(Fahrzeug stand im September 2006 am Inner Harbour in Victoria... God bless America...)
Mich würde eure subjektive oder objektive Meinung interessieren zum Verhältnis Kanadier zu den US-Amerikanern und umgekehrt.
Hier in Deutschland wurde mir immer wieder gesagt, dass das Verhältnis der Kanadier zu den US-Amerikanern nicht ganz einfach wäre. Mir war auch bekannt, dass die Kanadier außerhalb und innerhalb Kanadas gerne "Flagge" zeigen....
Vielleicht sollte man unterscheiden zwischen dem politischen Verhältnis und dem persönlichen Verhältnis von Kanadiern und US-Amerikanern.
Meine Erfahrungen beim Kontakt mit Kanadiern in British Columbia überraschte mich. Alle meine Freunde und Kontakte waren sehr positiv zum Nachbarn USA eingestellt. Nicht eine negative Äußerung über die Bewohner im Nachbarland USA. Ist das B.C.-typisch? Es waren Bekannte und Freunde aus Vancouver, Victoria und überall aus Vancouver Island. Liegt es daran, dass sie verwandt sind mit den Amerikanern, dass es nur ein Katzensprung rüber ist in die USA?
Ein kanad. Freund hatte mir dieses Jahr einiges zu sagen über die Beziehung Kanada / USA. Es gäbe keinen Unterschied in der Sprache z.B. in Washington State und B.C., auch von der Menthalität wären sie sehr ähnlich. Er ist oft in Washington State. Er betonte aber, dass er in den Südstaaten einen anderen Eindruck hatte. Er sagte: Wir sind beide gleich. Der einzige Kritikpunkt war das Verhalten der Natives in USA bezüglich des Wale killens. Auch Kritik an kanadischen First Nations, die die Fischereirechte ausnützen würden und z.B. sich vom Verwandten im Reservat steuerfrei ein Auto kaufen lassen würden, um es dann mit viel Profit zu verkaufen u. a. Noch was:
Dieser kanad. Freund aus Vancouver Island war d. Jahr unterwegs zu einer Hochzeit / FAmilie nach Washington State im Sommer über Vancouver in die USA. Er ärgerte sich sehr, dass es 5 Stunden an der Grenze für ihn gedauert hat. Grund: Die Grenzbeamten haben gründlich kontrolliert. Natürlich nichts bei ihm gefunden.
Ein kanadischer First Nations (Chief of Chiefs der Coast Salish in North Vancouver) konnte mir nur Positives über die US-Amerikaner sagen. Zudem wohnen viele seiner Verwandten in Washington State (natürlich auch in Manitoba, Ca.) Auch die beiden First-Nations-Frauen, Marie und Sharalee aus Victoria, Coast Salish und Gistkan People, sehen die USA-Bewohner als Brüder und Schwestern.
Kanadische Freunde aus Victoria (einer arbeitet im British Columbia Museum, ein anderer für die Regierung...) bestätigten mir, dass die US-Nachbarn Freunde sind, es gäbe eine große Verbundenheit. Einziger Kritikpunkt wäre die "Todesstrafe in den USA".
Der "Einzige", der hier in Europa "leise" über die US-Amerikaner meckerte und es in kleinen Gesten auch zeigte (z.B. bei der Fußball- WM 2006 gegen USA, egal gegen wen sie gespielt hatten...angefeuert..), der ist für Kanada seit über 25 Jahren in der Armee, im Moment im Irak zusammen mit US-Armee-Angehörigen. Er hat natürlich Erfahrung auch in anderen Kriegsgebieten und Krisenherden in Kuweit und Bosnien.... Er gibt offen zu, dass er die Amerikaner nicht besonders mag, er kommt aus Alberta, ist aber in Quebec geboren, lebt im Irak und Deutschland und Canada. Pendelt hin und her.
