Unternehmen steigt mit der Größe der Ballungsgebiete. Somit findest du in Vancouver, Edmonton, Ottawa und natürlich Toronto sicher die meisten. Ich persönlich würde noch Calgary hinzählen.
Inwiefern das auch für deinen Bereich zutrifft, kann ich nicht sagen. Hier könnten sich das Bild durchaus noch gewaltig verschieben.
nach 24 Jahren Erfahrung im IT-Bereich (und mittlerweile 18-jähriger Selbständigkeit, mit Personal) könnte ich wahrscheinlich einige Bereiche abdecken (Bin direkt nach der Schule eingestiegen und habe nebenbei studiert). Ich denke aber um schnellstmöglich nach CA zu kommen werde ich einen der Berufe "under pressure" wählen müssen (obwohl ich lieber in meinen Lieblingsbereichen Consulting, strategische Planung und Ähnlichem aufgehoben wäre). Dies ist auch der Grund warum ich BC angegeben habe ("Database system analyst" o.ä.).
kann dir nur von meinen Erfahrungen berichten. Kurz zu mir. Ich bin Softwareentwickler wobei das nur ein Teil meiner Arbeit ausmacht. Projektleitung, Datenbank Entwurf, ... gehört und gehörte auch damals alles zu meinen Aufgaben. Ich habe damals auch versucht von DE aus einen Job zu finden, allerdings ohne großen Erfolg. Hier kurz die Antworten zu deinen Fragen
Zitat 1.) Stimmt es, dass man als noch nicht Kanadier keinerlei oder schlechtere Chancen hat, über die üblichen (öffentliche) Wege (Jobbörsen, Headhunter, und ähnliches) einen Job in CA zu finden ?
Keine Chancen würde ich nicht sagen, aber sicherlich keine guten Chancen. Die Skepsis kanadischer Arbeitgeber im IT Bereich gegenüber Menschen mit Ausbildung außerhalb Nordamerikas ist sehr hoch. Headhunter meinten damals ich solle mich melden sobald ich im Land bin, vorher gibt es wenig Chancen.
Zitat 2.) Verbessert es die Chancen falls ein Antrag auf WP / PR /... läuft ?
Ich würde sagen nicht wirklich. Du mußt vor Ort sein.
Zitat 3.) Mein Traumziel wäre BC (bin ich bestimmt nicht allein!), dort soll doch angeblich der größte Schwerpunkt an IT/TK zu finden sein. Ist das richtig bzw. gibt es Gebiete mit noch höherem Bedarf ?
Wurde ja schon beantwortet. Die Gegend in und um Toronto ist vermutlich besser, würde ich sagen.
Zitat 4.) Wie sind die deutschen Fachkräfte im Allgemeinen angesehen ? Habe nach der Durchsicht einiger Threads ja zum Teil haarsträubende Dinge über deutsche Arbeitssuchende gelesen. Brrr.
Es gibt sicherlich keinen Bonus als Deutscher. Das größte Problem ist die unterschiedliche Ausbildung. Ansonsten kann ich wenig dazu sagen da ich selbständig bin.
Ich hatte einmal ein interessantes Gespräch mit einem potentiellen Arbeitgeber die einen Junior SW Entwickler suchten (das war wenige Wochen vor meiner Abreise aus Deutschland und der Zeitfaktor hätte sicherlich gepaßt). Er meinte während dem Gespräch das ich überqualifiziert sei und er befürchte, dass wenn er mich einstellt er mich nicht auf Dauer halten kann mit dieser Position. Ich versuchte ihm zu erklären das ich gerne SW entwickle und das sicherlich kein Problem ist und ich denke das ich mit der Firma wachsen kann. Sollte sich in ein paar Jahren eine andere Position innerhalb der Firma auftun könne ich diese besetzen, insofern er mit mir zufrieden ist. Leider hat es dann aber nicht geklappt jedoch hat er mir viele hilfreiche Tipps. Der wichtigste war, dass ich meine Kentnisse im Lebenslauf nicht angeben soll wenn sie in der Stellenausschreibung nicht aufgelistet sind auch wenn ich diese Kentnisse habe. In meinem Fall waren es z. B. die ganzen Projektleitung, UML, Entwurfsmuster Kentnisse die ihm zeigten das ich kein Junior mehr bin.
Du schreibst das du 24 Jahre Erfahrung hast, d. h. du bist sicherlich irgendwo in den 30ern oder Anfang der 40, richtig? Da ist es leider wie in Deutschland auch, dass man schon irgendwie zum alten Eisen zählt, was natürlich blödsinn ist. Hatte auf monster oder workopolis mal darüber gelesen, dass es für über 40 jährige sehr schwierig wird einen Job in der IT Industrie zu finden.
