Als neues Mitglied im Forum möchte ich auch etwas Neues einbringen und denke mir, ich poste ein wenig über die Musik aus dem französischsprachigen Teil Kanadas.
Ich habe jetzt mal bewusst den Ausdruck „Québec“ vermieden. Natürlich ist die Provinz Québec (oder Quebec) das frankophone Zentrum Kanadas bzw. sogar ganz Amerikas, aber einige der bekanntesten französischsprachigen Sänger Kanadas stammen ursprünglich gar nicht aus Quebec. Das gilt zum Beispiel für den vor längerer Zeit auch in Frankreich und Belgien sehr bekannten Roch Voisine, der aus New Brunswick stammte.
Die bekannteste Sängerin aus Quebec ist zweifelsohne Céline Dion, und deswegen will ich von ihr hier überhaupt nichts posten. Ich möchte mich lieber auf Sängerinnen, Sänger und Gruppen konzentrieren, die (noch) nicht so bekannt sind – aber dafür gut. (Hat auch den Vorteil, dass solche ihre Clips auf Youtube selber posten und ich kein schlechtes Gewissen haben muss, wenn ich sie verlinke. )
Wir beginnen unsere musikalische Reise in Mexiko – allerdings nur, weil da der erste Clip gedreht wurde. Der Song aus dem Bereich des „Indie Rock“ heißt „Coeur sauvage“ („Wildes Herz“) und wird von Claire Vezine aus Québec gesungen. Wie gesagt, Indie Rock, aber melodisch und mit Ethno-Einflüssen. Eine echte Entdeckung, obwohl der Song schon von 1994 ist:
Wir begeben uns jetzt in die größte Stadt der Provinz Québec, also nach Montréal, und ruhen uns etwas aus . Und zwar im „Montreal Motel“, das vom Musikclown Antoine Gratton besungen wird:
Wir bleiben in Montréal, begaben uns nun aber in einen Club, in dem François Duchesne auftritt. Er behauptet von sich: „Je marche encore“, also: „Ich laufe/gehe noch/marschiere noch“ .
Ich persönlich mag es ja, wenn es in der Musik ein wenig scheppert [img]http://www.my-smileys.de/smileys3/5_1_116[1].gif[/img] ,und finde es daher um so bedauerlicher, dass eine der erfolgreichsten frankokanadischen Rockbands überhaupt, nämlich Corbeau (zu deutsch: Rabe ), schon lange nicht mehr besteht. Das finden aber auch andere, und deswegen findet sich auf Youtube dieses Revival des Corbeau-Songs „Illégal“:
Salut erstmal (wie Rüdiger Hoffmann wohl sagen würde)!
Viele Menschen denken bei französischsprachiger Musik ja nur an den Spatz von Paris (Edith Piaf ) oder aber an die Krähe von Avignon (Mireille Mathieu ). Ihnen ist gar nicht bekannt, was sich in der französischen Musikszene in den vergangenen dreißig Jahren getan hat, und vor allem: SIE KENNEN QUEBEC NICHT! Deswegen werden wir heute hart rappen und ordentlich rocken . Und zwar im „Joual“, wie man das Französisch der Provinz Quebec auch gerne nennt.
Zu beginnen aber ein ganz anderes Genre, das zeigt, dass Quebec trotz Festhalten an der französischen Sprache auf dem nordamerikanischen Kontinent liegt . Im französischen Fernsehen kann ich mir jedenfalls keine Country-Sendung vorstellen, in der dann auch noch Sänger und Sängerinnen auftreten, die Countrysongs in französischer Sprache vortragen – wie im folgenden Clip Claudia Asselin:
Mit Country haben die folgenden Herren nun wirklich gar nichts am Hut, aber mit Claudia Asselin verbindet sie das kanadische Französisch. Das Duo „Sans Pression“ rappt „Nouvelle Page“ („Neue Seite“):
Und dass man im Joual den Sprachpuristen Quebecs gerne mal Englisch hineinmischt, beweist der Titel des folgenden Raps: “Mes rhymes sont fly”. Der Rapper ist Wahlie Sparks:
Wir wechseln das Genre, um zu rocken . Zunächst einmal mit Eric Lapointe, Jahrgang 1969 (komischerweise sind die besten Rocker alle ungefähr so alt wie ich), der die Tänzerin mit dem eigenwilligen Namen „Marie-Stone“ besingt:
Beim folgenden “Chanson” der Gruppe Major Lee (aus Victoriaville) kommt der Joual bereits im Titel des Songs vor. „Les vieux chums“, in etwa: „Die alten Kumpel“:
Die nächste Gruppe kommt aus Montréal und hat ebenfalls einen eigenartigen Namen. „Vilain Pingouin“ heißt: „Hässlicher Pinguin“. Den Titel des irgendwie folkorientierten Liedes „Train“ versteht aber auch jeder, der nur Englisch kann:
Die nächste Gruppe hat einen englischen Namen (“Bumper Stickers”, also: “Stoßstangenaufkleber”), rockt aber “très joual“: “Si j’avais eu un char” („Hätte ich einen Panzer gehabt“). Die Band kommt aus Bellechasse, das in der Näher der Stadt Québec liegt:
Xavier Caféine stammt aus Outaouais. Bei der Stadt, die ihn im folgenden Song verrückt macht, handelt es sich jedoch um Montréal: „Cette ville“ („Diese Stadt“)
Um den Fass nun noch die Krone ins Gesicht zu schlagen, habe ich mich mal nach Heavy Metal aus Quebec umgeschaut. Was ich fand, war teilweise so „dark“, dass es selbst Lordi aus Finnland peinlich gewesen wäre. Deswegen begnüge ich mich mit dem Spaßmetal „Les Patates“. Diese Kartoffelhymne stammt von Mononc’ Serges:
Wem das jetzt alles zu schrill war (speziell bei der letzten Nummer kann ich das sehr gut nachvollziehen – hoffentlich geht der Tinnitus bald wieder weg), dem sei gesagt: Quebec ist trotzdem liebenswert. „J’aime le Québec“ verkündet daher auch ganz sachte und melodisch nur mit Stimme und akustischer Gitarre Alain Tremblay: