Wir leben im Norden Ontarios mit ca. 50.000 Einwohner und meine juengsten Maedels (5 und 6) gehen in die French Immersion Public School. Die Aelteste besucht mit 9 Jahren eine 4te Klasse einer Englisch Public School die taeglich auch 1h Franzoesisch unterrichtet.
Heute haben wir eine Art Zeugnis (Individual Education Plan IEP) fuer unsere Toechter bekommen. Dort wird aufgefuehrt, wie sie sich in der Schule schlagen.
Wg. meiner Aeltesten machte ich mir, ehrlich gesagt, bevor wir nach Kanada kamen am meisten Sorgen, da sie unser Sensibelchen ist und der Schnitt nach Kanada inkl. dem Verlust der Freunde doch gross war.
Aber genau das Gegenteil ist eingetreten, denn sie hat vom ersten Tag eine beste Freundin, die gesamte Klasse hat sie toll empfangen und die Lehrerin bereit sich aufopfernd auf ihre deutsche Schuelerin vor und uebersetzt sich taeglich die wichtigsten Woerte aus dem Englischen ins Deutsche (auch wenn sie null DE kann). Im IEP stehen Schritte, wie sie ihr weiter helfen wollen, was sie fuer die naechsten 8 Wochen planen (Increase Oral Communication, to be able to greet peers and staff with simple phrases.).
Sie geht jeden morgen sehr gerne in die Schule und liest mir jeden Abend ein Buechlein vor....
Fuer unsere Juengste, die 5 ist und im Senior Kindergarten, ist alles "voll spannend" (OTon). Ihr IEP sagt aus, dass die Schule ein Verbleib in der Schulart French Immersion befuerwortet und das sie sich "well integrated" hat. Am Wochenende haben unsere Kids im Garten "VERSTECKEN" gespielt und unsere Kleinste hat laut auf Franzoesisch gezaehlt und fragte spaeter: "Papa, une pomme, s'il te plaît." Dies steht auch im IEP: "She tries to use her given oral skills...".
Unsere Mittlere hat es leider bisschen schwerer, denn sie in DE war sie ein Vorschulkind im KiGa. Dort wurde das Alphabet und das Schreiben noch nicht geuebt ("Dies ist Schulsache!") und dies raecht sich nun hier, denn alle Kinder lernen bereits im Senior Kindergarten (auch unsere Juengste jetzt schon) langsam die Buchstaben und das vereinzelte Schreiben. Sodass sie nun ein doppeltes Handicap hat: Einerseits kann sie nicht die Buchstaben "erkennen" noch schreiben bzw. noch erschwerend kommt dann noch die Sprachbarriere dazu.
Da mein Franzoesisch sehr lange her ist und ich wenig weiss, ist es fuer uns hart zu helfen. Schreiben der Buchstaben ja, aber die richtige Ausprache... naja. Aber auch da wieder Glueck: Ein Tutorgirl, welches fliessend DE/FR/ENG spricht und schreibt kommt nun 2x woechentlich um unser Franzoesischdefizit zu mildern. Hier haben nun die letzten drei Wochen viel gebracht, sodass die Schule auch hier ein Verbleib in der Schule empfiehlt und auch nur Positives schrieb.
(sitenote question: Hat jemand Erfahrung mit Rosetta Stone in French? Taugt das was, dass man sich das fuer das viele Geld antut? Ich habe wirklich interesse mir dies nun noch anzutun...rofl)
Das gesamte Schoolboard hat fast null Erfahrung mit "Englisch as a second language", aber quer durch die Bank kann ich wirklich nur Positives berichten wie alle ihr Bestes geben und meine Maedels unterstuetzen.
Daher mein Appell:
Leute, wenn Ihr kleinere Kids habt und mit Ihnen nach Kanada kommt: Wenn Ihr Sie unterstuetzt und sie foerdert glaubt ihr nicht, was Euer Kind alles kann! Meine zwei Juengsten lernen Franzoesisch und Englisch ohne ein Wort vorher gekannt zu haben und ich habe das Gefuehl, dass sie "sakrisch" Spass haben. Sie vermissen DE nicht.
