ich bin von Beruf Zimmerermeister und möchte auf das Grundstück meiner Eltern in Kanada bzw. genauer gesagt in Nova Scotia in der Nähe von Yarmouth ein Haus bauen.
Da ich selbst in Deutschland in Holzrahmenbauweise schon viele Häuser gebaut habe trifft sich das gut bzw. möchte ich das Haus komplett selber bauen außer: Heizung, Elektro, Wasser/Kanal, Fundament und Grabungsarbeiten.
Jetzt stellt sich für mich die grundsätzliche Frage: Bekomme ich in Noca Scotia dieselben Materialien (Holz, OSB, DWD, Dämmplatten usw…) wie in Deutschland???
Mich würde auch mal extrem interessieren wie der typische Wandaufbau bei einem Haus in Kanada aussieht. Als auch welche Dimensionen vom Ständerwerk verwendet werden?
Wenn ich baue werde ich folgenden Wandaufbau machen (von innen nach außen) 1. Fermacellplatte 15mm 2. Fermacellplatte 10mm 3. Installationsebene mit Lattung 50mm + 50mm Dämmung 4. OSB Platten 25mm – überall sicher verklebt (Dampfbremse) 5. KVH Fichte Ständerwerk mit 200mm / Durchmesser 60mm + 200mm Dämmung 6. DWD Platten 7. Holzfaserdämmplatte 100mm 8. Lattung für hinterlüftete Holzfasade (Lerche)
Wird so ein Wandaufbau in Kanada gar nicht verwendet, dass auch niemand die dafür nötigen Materialen verkauft???
Oder weiß jemand einen guten kanadischen Onlineshop, wo ich das ganze Zeug mit kaufen kann? Bzw. damit ich mir die Preis ansehen kann.
Habe zwar versucht mal im Google zu suchen aber habe nichts gefunden…
Vielen vielen Dank schon mal im Voraus für die Hilfe!
Lieber Hausbauer71, willkommen erst einmal. Dein Text koennte von mir stammen, denn wir haben ebenfalls in DE Holzrahmenbau betrieben und sind von dem Konzept und dem Wandaufbau, den du beschrieben hast, vollkommen ueberzeugt.
Deshalb bring genuegend Taschentuecher mit, denn Du wirst oft noch den Traenen nah sein, was den kanad. Wandaufbau betrifft. Wir haben in BC ein Haus in der von Dir beschr. Bauweise errichten wollen, wurden aber von den Behoerden massivst unter Druck gesetzt bzw. hatten einen Baustop von fast 6 Monaten, weil dieser Wandaufbau nicht dem BC Building Code entspricht. Das er besser ist, als der Code, hat nicht interessiert. Dafuer mussten wir dann einen sog. building envelope engineer beauftragen, den wir selbst erst mal in der Bauweise unterrichten mussten, damit er uns das Formular unterschrieb. Dafuer, dass wir die Aufklaerungsarbeit leisten mussten, durften wir ueber 10,000 Dollar an diese Firma zahlen !!! Wenn Du denkst, dass deutsche Baubehoerden leicht mafioes angehaucht sind, dann warte auf die kanadischen.
Mein wichtiger Rat: setz Dich mit dem Nova Scotia Building Code auseinander. Diese sind nicht einfach zu lesen, weil endlose Querverweise. Fuer uns war die Geschichte so nachhaltig, dass wir das zweite Haus nicht mehr in deutscher, sondern in kanadischer Bauweise errichtet haben. Die Nerven waren wichtiger als gute und gesunde Daemmwerte. Man musste einsehen, dass Kanada einfach noch nicht so weit ist. Man redet ueberall vom energy saving und global warming, aber beim Reden bleibt es zumeist. Es gibt zwar einige Projektbauten, aber nicht in groesserem Stil. Und denke daran, dass deine lokale Baubehoerde das letzte Wort in allem hat. Und wenn du noch so Recht hast.
Ich habe bisher nirgendwo in Kanada Fermacell Platten gesehen, ebensowenig DWD. Diese haben wir damals aus Deutschland mitgebracht und ja, hatten auch damit bei der Einfuhr tierischen Aerger. Das gleiche gilt fuer Holzfaserdaemmplatten und KVH. Hier gibt es zwar KVH, aber erstens nicht in der in DE erhaeltlichen Qualitaet und zweitens unendlich teuer. Das Bauholz ist teilweise sehr schlecht und so feucht, dass man noch das Voegelchen singen hoeren kann, was vorher drauf sass. Wenn Du Bauholz orderst, dann schau es dir vorher an. Du kriegst Flitzebogen geliefert, da faellst du um. Online shop ist auch nicht, wer sollte Dir das tausende km liefern?
Ich hoffe, ich hab Dir jetzt nicht zuviel Unbehagen bereitet. Ich schreibe das halt, weil ich mir oft gewuenscht haette, uns haette damals einer darauf aufmerksam gemacht. Wir sind mit Pauken und Trompeten drauf los, dachten, wir bringen das gute deutsche know-how, was ja ueberall gepriesen wird, unters Volk und haben bitteres Lehrgeld zahlen muessen. Die Enttaeuschung sitzt bis heute.
Kleine Anekdote: wir haben deutsche Haenge-WCs ins Haus eingebaut. Drei kanadische Besucher haben sich nicht getraut, sich draufzusetzen, weil sie Angst hatten, es koenne von der Wand fallen!! Und das ist leider kein Witz!!!
erstmals vielen herzlichen Dank, dass Du Dir so viele Mühe gemacht hast und so schnell geantwortet hast.
Zweitens freut es mich extremst, dass Du dich auch mit der Materie auskennst. Kannst Du mir noch sagen, wie der Wandaufbau aussah, den Ihr bei der canadischen Bauweise gemacht habt?
Ich habe mir gedacht, man kann dort einfach bauen, wie es einem passt bzw. wurde es mir so erzählt: "Mit eignen Händen ein Haus bauen, hier in Kanda ist es möglich"?
Ich habe mir auch schon überlegt, dass ganze Zeug was ich brauche in den Container rein und rüber damit. Aber wie ich bei Dir lese, gibt es da auch noch Probleme.
Zitat von Hausbauer71............... .....................
Ich habe mir gedacht, man kann dort einfach bauen, wie es einem passt bzw. wurde es mir so erzählt: "Mit eignen Händen ein Haus bauen, hier in Kanda ist es möglich"?
Danke.
MfG
Klar, kannst Du hier in Kanada selbst bauen, wenn Du die Arbeitsgenehmigung, oder Einwanderung in der Tasche hast. Bis dahin ist Sendepause. Ich habe alle meine Haeuser selber gebaut, die ich nicht schon fertig kaufen konnte.
Zitat von Flieger vom KlosterIch habe alle meine Haeuser selber gebaut, die ich nicht schon fertig kaufen konnte.
Sag mal.. wieviele Haeuser hast Du denn?
Gruss dbo73
Wo immer ich wohnte und arbeitete gab es ein Haus. Nach einigen Jahren wurde es vekauft und was neues gebaut. So 1 dz war es schon. Habe nur in D zur Miete gewohnt. Hier war immer alles mein eigenes Haus.
Das verstehe ich jetzt nicht: Wenn ich das Haus selber baue, warum brauche ich eine Arbeitsgenehmigung. Mich stellt ja keine Firma ein, bzw. weder verdiene ich damit Geld?
Zitat von Flieger vom KlosterIch habe alle meine Haeuser selber gebaut, die ich nicht schon fertig kaufen konnte.
Sag mal.. wieviele Haeuser hast Du denn?
Gruss dbo73
Wo immer ich wohnte und arbeitete gab es ein Haus. Nach einigen Jahren wurde es vekauft und was neues gebaut. So 1 dz war es schon. Habe nur in D zur Miete gewohnt. Hier war immer alles mein eigenes Haus.
Kannst Du mir auch noch sagen, wie so ein Hausbau abläuft bzw. welche Materialien / Wandaufbau?
Zitat von Hausbauer71Das verstehe ich jetzt nicht: Wenn ich das Haus selber baue, warum brauche ich eine Arbeitsgenehmigung. Mich stellt ja keine Firma ein, bzw. weder verdiene ich damit Geld?
