Mary McCarthy ist 107 Jahre alt und lebt seit 1924 auf Kuba - in dürftigen Verhältnissen, denn ein US-Embargo verwehrt der Kanadierin den Zugriff auf ihr Vermögen.
Von Peter Burghardt, Havanna
Duell zwischen Insel und Imperium
Auf der Boston Bank in den USA lagern Hunderttausende Dollar, vielleicht sogar Millionen, dazu edler Schmuck. Bloß darf sie das alles nicht nach Kuba holen, das verbietet seit 1960 ein US-Embargo.
Ihr Fall ist eine bizarre Parabel auf das Duell zwischen Insel und Imperium. "Sie wollen mir mein Geld nicht geben, weil ich auf Kuba lebe", sagt Mary McCarthy. Sie hört schlecht, spricht aber einwandfrei, Spanisch und Englisch....
Die betagte Kanadierin geriet zwischen die letzte Front des Kalten Kriegs. "Sie ist ein unglückliches Opfer politischer Umstände", schrieb Kanadas Konsul in Boston an das Office of Foreign Assets Control, das ausländische Konten in den USA überwacht. "Sie verdient es, den Rest ihrer Tage komfortabel zu leben."....
Er bat um Freigabe des Vermögens. Doch die Behörde erlaubte nach diplomatischer Vermittlung nur 98 Dollar im Monat, 62 konvertible Pesos, und ab und zu Arztkosten. "Lächerlich", klagt Elio García, "sie ist keine Freundin von Bin Laden, sondern eine alte Dame, die gern ihre Sachen hätte."