Ein junger Student, den ich letzten September 2006 Samstag abends in Victoria traf, hat sogar auf eine Rikscha-Fahrt mit uns verzichtet (er hatte uns angesprochen), weil er sich lieber anstellen wollte, um eine Karte für 86 can. Dollar zu bekommen, um eine kurze Rede von Bill Clinton anzuhören (der letztes Jahr damit 10 Mio US Dollar damit verdiente und seiner Frau Hillary das Geld gibt für den Wahlkampf, den Beitrag hatte ich hier schon mal erwähnt...). Selten habe ich so strahlende Augen in Kanada gesehen wie von dem Studenten, als ob er dem Papst, Mick Jägger und Pamela Anderson gleichzeitig begegnen würde....
Ist das von Provinz zu Provinz verschieden? Dass z.B. die Einwohner von B.C. eine bessere Beziehung zu den US-Amerikanern haben?
Hier teils nicht so aktuelle Ansichten, aber trotzdem interessant zu lesen:
Zwischen den USA und Kanada befindet sich die längste unbewachte Grenze der Welt. Es ist eine Grenze zwischen Freunden, aber auch Einfallstor für Terroristen und Schmuggler. Undercover-Agenten haben die Durchlässigkeit getestet und dabei Erschreckendes festgestellt. Der eigenwillige Nachbar Kanada ist kein unkritischer "kleiner Bruder" der USA
2.)
Der eigenwillige Nachbar Kanada ist kein unkritischer "kleiner Bruder" der USA
Was definiert die Kanadier? Wie unterscheiden sich die nördlichen Nordamerikaner von ihren südlichen Nachbarn, den USA? Nicht der Ahornsirup, die kanadische Flagge oder die englisch-französische Zweisprachigkeit, nicht die Abbildung der Queen auf den kanadischen Münzen und die hochgehaltene Commonwealth-Tradition, auch nicht etwa eine engere Beziehung zur Natur oder gar der Nationalsport Eishockey sind es, wodurch sich die Kanadier definieren und vom großen Bruder USA abgrenzen. Fragt man Experten, geben sie eine eher überraschende Antwort: Kein klassisches Nationalsymbol, sondern das Gesundheitssystem dient in Kanada zur nationalen Identifikation....
Ähnlich und doch nicht gleich Kanada und die USA: eine friedlich-gespannte Nachbarschaft
...Und dennoch sind die Kanadier entschlossen, auf einem von den Vereinigten Staaten dominierten Kontinent ein Volk für sich zu bleiben. Dabei sind Kanadier mehrheitlich nicht instinktiv antiamerikanisch eingestellt - obwohl eine Minderheit diese Haltung vertritt. Sie wollen lediglich keine Amerikaner sein.
Deshalb tragen junge Kanadier, die in Europa unterwegs sind, das rote Ahornblatt auf dem Rucksack - damit niemand sie für Amerikaner hält. Auch manche junge Amerikaner greifen zu diesem Hilfsmittel und erhoffen sich davon einen freundlicheren Empfang....
Die politischen Werte der Kanadier sind viel mehr „europäischer“ als US-Amerikanisch; folgende Unterschiede sind deutlich zu erkennen:
1. Kanadier sind gesetzestreuer als Amerikaner und eher bereit Einschränkungen ihrer persönlichen Freiheit für die Aufrechterhaltung der Ordnung zu tolerieren. In den USA dagegen wird Gesetz primär für die Verteidigung individueller Freiheiten betrachtet. 2. Im Gegensatz zum amerikanischen Prinzip der Selbstverantwortung treten die Kanadier verstärkt für kollektive Vorsorge und Hilfe durch einen aktiven Staat ein. 3. Kanadier zeigen mehr Respekt und Vertrauen gegenüber der politischen Führung und akzeptieren in der Regel auch Entscheidungen die ihnen nicht gefallen. 4. Kanada will kein melting pot für verschiedene Kulturen sein, sondern zielt auf Multikulturalismus.
Gruß lakota
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Zitat des früheren Premier-Minister Trudeau:
"No matter how you try, you can't ignore it if you're sleeping next to an elephant. Every time it moves even a tiny bit, you feel it...!"