MfG
moin moin,
einfach gesagt nimmst du damit einheimischen die arbeit weg und das ist halt nicht erlaubt!
die typische kanad. Konstruktion besteht von aussen nach innen aus: - Fassade, wie z.B. hardiplank, Holz oder Putz (mit Moertelunterputz, kein isoliertes System wie z.B. von STO) oder Kunststoffplanken - OSB Platten auf sog. studs, also das Konstruktionsholz, meist 2x6, aber in den Dicken gibt es jetzt versch. Vorschriften. - innenliegend Isolierwolle - Vapor barrier, also Folie - Rigips-Platten
Eine separate Installationsebene zur Vermeidung der Kaeltebruecken etc. gibt es nicht. Daher darf z.B. keinerlei plumbing in eine Aussenwand gelegt werden.
Jetzt gibt es aber darueber hinaus auch noch Haeuser, die z.B. nach R2000 oder built-green Standard gebaut sind. Da erhoeht sich die Isolierung noch. Das built-green bezieht sich leider nicht schwerpunktmaessig auf die Konstruktion, als vielmehr, dass man z.B. einen low-energy Kuehlschrank einbaut oder einen sustainable Teppichboden, den man anschliessen aufessen kann ( ) Du verstehst, was ich meine. Oder Toiletten mit Spartaste. Wir wollten uns damals dafuer zertifizieren lassen, aber als wir das gehoert haben, haben wir davon Abstand genommen. Wir haben die ganzen Jahre in DE die Energieeinsparung mit Passivhaeusern bis auf die Spitze getrieben. Da ist es dann schwer, Wege zu gehen, die einem dann doch gaenzlich gegen den Strich gehen. Dann sollte man es lieber lassen.
Aber das sind alles Erfahrungen aus BC. Vielleicht sieht da einiges in NS gaenzlich anders aus, deshalb Building Code studieren. Ich denke schon, dass du zur Eigennutzung dein HAus auf deinem Grundstueck bauen darfst. Aber auch da wuerde ich mich absichern.
Wenn Du wirklich Materialien mitnehmen willst, check vorher, ob du eine CSA Zertifizierung brauchst oder ob das Bauamt nicht so genau ist. Meiner Erfahrung nach wird gerade bei Auslaendern genauer gecheckt, vor allem, wenn die Lokalmatadore den Auftrag nicht bekommen. Fuer DWD Platten gibt es keine CSA Zertifizierung und auch bei Fermacell glaub ich es nicht. Wie gesagt, um einen envelope engineer wirst du bei deiner Bauweise mit Sicherheit nicht drumherum kommen. Und finde erst mal einen, der den Auftrag ueberhaupt uebernimmt, weil man das ja hier nicht kennt. Was Du dir mitbringen kannst, ist KVH. Aber der Zoll ist sacketeuer darauf und vergiss niemals !!!!! das phytosanitaere Zertifikat aus Deutschland. Auch wenn KVH unter einer gewissen Restfeuchte garantiert getrocknet ist, interessiert das hier niemanden ! Zur doppelten Sicherheit evtl. noch begasen lassen. Bring dir auf jeden Fall mit: Dreh-Kipp-Fenster !!! Geberits und Haengeklos. Ggfs die gesamte Badeinrichtung. Dachziegel, wenn gewollt. Vernuenftigen Bauschaum, guten Holzleim wie von Wuerth, Waschmaschine . Bedenke, das auf alle Baumaterialien, auch wenn sie zum Eigenbedarf sind, Zoll und MWSt anfaellt.
So, puh, das war wieder viel. Wenn noch Fragen sind, gerne. Gruesse
Schau mal bei http://www.homedepot.ca rein. Vielleicht kannst Du dort etwas ueber Preise fuer Baumaterial finden.
Und: Dachziegel musst Du nicht von D mitbringen. Gibts bei http://www.unicrete.com mit Sitz in Alberta.
Als Tourist (und als solcher wuerdest Du wohl (?) einreisen, darfst Du in Canada nicht arbeiten. Tatsaechlich nicht mal am eigenen Haus. Es gibt (von D aus zu beantragen) ein Working Holiday Visum (wenn man nicht aelter als 35 Jahre ist) und damit darf man ein Jahr hier arbeiten. Geh auf die Canada Government Seite http://www.cic.gc.ca/english/index.asp und suche nach dem Visum.
Dann versuche am besten durch "googeln" den Nova Scotia Building Code oder Hinweise darauf zu finden.
