Habe gestern meinen zweiten Remembrance Day in Canada verbracht, und will einfach mal fragen wie es euch so geht.......
Ich bin hier in Canada als Photojournalist taetig, habe vor 2 Wochen einen aelteren Herrn fotografiert der im Krieg seinen Bruder verloren hat. Sein Bruder wurde als Pilot ueber Irland abgeschossen, das Wrack mit den toten wurde erst letztes Jahr gefunden. Als ich den Herrn fotografiert habe hat er mir die ganze Geschichte erzeahlt, war sehr freundlich, wollte dann wissen woher ich denn komme. Als ich ihm sagte "from Germany", kippte seine Stimmung merklich.... und ich fuehlt mich irgendwie komisch.
Heute habe ich in einer Grundschule in Bracebridge?Ontario einen Kriegsveteranen fotografiert, der den Kindern ueber den Krieg erzaehlte. Eine sehr gute Sache finde ich, jedoch erzaehlt er natuerlich ueber die mordenden Deutschen und die heldentaten der alliierten..... ist ja klar. Und ich stehe da....... als Deutscher........ und weiss nicht was ich denken soll.
Ich bin 39, mein Vater ist 80 Jahre alt und wurde als 16 Jaehriger an eine Flak im Ruhrgebier gestellt. Mein Vater hat 2 Brueder und seine Eltern im Krieg verloren....... ich bin es einfach leid mich Shuldig zu fuehlen fuer etwas was auch ich nur aus den Geschichtsbuechern kenne. Ab und zu moechte ich einfach aufstehen und die "andere" Seite erzaehlen, von den Millionen von Deutschen die im Krieg alles verloren haben, die auch Opfer waren, die die Vergangenheit auch bis heute bewaeltigen museesn.
Geht es nur mir so? Was denkt ihr darueber? Hat jemand am Wochenende den Fernseher angemacht und gezaehlt wie viele boese Deutsche in den unzaehligen Kriegsfilmen gekillt wurden? Mann, das muss doch mal ein Ende haben!
ich weiß nicht ob es ein Ende haben wird, wenn ich mir im Vergleich die Geschichte mit Adam und Eva anschaue, haben wir Deutschen damit unsere Erbsünde bekommen. Es ist ein schwieriger Umgang mit dem Thema, so ist es eben auch international schwierig sich als Deutscher einzumischen. Nimmt man als Bsp. Israel, ich finde nicht das Israel in den letzten Jahren sich mit Rum bekleckert hat, im Umgang mit den Libanesen, ... etc. Nur sollte ich das als Deutscher vielleicht nichts so laut sagen, denn mein Volk hat ja .... . Es ist nicht einfach, klar haben wir, als Nation, einen Völkermord verursacht/begangen und einen riesen Flächenbrand in Europa, ich bin dankbar das es den Mauerfall gab sonst hätte ich nicht den Kriegsdienst verweigern dürfen, trotzdem darf ich als Deutscher nicht andere Nationen kritisieren wenn sie sich nicht gerade sehr an die Menschenrechte halten oder aus unseren moralischen Vorstellungen sich nicht fair verhalten. Das ist leider so, ich weiß auch nicht, wie man dieses Mitspracherecht wieder erhält. Filme wie Schindlers Liste zeigen ja deutlich das es auch andere Menschen gab, wobei Schindler nach dem Krieg gescheitert ist. Für mich sind es die Bücher von Remarque, die die Menschen zeigen die auch deutsch sprechen und die genauso, wie viele andere Nationen in dieser Zeit, vom deutschen Wahn verfolgt wurden. Es sind vielleicht diese Bücher die uns helfen könnten die alten Schatten zu erhellen und es sind auf jedenfall Gespräche mit denen wir zeigen können wie wir sind, was wir denken und das wir mit unserer Erbsünde leben, man muß uns nur die Chance geben unsere Geschichte zu erzählen. Vielleicht müssen wir aber trotzdem mit dem Ruf, Deutsche ein Volk zwischen Wahnsinn und Genie leben.
Naja Jan auf jeden Fall stehst Du mit Deinem Geschichte als Deutscher nicht allein, mir geht es auf jeden Fall ähnlich.
Maxim, Schuldgefuehl ist keine Einstellung....... es wird einem vermittelt. Und das ist der Punkt, ist es Notwendig dasd das auch heute noch passiert. "Schweige einfach"....... nein, genau das sollte man eigentlich nicht mehr machen. Und " aber wir haben zu respektieren, dass unsere vorväter den krieg gestartet haben "...... nein, das ist vollkommen falsch. Keiner meiner Vorvaeter hat den Krieg gestartet! Und genau das will man uns Deutschen staendig einreden, dass ein ganzes Volk Schuld hatte und hat! Naruerlich duerfen die Canadier ihren toten gedenken, aber muss man gleichzeitig mit dem Finger auf andere zeigen? Der Brauch bezieht sich auf ALLE gefallenen Soldaten, bis heute in Afghanistan, nicht nur auf den ersten Weltkrieg.
Meine Frage bezieht sich auf das Schuldgefuehl, haben das andere auch? Warum muss das heute noch sein? Und nicht darauf wer den Krieg angefabngen und wer ihn gewonnen hat.
jan, ich kann Dich gut verstehen. Wir machen auch unsere Gedanken. Eine Mohnlume zu tragen, käme für mich nicht in Frage, weil es a) heuchlerisch wäre und ich b) damit meinen Großvater veraten würde, der im Krieg gestorben ist.
Ich respektiere, dass sie der Verteranen gedenken und finde, wir sollten auch unserer Soldaten gedenken. Natürlich haben sie für die falsche Sache gekämpft. Aber in ertser Linie haben sie für ihr Vaterland gekämpft. Und jene jungen Männer, wie Jan auch beschrieb, die am Kriegsende geschickt wurden, als Kanonenfutter, waren einfach nur Opfer.
Meine Großeltern sind für mich, in erster Linie, meine Großeltern. Und ich finde es schade, dass mein Großvater im Krieg gestorben ist. Ich bin nicht sauer auf die Engländer, aber muss ich nicht um die Soldaten trauern, die meinen Großvater erschossen haben.
Genau das würde ich jedem Kanadier sagen, der mich darauf anspricht. Aber ich würde von meiner Seite her das Thema nicht ansprechen.
Ich kann das gut nachemfinden, wir kamen uns auch etwas deplatziert vor gestern bei so einer Schweigeminute, aber ich glaube das ging einer japanischen Bekannte von uns genauso auch. Ich persönlich mag dieses ganze militärische Brimborium nicht. Ich bin zwar für das Gedenken der Gefallenen auf beiderseite, nur das bei solchen Veranstaltungen immer noch auf die gerne gezeigt wird die leider unter einer Diktatur lebten finde ich nicht so dolle. Auch fällt auf das gerne die Geschichte zu ihren Gunsten etwas verdreht wird. Damit meine ich z.B. solche Magazine wie die von Time-Life die letztes Jahr raus kamen, wo nach nur der Westen den Krieg beendet haben. Ginge man danach wäre mein einer Großvater der bei der roten Armee gedient hatte und auch gefallen ist, lebend aus dem Krieg gekommen und mein anderer Großvater der bei der Wehrmacht war nicht verstümmelt zurück gekommen, da er auch im Osten war. Gedenken ja nur dieses ewige mit dem Finger gezeige nein, sonst könnte man ja noch auf die Italiener zeigen die mit den Römern das meiste des heutigen Europas erobert haben.