Fuer meine Aelteste gibt es kein French-Immersion Program momentan, in welches sie einsteigen kann. Naechstes Jahr koennte sie in die "Late French Immersion School" gehen und noch FR lernen. Aber nun wollen wir die naechsten Monate verstreichen lassen. Und wenn ich bedenke, dass erst seit 6 Wochen Englisch lernt bin ich eh schon baff, was sie schon kann und wie hervorragend sie mir vorliest.
(Neberher erwaehnt: In Mathe ist sie Klassenbeste, "da das ja voll easy ist, Papa!")
Welche Herausforderung und Chance für Deine Kinder, zwei Sprachen aufs Mal zu lernen!
Bei uns haben wir die Situation, obwohl nahe an der Povinz Quebec, dass das Englische so dominant ist, dass es schwierig ist, dass Französische zu pflegen. Selbst in der école publique werden Ansagen, Flyers jetzt auch auf Englisch gemacht. Mit ein Grund mag der sein, dass immer mehr englischsprachige Eltern ihre Kinder in eine reine F-Schule schicken, damit - quasi als Fasttrack - Französisch gelernt wird. Englisch geht ja dann nebenbei zu Hause, auf dem Spielfeld oder sonstwo.
Kinder lernen Sprachen schneller als Erwachsene. Meine Kinder haben eine Sprache nach der anderen (an)-"gelernt". Sie können sich ohne Probleme im Alltag auf E und F und die Aelteren auch auf D unterhalten. Das freut uns Eltern und es war wahrlich eine einmalige Erfahrung zu sehen, wie unsere Kinder dazumal, ohne ein Wort Französisch sprechen zu können, sich in dieser Situation zurecht fanden.
Allerdings gibt es spezielle Momente, wenn z.B. mein Ältester jetzt in F und E Aufsätze/Projekte/Arbeiten schreiben muss, die doch ein umfangreicheres Vokabular, einwandfreie Grammatik,fehlerfreie Orthografie und obendrein noch einen gewissen Tiefgang beim Inhalt verlangen. Ja, da muss das Kind ein bisschen kämpfen. Da bleibt zu wünschen, dass es ihm in einer Sprache wegen des Schuldrucks nicht plötzlich ablöscht.
Was ich damit sagen will: Der Sprachwerwerb bei Kindern nicht nur durch die rosarote Brille sehen, sondern sich bewusst werden, dass ab einem gewissen Sprachniveau der Weg dann aber auch holpriger werden kann. Aber der Weg lohnt sich: hoffentlich realisieren auch die Kinder dies eher früher als später. - Good luck.
Englisch ist jetzt bei unserer Jugendmannschaft die Verkehrssprache. "Grundsätzlich" wird auf die in Deutsch gestellte Frage nur noch auf Englisch (manchmal auf F) geantwortet. Deutsch bleibt schon etwas auf der Strecke. Habe ihnen bereits mit einem deutschen Sprachkurs "gedroht". Natürlich verstehen sie deutsch, aber warum soll man sich anstrengen, wenn es auf Englisch auch läuft?
Auch an französischsprachigen Schulen muss man sich nichts vormachen. Im Klassenzimmer parliert man auf F, in den Gängen ist Englisch angesagt. Je nach Lehrer wird mit mehr oder weniger Quebec-"Akzent" gesprochen, wobei - je höher die Schulstufe? - mit einem "verständlicheren" Französisch gelehrt zu werden scheint.
Das Französisch scheint in der Umgebung von Ottawa an Attraktivität zu gewinnen. Neue F-Schulen werden gebaut. Natürlich ist Französisch eine Weltsprache, es leben viele Quebecker auf der Südseite des Ottawa-Rivers, viele Government-Jobs sind bilingue.
Ich bin immer noch ein Fan von frühzeitigem Lernen von Fremdsprachen. Eindrücklich, wie (wohl die meisten) Kinder eine Fremdsprache mit (spielerischer) Leichtigkeit lernen. - Später kann es schwieriger werden: So muss eines meiner Kinder auf der High School jetzt Spanisch "büffeln", die Freude am Sprache lernen hält sich da in Grenzen.