Betondachsteine gibt es ueberall in Kanada, aber von relativ schlechter Qualitaet und sacketeuer. Die Ziegel sanden sehr aus und werden broeckelig. Die aus DE mitbringen waere ein Option, wenn der Container voll werden muss.
Mag ja sein, dass viele Betondachsteine sanden oder broeckelig werden. Unsere von der vorab genannten Firma liegen seit ueber 8 Jahren auf unserem Dach, sanden oder broeckeln nicht und haben 50 Jahre Garantie. Teuer - ja.
Die Menge von Dachziegeln fuer ein normal grosses Haus sind auch sicher nicht unbedingt geeignet als "Fuellmaterial" fuer einen Container der noch voll werden muss.
die typische kanad. Konstruktion besteht von aussen nach innen aus: - Fassade, wie z.B. hardiplank, Holz oder Putz (mit Moertelunterputz, kein isoliertes System wie z.B. von STO) oder Kunststoffplanken - OSB Platten auf sog. studs, also das Konstruktionsholz, meist 2x6, aber in den Dicken gibt es jetzt versch. Vorschriften. - innenliegend Isolierwolle - Vapor barrier, also Folie - Rigips-Platten
Eine separate Installationsebene zur Vermeidung der Kaeltebruecken etc. gibt es nicht. Daher darf z.B. keinerlei plumbing in eine Aussenwand gelegt werden.
Jetzt gibt es aber darueber hinaus auch noch Haeuser, die z.B. nach R2000 oder built-green Standard gebaut sind. Da erhoeht sich die Isolierung noch. Das built-green bezieht sich leider nicht schwerpunktmaessig auf die Konstruktion, als vielmehr, dass man z.B. einen low-energy Kuehlschrank einbaut oder einen sustainable Teppichboden, den man anschliessen aufessen kann ( ) Du verstehst, was ich meine. Oder Toiletten mit Spartaste. Wir wollten uns damals dafuer zertifizieren lassen, aber als wir das gehoert haben, haben wir davon Abstand genommen. Wir haben die ganzen Jahre in DE die Energieeinsparung mit Passivhaeusern bis auf die Spitze getrieben. Da ist es dann schwer, Wege zu gehen, die einem dann doch gaenzlich gegen den Strich gehen. Dann sollte man es lieber lassen.
Aber das sind alles Erfahrungen aus BC. Vielleicht sieht da einiges in NS gaenzlich anders aus, deshalb Building Code studieren. Ich denke schon, dass du zur Eigennutzung dein HAus auf deinem Grundstueck bauen darfst. Aber auch da wuerde ich mich absichern.
Wenn Du wirklich Materialien mitnehmen willst, check vorher, ob du eine CSA Zertifizierung brauchst oder ob das Bauamt nicht so genau ist. Meiner Erfahrung nach wird gerade bei Auslaendern genauer gecheckt, vor allem, wenn die Lokalmatadore den Auftrag nicht bekommen. Fuer DWD Platten gibt es keine CSA Zertifizierung und auch bei Fermacell glaub ich es nicht. Wie gesagt, um einen envelope engineer wirst du bei deiner Bauweise mit Sicherheit nicht drumherum kommen. Und finde erst mal einen, der den Auftrag ueberhaupt uebernimmt, weil man das ja hier nicht kennt. Was Du dir mitbringen kannst, ist KVH. Aber der Zoll ist sacketeuer darauf und vergiss niemals !!!!! das phytosanitaere Zertifikat aus Deutschland. Auch wenn KVH unter einer gewissen Restfeuchte garantiert getrocknet ist, interessiert das hier niemanden ! Zur doppelten Sicherheit evtl. noch begasen lassen. Bring dir auf jeden Fall mit: Dreh-Kipp-Fenster !!! Geberits und Haengeklos. Ggfs die gesamte Badeinrichtung. Dachziegel, wenn gewollt. Vernuenftigen Bauschaum, guten Holzleim wie von Wuerth, Waschmaschine . Bedenke, das auf alle Baumaterialien, auch wenn sie zum Eigenbedarf sind, Zoll und MWSt anfaellt.
So, puh, das war wieder viel. Wenn noch Fragen sind, gerne. Gruesse
Mal wieder vielen Dank, für die hilfreiche Antwort. Solche Informationen bekommt man halt nur wirklich von denen, die selbst es schom gemacht haben. Unbezahlbare Informationen... Danke dafür.