Das soll dich aber auf keinen Fall demoralisieren. Versuch doch einfach mal ein paar Firmen ausfindig zu machen und rufe an, auch wenn die momentan keine Stelle offen haben.
vielleicht noch meine 2 cts: ich glaube, dass ein hindernis evtl. deine selbstständigkeit sein könnte. Anders als bei Byteloser, der als Freelancer arbeitet, legst du den fokus eher auf deine "18-jährige Selbständigkeit, mit Personal". Für eine Festanstellung kommt das grundsätzlich nicht immer gut - eher im gegenteil, da eine integration in ein unternehmen eine gewisse unterordnung erfordert. wenn du schon so eine lange zeit selbstständig warst, dann wird es mit sicherheit schwierig sich entsprechend anzupassen. daher verwundert es mich sehr, dass du an einer festanstellung interessiert bist. wieso gehst du nicht den anderen weg und wanderst als unternehmer ein? die entsprechenden voraussetzungen solltest du eigentlich erfüllen können. Notfalls kannst du immer noch PR auf skilled worker stellen und mit deinem studium solltest du die punkte auch zusammen bekommen. aber ich glaube für WP stehen deine chancen eher schlecht, weil es in diesem bereich zu viele spezialisten gibt...
danke für Deine tolle Antwort. Du schreibst, dass Du nur von Deinen Erfahrungen berichten kannst. Ich suche genau nach solchen Informationen, da allgemeine Informationen of weniger Aussagekraft haben als ein paar persönliche Erfahrungen (auch wenn sie nur exemplarisch sind). Ich habe mit dem Lesen Deiner Antwort schon wieder ein besseres Bild bzw. weiss, dass ich meine Strategie anpassen/modifizieren muss um mein Ziel zu erreichen.
- Habe mir schon gedacht bzw. aus verschiedenen Informationen abgeleitet, dass Standardbewerbungen nicht unbedingt das bestmögliche Mittel zur Jobsuche sind. Du denkst also ein Vorort-Termin/-Vorstellung wäre besser? Wie hast Du es denn gemacht, da Du ja scheinbar auch in einer ähnlichen Situation warst ?
- Ich wollte zwar den Standardweg PR von Anfang an einschlagen (wegen der Sicherheit meiner Familie), habe aber seit dem Besuch hier meine Meinung ein wenig geändert.
- Ob BC oder ON würde ich dem höheren Ziel CA unterordnen. Für mich ist wichtig, das ich in das Land komme von dem ich schon als 12-Jähriger träumte. Vielleicht habe ich zulange gewartet, aber im Leben kann man/frau (leider) nicht immer alles vorbestimmen.
- Dein Tipp mit dem Weglassen von Qualifikationen war völlig neu für mich. Ich kann mir allerdings die Begründung sehr leicht zu eigen machen. Danke für den Hinweis. Ich würde (da es ich ja um einen Neuanfang handelt) auch ohne Probleme weiter unten anfangen, ich denke jeder gute und wachsame AG wird schon sehen wenn man/frau mehr bringt als man muss.
- Deine Vermutung ist richtig: Ich bin Anfang vierzig. Dieses hat den großen Vorteil, dass man/frau auch in schwierigen Situationen nicht so schnell aus der Ruhe gerät und den Überblick behält, aber (wie Du schon richtig feststellst) wünschen sich viele AG einen 30 - 35 jährigen mit 25 Jahre Berufserfahrung und mindestens 10 Jahre in leitender Position .
- Ich möchte Dir auch für Deine aufmunternde Worte danken. Es ist schon so, dass einen die Realität manchmal schnell wieder auf den Boden bringt. Ich bin mir jedoch sicher, dass ich nur den richtigen AG finden muss. Bei einer Deckungsgleichheit von seinen und meinen Vorstellungen bekommt dieser mindestens 120 % für das was er bezahlt.
Lass mich Dir nochmals danken, Du hast mir sehr geholfen.
Danke für das Willkommen (fühle mich hier sehr wohl, liegt wohl auch an den netten Leuten!).
Deine Begründung, dass die Selbständigkeit ein Hinderniss sein könnte mag wohl war sein. Dieses inbesondere wenn man an die Unterordnung innerhalb eine Firmenstruktur denkt. De Facto ist es jedoch so, dass man als Selbständiger (oder Freelancer) nicht einen, sondern ´zig Vorgesetzte hat (frage ´mal Byteloser). Und zwar will jeder Kunde Dein alleiniger Chef sein (mit allen seinen Eigenheiten) und auch so behandelt werden, so das man/frau am Schluss in jeder Festanstellung (diesbezüglich) besser bedient ist. Das macht aber auch nichts. In der heutigen Zeit muss man/frau serviceorientiert denken und dies bedeutet; ob selbständig oder angestellt muß man seinen Auftraggeber (oder Chef) und dessen Kunden (oder deren Anforderungen) sehr ernst nehmen und auch entsprechend behandeln. Geht es Deinem Chef gut, geht es Dir gut !
An einer Festanstellung bin ich interessiert, weil ich nach Möglichkeit meinen Neuanfang in CA möglichst sicher (meiner Familie zuliebe) gestalten will. Außerdem ist es auch schön wenn nicht alle Last auf den eigenen Schultern ruht und man sich Verantwortung teilen kann (Gemeinsamkeit macht stark!).
Dein Tipp als Unternehmer einzuwandern ist gut! Habe es mir auch schon überlegt. Die Schwierigkeit liegt eher darin gute Kontakte in einer völlig neuen Umgebung zu bekommen, da hier Empfehlungen schwerer zu bekommen sind. Bist Du etabliert und kennen die Leute Dich und Deine Arbeit ist es quasi ein Selbstläufer (habe in der langen Zeit meiner Selbständigkeit fast alle größeren Aufträge über Empfehlungen und nicht über die Werbung erhalten). Die Empfehler profitieren ja auch wieder aus der Rückkopplung der guten Empfehlung davon, so stösst ein Stein den nächsten an.
Übrigens deine Aussagen sind definitiv mehr als nur 2 cts wert (ich nehme an es handelt sich hierbei um ein geflügeltes Wort)!
Falls Du weiteren Input für mich hast, würde ich mich sehr freuen.
sehe ich etwas differenzierter - wenn du sagen wir mal 10 jahre im unternehmen gearbeitet hast und dann für 2-3 jahre selbstständig warst, dann ist eine re-integration noch halbwegs möglich. bei fast 20 jahren selbstständigkeit und womöglich null jahren abhängigem beschäftigungsverhältnis, sieht die sache etwas anders aus. es mag sein, dass du "viele chefs" hast. es geht aber nicht nur um die chefs oder vorgesetzten, sondern um die kollegen und die interne vernetzung. je größer das unternehmen, desto wichtiger das persönliche netzwerk. als angestellter wirst du dich sogar "untergebenen" fügen müssen, da nicht immer alles gemacht wird, wie der chef es möchte. Und wenn der vorgesetzte manchmal nicht spurt, dann haben die mitarbeiter auch durchaus die möglichkeit sich ihres chefs zu entledigen (anschwärzen bei chef-chef, 180 grad mitarbeiter-bewertungen, etc.).
ZitatGeht es Deinem Chef gut, geht es Dir gut !
eben nicht: wird dein chef z.b. abgesägt, heisst es nicht, dass es dir deshalb schlecht geht - du kannst ja quasi auf seinem stuhl landen. oder er wird "wegbefördert", etc.
meine erfahrung mit chefs bei kleinen firmen (=geschäftsinhaber) waren relativ schlecht: mangelnde kompromissfähigkeit gepaart mit diktatorischer durchsetzung. ich will dies nicht negativ bewerten, denn sie tragen letzlich auch das gesamte risiko - entsprechend verhalten sie sich jedoch. aber die zusammenarbeit in größeren firmen ist anders...
but anyway, du musst selbst wissen, was für dich das beste ist.
Du magst Recht haben, nach so langer Selbständigkeit vergisst man/frau vielleicht auch die Sichtweise eines Angestellten. Ich bin als Selbständiger jedoch auch in den Strukturen einiger meiner Auftraggeber regelrecht eingebettet (mit übergeordneten Controllern), aber ich gebe Dir recht: Es ist etwas anderes! So könnte ich einfach sagen: Ich habe keine Lust mehr (da kein direktes Abhängigkeitsverhältnis besteht).
Was die Unterordnung betrifft muss ich Dir sagen, dass ich 7 Jahre (zu Beginn meiner Laufbahn) im militärischen Bereich war. Unterordnung pur !!! Es hat mir aber trotzdem sehr viel Spaß und Freude gemacht (vor allem wegen des kameradschaftlichen Faktors).
Deine Aussagen bezüglich der genannten "Spielregeln" (anschwärzen, etc.) sind vollständig und komplett gegen meine innere Überzeugung! Sobald so etwas nötig sein sollte, wäre dies einer der ganz wenigen Gründe für mich eine Firma zu verlassen. Ich hasse und verabscheue diese Art des Vorgehens! Lieber suche ich zehnmal länger um einen passenden Job in einer Firma mit entsprechender Firmenkultur und dem freundlichen Umgang untereinander zu finden. Dies waren auch die einzigen Gründe bisher um mich von Kunden zu trennen.
Es tut mir sehr leid zu hören, dass Du solcherlei Mist aushalten musstest. Ich kann Dich aber auch insofern verstehen, dass wenn man/frau in "die Ecke" gedrängt ist und keinerlei Ausweg mehr sieht, man/frau anfängt zu "beißen". Es gibt solche A... (zensiert) als Chefs leider auch. Meine Philosophie ist anders und meinen Mitarbeitern gefällt es (so hoffe ich jedenfalls und das Feedback beweißt es auch). Prinzip: Geben und nehmen!
Quintessenz: Ich weiß nicht ob Du Recht hast oder nicht, da ich bislang (Gott sei Dank!) keinerlei derartige Erfahrungen gemacht habe und ich werde (jetzt erst recht) mein Bestes tun um einen guten AG (mit freundlichem Umfeld) zu finden!
Du hast mit Deiner Aussage mir wiederum geholfen einen (bisher nicht bedachten) Punkt aufmerksam in meinen Planungen zu berücksichtigen! Danke.