Da wir schon einige Anfragen haben, wie es ist in Vancouver zu leben, habe ich mir gedacht poste ich doch gleich für alle in das Forum zum nachlesen.
Wir leben nun schon seit 1 Jahr in Vancouver . In einem Jahr Vancouver können wir natürlich nicht über alles genau informiert sein. Deshalb können wir auch nur unsere eigenen persönlichen Erfahrungen wiedergeben.
Es gibt einiges, was auch für uns nicht so toll ist. Am Anfang waren wir von der Freundlichkeit der Menschen sehr beeindruckt. Es ist immer noch so, wir haben es auch getestet. Du stehst in der City mit aufgeklappten Stadtplan, schon ist ein Person da, die dir helfen will. Für Kinder wird auch sehr viel geboten. Super Kinderspielplätze, viele Picknickwiesen, gepflegte Anlagen und Parks u.s.w. Also Vancouver ist eine sehr schöne Stadt.
Doch lebst Du hier, merkst Du bald, das es kaum richtigen Freunde gibt, Du wirst abgetastet, was Du hast und was von Dir zu holen ist und wenn nichts weiter zu holen ist, dann gibt es nur noch ein freundliches "How are you", aber bereits mit den Blick in die Menge, ob nicht noch ein anderes bekanntes Gesicht zu sehen ist. Diese "How are you." können wir schon fast nicht mehr hören. Jede Verkäuferin, jeden den Du triffst, sagt dieses Satz. Dabei ist es ihn völlig egal, was du antwortest. Es wurde uns bereits gesagt das dieses "How are you", bloß sowas wie ein freundliches "Hallo" ist, aber naja ...
Wichtig ist auch in welcher Gegend du wohnst, denn schon mit der Angabe deines Wohnortes wird dem Gegenüber signalisiert, wie er dich einzuschätzen hast. Beste Gegend ist West Vancouver. Ist wirklich sehr schön, doch auch sehr teuer. Wir hatten das Glück dort 5 Monate zu wohnen. Weitere gute Adressen sind North Vancouver und Richmond. Man merkt schnell an den Miet- oder Häuserpreisen, welche Gegenden die Besseren sind. Es gibt bestimmte Gegenden wo sich auch bestimmte Völkergruppen niedergelassen haben. Z.B. Chinatown, sagt schon der Name und Surres - Polen, Russen u.s.w.. In Surres gibt es einen Laden der von Polen betrieben wird, da gibt es leckere Wurst, Brot, Brötchen und Kamilan. In den entsprechenden Gegenden wird auch oft in den Landessprachen gesprochen. Da kommt man manchmal auch mit englisch nicht weit. Deutsche Bäcker und die Fleischerei Frybe (sehr gute deutsche Wurst) gibt es und auch auf andere deutsche Produkte muß man nicht verzichten. Es gibt auch Florena Ebenso gibt es sehr gute Canadische Produkte. Gute Erfahrungen haben wir mit der Produktpalette Western Family. Vom Käse bis zum Toilettenpapier sind diese Produkte gut.
Wenn Du die Hastings von Osten in die City fährst, sieht man viele Drohenabhängige und Obdachlosen sitzen oder liegen. Erst in der City sieht man kaum noch welche. Wir waren mal von der Kirche aus mit bei einer Essenausgabe für die Armen und konnten uns kurz dort mit einem Deutschen unterhalten, der seit 33 Jahren in Vancouver lebt und bereits 12 Jahre davon auf der Straße. Das ist eine andere Seite von Vancouver. Die sehr Real ist. Es wird behauptet das es so viele Obdachlose in Vancouver leben, da es hier so mildes Wetter vorherrscht und der Winter somit halbwegs ertragbar ist.
Da es hier sehr viele Immigranten gibt, wird es kaum einen Immigranten leicht gemacht (Mein Mann sagt: ähnlich der EK Bewegung bei der NVA) Da mußt Du schon sehr gute Freunde und Beziehungen haben.
Zitat von tuxiDoch lebst Du hier, merkst Du bald, das es kaum richtigen Freunde gibt, Du wirst abgetastet, was Du hast und was von Dir zu holen ist und wenn nichts weiter zu holen ist, dann gibt es nur noch ein freundliches "How are you", aber bereits mit den Blick in die Menge, ob nicht noch ein anderes bekanntes Gesicht zu sehen ist.
Ihr seht das falsch, immer noch aus Deutscher Sicht. Es geht nicht darum festzustellen of bei Euch was zu holen ist, es geht ums networking. Wenn man zum Beispiel ein Haus kaufen will, oder einen Job sucht dann kann man natuerlich durch die Zeitungen wuehlen, Bewerbungen schreiben und einschicken, bei MLS nachlesen. Das ist die Oberflaeche.