Ich habe wirklich noch keinen Kanadier getroffen der nicht direkt oder indirekt ueber die USA negatives zu berichten weiss, die meisten fahren mal zum Urlaub in die USA oder momentan auch zum shoppen aber im Prinzip wuerde ich die Kanadier nicht gerade als USA freundlich bezeichnen. Dies wuerde natuerlich kaum ein Kanadier oeffentlich zugeben.....
Zitat von andy28Ich habe wirklich noch keinen Kanadier getroffen der nicht direkt oder indirekt ueber die USA negatives zu berichten weiss, die meisten fahren mal zum Urlaub in die USA oder momentan auch zum shoppen aber im Prinzip wuerde ich die Kanadier nicht gerade als USA freundlich bezeichnen. Dies wuerde natuerlich kaum ein Kanadier oeffentlich zugeben.....
Ich schon! Und das waren keine flüchtigen kanadische Bekannte. Es waren Freunde aus B.C., mit denen ich offen reden konnte - über Religion, Politik, also lauter Tabu-Themen.
Eher im engerene deutschen Bekanntenkreis kommen öfters die Aussagen: Ich werde niemals amerikanischen Boden betreten....., so lange die Amerikaner im Irak sind oder Bush an der Macht ist und es die Todesstrafe gibt usw......
Selbst im engsten Freundeskreis ist das so und ich sehe es anders. War letztes Jahr nach Seattle eingeladen worden von einem Bekannten, der für die Nationaparks um Seattle herum verantwortlich ist. Meine deutsche Reisebegleitung weigerte sich schon vorher, mit mir nach Seattle zu gehen ----> Niemals USA. Im Nachhinein ärgere ich mich, dass ich nicht alleine kurz rübergeflogen bin und die Einladung angenommen habe.
Ein bisschen waren wir ja in den USA mit dem Whale Watching vom Boot aus....
Dass ein kanadischer Soldat, der in Bagdad und anderen Städten dort seit Beginn des Krieges stationiert ist - ob red zone oder green zone, sich kritisch über die US-Amerikaner äußert, kann ich nachvollziehen.
Gruß
lakota
OT!
Ich kopiere mal der einfachheithalber einen Mailauszug, das ich 2006 über meinen kanadischen Bekannten schrieb, der seit Kriegsbeginn u. a. im Irak stationiert ist:
Mit Larry sprach ich immer mal wieder. Er war sehr erfreut darüber und mit der Zeit berichtete er doch einiges von sich. Dass er seit einigen Jahren in Bagdad wäre und für das Wohl von über 4.500 Soldaten sorgte und sonst dort einiges organisieren würde.
Ein sehr gefährlicher Job, er hat sich ihn sich selber herausgesucht. Davor war er in Kuwait und Bosnien und vielen anderen Ländern, dort war es nicht minder gefährlich. Manchmal mussten wir unsere Gespräche unterbrechen, weil irgendeine Explosion oder Schießerei im Hintergrund war und ich wartete besorgt, bis sich Larry wieder an der webcam meldete, die weiterlief. „Alles ok hier“, keiner verletzt, wir können weiterreden. Ich gewöhnte mich daran.
Larry war zu dem Zeitpunkt in der roten Zone in Bagdad. Die gefährlichste Zone.
Er sollte in Kürze in noch eine gefährlichere Zone (red zone) versetzt werden, wo es täglich viele Verluste gab. Er wollte das so und wirkte gelassen, es war seit 25 Jahren sein Job. Kontakte zu Frauen von der Armee waren unter Strafe verboten. Auch heimlich unternahm keiner den Versuch, eine Beziehung einzugehen, wer es versuchte, wurde sofort heimgeschickt.