Hallo, Ich finde das sehr interessant, die Kinder gleich mit Französisch auf hohem Niveau zu konfrontieren, damit sie es venünftigt lernen, doch speziell in meiner Familie könnte ich meine Kinder gar nicht unterstützen, da von meinem Französisch im Studium nichts übrig geblieben ist.
Wenn bei Deinen Kindern im Unterricht Französisch gesprochen wird aber in den Pausen wieder Englisch gesprochen wird, kann es auch daran liegen, dass in den Familien Englisch vorherscht. Ich habe da ein kleines Beispiel wie es im Moment auf der Europa-Schule hier in Berlin, DE läuft auf die meine Mädels gehen. Die Schule ist zur Hälfte auf Muttersprache Englisch aufgebaut und die Kinder kommen von überall her und sollen sich gegenseitig in den Sprachen "befruchten". Das heisst die Deutschen Muttersprachler sollen Englisch lernen, die Englischen Muttersprachler sollen Deutsch lernen. Die Klassen sollen 50% von jeder "Art" haben und im Unterricht wird die Klasse je nach Fach sprachlich geteilt. In der Praxis sind es zum grossen Teil Kinder aus Mix-Familien und es ist nicht so ganz klar trennbar, welche echte Muttersprache bei den Kindern vorherscht. So nun zum Interessanten. Meine Kinder 6 und 8 Jahre haben eigentlich Deutsch als Muttersprache, aber weil zu Hause so viel Englisch gesprochen wird, konnten sie mit Englisch als Muttersprache eingestuft werden. Unter einander sprechen die beiden Deutsch, mit meinem Mann sprechen sie Englisch (zumindst seit sie in die Schule gehen) und mit mir sprechen sie Deutsch - ich spreche mit ihnen 40% Englisch 60% Deutsch und mit meinem Mann 70% Englisch 30% Deutsch. Die grosse hat eine Freundin mit Muttersprache Deutsch, mit der sie nur Deutsch spricht und eine Freundin mit Muttersprache Englisch, mit der sie nur Englisch spricht. Die Kleine hat eine beste Freundin mit Muttersprache Englisch und spricht mit ihr nur Englisch. Im Auto beim Carpooling wird es interessant - da wird alles wild gemischt, dass ich mich manchmal kaputt lache. "She had some Verdauungs-problems..." "I didn't wusste it"
Jetzt gehen wir Anfang des Jahres nach GTA Ontario und ich bin gespannt wie sich die beiden schlagen und in welche Grade sie eingestuft werden. Da beide Mädels Mathe nur auf Deutsch hatten, sehe ich da die meisten Probleme, weil ich selbst weiss, wie schwer es ist, auf einmal in einer anderen Sprache zu rechen. Da streikt auf das Hirn bei einfachster Addition. Wenn dann noch Französisch dazu kommt, wird es wahrscheinlich erst einmal noch schwieriger. Doch es wird wohl beim Schul-Französisch bleiben, da unser Freundeskreis fast ausschliesslich Englisch sprachig ist. Im Moment lege ich auch mehr Wert darauf, dass sie an ihre Deutsche Grammatikkenntnisse anschliessen und die Rechtschreibung nicht verlieren. Daher werde ich beide bei der Samstagsschule in Deutsch anmelden.
Wie geht ihr eigentlich aufs Lesen und Schreiben in Deutsch im Alltag ein? Das gesprochene Wort nicht zu vergessen ist ja eine Sache, aber geschriebene lässt sich noch schneller verlernen.
Zitat von justFrances Jetzt gehen wir Anfang des Jahres nach GTA Ontario und ich bin gespannt wie sich die beiden schlagen und in welche Grade sie eingestuft werden.
Bei uns wurden sie in die Klasse mit Gleichaltrigen eingestuft. Kein Problem.