ODER, man ruft bei Joe an der in einer Firma arbeitet bei der man auch gerne arbeiten wuerde. Fragt nach einer introduction, die, meiner Erfahrung nach, auch sehr schnell und gerne gemacht wird. Also kommt man nicht mehr als anonymer Jobsucher an, sondern als 'one of Joe's buddies'. Du kannst Dir selber ausrechnen wer da die besseren Chancen hat. Diese Mentalitaet zieht sich durch das gesamte Leben, Schulwahl, Arbeitsplatz, doing Business. Wir bekomen fast 100% unseres Geschaefts in unserer Firma durch Leute die wir kennen und mit denen wir eine relationship aufgebaut haben. Sowohl Ich als auch meine Frau haben unsere Jobs durch unsere networks bekommen.
Fuer viele Deutsche, und natuerlich auch Englaender, hoert sich das sehr kalkulierend und oberflaechlich an. Aber, wie die Winter in Toronto, ist dieses eine Tatsache an die man sich entweder gewoehnt, und zu seinem eigenen Vorteil nutzt, oder an der man auch durchaus scheitern kann. Die allermeisten Leute haben zwei verschiedene Arten Freunde.
1. Network contacts. Man kennt sich, man ist sich symphatisch, man geht auf ein Bier oder zum lunch oder wird auch schon einmal zum dinner oder BBQ nach Hause eingeladen. Aber es ist allen Beteiligten voellig klar das es sich hier um eine business relationship handelt die man zum gegenseitigen Nutzen pflegt. 2. Freunde. Unser Freundeskreis besteht aus Leuten die wir entweder schon lange kennen, die auch in England gelebt haben, aus Leuten die wir dann aus deren Freundeskreis kenengelernt haben, oder auch aus Leuten die man zuerst ueber Nummer 1, networking, kennengelernt haben und wo dann eine tiefere Freundschaft entstanden ist.
Wenn Du also sagst das Leute nur daran interessiert sind 'was zu holen, dann missverstehst Du wie das Leben hier funktioniert. Leute tasten hier nicht ab was sie von Dir holen koennen, es wird abgetastet ob man sich gegenseitig nuetzlich sein koennte. Und sobald man anfaengt zu geben, wird man anfangen zu bekommen. Je schneller man damit anfaengt desto besser.
Ein Beispiel: Wir lernten auf einer function einer Chamber of Commerce hier einen jungen Belgier kennen. Netter Kerl, suchte nach einem Job als marketing manager. Ich habe versucht Ihm zu helfen wo Ich konnte, Ihn Leuten vorgestellt usw. Jetzt wo er einen Job angeboten bekommen hat ist er in einer Position mir und meiner Firma Business zu geben. Warum tut er das? Er kennt mich, er vertraut mir und er weiss das Ich nicht nur nehme, sondern auch gebe. Wir werden nie enge Freunde werden, dazu sind wir zu verschieden, aber wir werden Geschaefte zusammen machen, uns gegenseitig helfen.
Noch ein Beispiel: Freitag kam ein Anruf von einer Freundin das sie gerade einige Angestellte durch Kuendigung verloren hatte. Das erste was sie machte war nicht eine Anzeige in die Zeitung setzen, sondern Ihr network anzurufen. Und natuerlich rief Ich jeden an der vielleicht an einem dieser Jobs Interesse haben koennte. Als resultat werden diese Stellen nie in der Zeitung erscheinen sondern rein privat ueber das network vergeben werden.
Man kann es nicht haeufig genug sagen wie wichtig networking hier ist. Alles, aber auch alles, geht ueber Kontakte und wen man kennt. Als wir unser Haus gekauft haben, haben wir unseren realtor ueber Freunde empfohlen bekommen. Sie empfahl einen solicitor, einen roofer. Beide machten einen prima Job, auch einfach weil sie sich zukuenftige Empfehlungen nicht vermiesen wollten. Im return bekommt unsere Agentin natuerlich Empfehlungen von diesen beiden, das war uns auch voellig klar. Aber da sowohl die Preise, die Qualitaet und der Service stimmten, hatten wir keinerlei Probleme dieses Spiel mitzumachen. Als Einzugsgeschenk gab es dann einen $200 Home Depot Geschenkgutschein von unserem realtor. Wird sie unser Haus verkaufen wenn wir umziehen wollen? Auf alle Faelle, und in der Zwischenzeit stellen wir Ihr potentielle Kinden vor.
Canada ist ein junges Land, ud vieles fnktioniert hier noch wie zu Siedler's Zeiten. Man macht Geschaefte mit Leuten die man kennt. Man hilft sich gegenseitig. Newcomers muessen sich erst einmal beweisen.