Mit Einheimischen war das eh nicht möglich. Es gibt relativ viele weibliche Armee-Angehörige im Irak. Lt. Larry sind es meist Afro-Amerikanerinnen. Seine Truppe war international, ob Norweger, Schweden, Franzosen, aber meist Amerikaner. Er muss täglich ca. 10-12 Stunden arbeiten (7-Tage-Woche), es gibt keinen freien Tag. Morgens holt er am Kasernentor Irakis ab, die dann für die Armee arbeiten und eingeteilt werden, man muss immer mit Überraschungen und dem Schlimmsten rechnen. Larry muss auch öfters außerhalb der Kaserne zu verschiedenen Standpunkten und Einsätze, oft mit Irakis dabei. Gefährlich ist es allemal.
Abends saß er dann in seinem Zimmer in der Kaserne und chattete mit seiner / meiner Freundin Betty. Einmal, ganz am Anfang chatteten wir zu dritt und er schrieb, dass er schnell sich in Sicherheit bringen muss, überall gäbe es Explosionen und wir bangten 20 Minuten, er meldete sich wohlauf zurück.
Manchmal rief er sie vom Kompanie-Telefon aus an oder schickte ihr auch ein Mail vom Truppen-PC, wenn sein Rechner nicht ging. Es gab einige PCs, auch im Aufenthaltsraum.
Letzte Weihnachten schickte ich ihm einige Fotos von meinem Weihnachts-Baum und er war sehr angetan.
Larry hatte im Februar einige Wochen Heimaturlaub und flog über Jordanien nach Frankfurt, dort musste er sich wie üblich melden und dann ging es weiter nach Kanada.
In Kanada ist ein Teil seiner Familie. Ein sehr nahes Familienmitglied ist schwerst geistig behindert durch eine Krankheit. In einem teuren Pflegeheim, dies ist der Grund, warum Larry noch bei der Armee ist. Er unterstützt einige Familienmitglieder und zahlt auch das Pflegeheim, wenn er Heimatbesuch hat alle 3-4 Monate holt er das Familienmitglied aus dem Heim und kümmert sich darum, auch um das Enkelkind, das ohne Vater aufwächst in seinem Haus in Kanada.
Er flog wieder in Richtung Amman ab weiter in den Irak.
Inzwischen nimmt Larry die Aufgaben bei der Armee anders wahr wie bisher, als er den gefährlichen Job vor über 25 Jahren antrat. Er macht sich jetzt viel mehr Gedanken, weil sein Job nicht gerade ungefährlich ist und wegen Betty, die ihm einen neuen Sinn fürs Leben gab. Davor hatte er sich einfach damit abgefunden. Er konnte da wählen zwischen dem Unruhegebiet oder der schlimmen privaten Situation daheim in Kanada.
Die/ der Familienangehörige hatte manchmal Anfälle und schrie herum, beleidigte Menschen in der Öffentlichkeit, geistig umnachtet und war unkontrolliert, wenn er sie ausführte und auch sonst war es nicht einfach. Es hört sich seltsam an, aber er war meist froh in Bagdad zu sein in den letzten Jahren - so schilderte Larry. Jetzt ist es anders, seit er Betty kennt.
Durch die Zeitverschiebung von zwei Stunden und dem täglich Ritual, sich im Internet zu treffen, hat Larry wenig Schlaf und nie einen freien Tag. Er will auf den liebgewonnenen Kontakt mit Betty aber nicht verzichten und geht täglich erst um 2 Uhr nachts ins Bett. Betty ist mir unendlich dankbar, dass sie durch mich Larry kennen gelernt hat.
Zur Zeit ist Larry einige Wochen in der grünen Zone in Bagdad eingeteilt, dort sind die UN-Sicherheitstrupps und es ist sicherer. Ob es sicher genug ist, weiß ich nicht, ich wünsche es ihm und den anderen dort, dass ihnen dort nichts passiert.
Larry will gerne nach Deutschland auswandern und weg von der Armee.
Zu den US-Amerikanern hat er ein gespaltenes Verhältnis.
Larry: Seit Kriegsbeginn ist der Irak jetzt die schlimmste Hölle, die ich je erlebt habe! So schlimm wie jetzt, war es noch nie dort. und anderswo... auf der Welt.