Zitat von justFrancesDa beide Mädels Mathe nur auf Deutsch hatten, sehe ich da die meisten Probleme, weil ich selbst weiss, wie schwer es ist, auf einmal in einer anderen Sprache zu rechen. Da streikt auf das Hirn bei einfachster Addition.
Da könntest Du noch eine positive Ueberraschung erleben.
Zitat von justFrancesWenn dann noch Französisch dazu kommt, wird es wahrscheinlich erst einmal noch schwieriger. Doch es wird wohl beim Schul-Französisch bleiben, da unser Freundeskreis fast ausschliesslich Englisch sprachig ist.
Wir sprechen zwar französisch, aber nicht zu Hause. Dennoch ist F für die Kinder kein Problem.
Zitat von justFrances Im Moment lege ich auch mehr Wert darauf, dass sie an ihre Deutsche Grammatikkenntnisse anschliessen und die Rechtschreibung nicht verlieren. Daher werde ich beide bei der Samstagsschule in Deutsch anmelden.
Gut, wenn sie gehen. Meine wollen nicht, sollten aber. Vielleicht später. F, E und Spanisch an der Schule, da liegt zur Zeit nicht mehr drin.
Zitat von justFrances Wie geht ihr eigentlich aufs Lesen und Schreiben in Deutsch im Alltag ein? Das gesprochene Wort nicht zu vergessen ist ja eine Sache, aber geschriebene lässt sich noch schneller verlernen.
Beim Deutsch müssen wir Abstriche machen, noch können sie sich aber in dieser Sprache ausdrücken, aber ein Diktat mache ich wohl lieber nicht (mehr).
Wieso ich dies alles schreibe? Weil ich selber erlebt habe, wie Kinder "leicht" eine Fremdsprache lernen. Ich denke, vielfach ist es mehr die Angst der Eltern als das Unvermögen der Kinder, sich auf eine neue Sprache einzulassen.
Unsere 2 Maedchen waren 5 und 8, als wir in Quebec ankamen. Ich hatte ein bisschen schulfranzoesisch drauf, mein Mann nur schulenglish.
Nach 3 Monaten konnten die Maedchen sich am Telefon mit ihren Freunden verstaendigen..lol.. waehrend ich noch immer Panik hatte, wenn das Telefon klingelte. Ich habe nur die ersten Wochen bei den Hausarbeiten geholfen..anschliessend habe ich versucht und lernen mit ihnen. Durch unsere Bemuehungen, auch das franzoesisch zu lernen, blieb das Deutsche fuer die Kinder etwas auf der Strecke. English als 2tsprache war dann allerdings ein Klacks fuer die beiden. Heute (22 Jahre spaeter) sind beide fliessend in English und Franzoesisch, beide verstehen Deutsch und obwohl das Sprechen recht holprig ist, sind sie, wenn gefordert, relativ schnell wieder drinnen. Unsere Jungen ..in Quebec geboren.. haben Franzoesisch als erste Sprache gelernt.. dann sind wir ins englischsprachige SK (nun MB) umgezogen. Nachdem sie in den 2 1/2 Jahren in SK "the french guys" waren, ist ihr English nun laengst fliessend und ohne Accent. Der aeltere hat Franzoesisch so lange wie moeglich in der Schule aufrechterhalten (einschliesslich Grade 11)..lol..zum Teil wohl, weil es einfach Noten waren. Der Juengere hat es fallengelassen, so bald er konnte (Grade 10). Beide verstehen Franzoesisch recht gut, der Aeltere spricht es so gut wie perfekt und ein paar Broken Deutsch (hah..manchmal mehr wie man meint) und wie es so will, der Aeltere hat durch seine Franzoesischkenntnisse seinen jetzigen Job bekommen (in MB).
Power to languages..the more the better lol meine Grammatik geht inzwischen sicher in allen 3 Sprachen durcheinander, aber solange die Leute mich verstehen.. parfait
Egoistisch wie wir waren, sind die deutschen Sprachkenntnisse bei unseren Kindern vielleicht auch etwas zu kurz gekommen...da es uns Erwachsenen wichtig war und lernen die Landessprache mit den Kindern. So be it, we don't plan to go back anyway.