zunächst einmal möchte ich zu dem gelungene Forum gratulieren. Ich 'zappe' mich nunmehr schon seit über einem halben Jahr hier durch, und habe viel über Kanada gelernt.
Meine Beweggründe, Deutschland verlassen zu wollen sind jedoch recht komplex, und nicht auf alle Punkte konnte ich eine Antwort finden. Ich denke auch, dass immer individuelle und subjektive Eindrücke / Erfahrungen dazu führen sich verändern zu wollen. Ich würde meine gerne einbringen in der Hoffnung, dass ich über offene Beiträge ein paar Wissenslücken schliessen kann.
Noch eins vorab. Ich bin kein 'Flüchtling' der meint, auswandern löst alle Probleme. Vielleicht ein kleiner Visionär, der von besseren Rahmenbedingungen träumt, die ich mir nach meinen bisherigen Kenntnissen in Kanda erhoffe.
Nun zu meinen (ersten) Fragen. Ich hoffe, dass ich bereits vorhandene Beiträge hierzu nicht übersehen habe, und zu einer 'Nervensäge' avanciere:
Wir (mein Verlobter, drei Hunde und ich) leben in einer ländlichen Gegend nahe Frankfurt am Main. Wir sind gesund, gehen beide arbeiten und haben ein schönes Haus mit Garten. Eigentlich alle Voraussetzungen, um glücklich und zufrieden zu sein. Wenn ich die o.g. Punkte dann einmal differenziert betrachte, stellt sich (subjektiv gesehen) folgender Sachverhalt dar: - Gesundheitswesen: Ist in Good old Germany mit Sicherheit noch eins der besten weltweit. Voraussetzung hierfür ist jedoch inzwischen die private Krankenversicherung. Sobald bei Arbeitslosigkeit keine staatliche Versorgung mehr stattfindet (keine Ausnahmen), muss die KV privat finanziert werden. Also kein Unterschied mehr zu den meisten anderen Zivilisationsländern. - Arbeit: Ein wichtiges, nicht zu unterschätzendes Gut in Deutschland. Rahmenbedingungen sind Ellenbogenmentalität, Konkurrenzkampf, soziale Inkompetenz in allen Bereichen, Mobbing. Resultate: Burn-out-Syndrom, Schlaganfälle, Hörsturze, Depressionen u.a.m. ab dem 25. Lebensjahr (lässt einen wieder auf Punkt 1 zurückkommen) -Immobilienbesitz: Auf das Jahr gesehen zahle ich derzeit ca. 7.500 € an Steuern, Versicherung und Umlagen (incl. Öl und Strom). Dazu kommen noch Auto, Telefon, Zusatzversicherungen und ein paar Kleinigkeiten. Macht summasummarum ca. 9.000 € pro Jahr fixe Kosten (Tendenz steigend). Nicht eingerechnet sind Instandhaltungskosten, die, wenn ich sie über deutsche Firmen machen lasse, heute schon nicht mehr bezahlbar sind. Wenn ich mir das auf die derzeit zu erwartende Rente einmal hochrechne, kann ich mir an fünf Fingern abzählen, dass ich mir Immobilienbesitz in Deutschland als Rentner nicht mehr leisten kann.
Dies erst einmal als Einstieg zu den Gründen, Deutschland den Rücken zu kehren. Gerne würde ich noch ein paar Punkte mehr aufzählen, aber ich denke, ich strapaziere jetzt schon Eure Zeit mehr als genug.
Mich würde interessieren, ob ich in Kanada bessere Rahmenbedingungen (tendenziell) vorfinde, wobei ich hier erst einmal auf die rein existenziellen Punkte eingegangen bin. Wenn es nicht zu aufdringlich ist, würde ich bei Interesse gerne noch ein paar gesellschaftliche anführen.
Ich bin gespannt, ob ich Antworten bekomme, und eventuell noch ein paar Dinge in Erfahrung bringe.
Herzlich willkommen und Gruss von "drueben", aus Ontario. Ich lebe jetzt seit knapp 2 Jahren hier in Canada, wuerde sagen ich bin mitten im Prozess des "niederlassens". Hmmm, schwer zu erklaeren, also es dauerte eine Zeit bis ich mich nicht mehr als Besucher gefuehlt habe, bis ich wirklich kapiert habe dass jetzt hier mein zu Hause ist. Anfangs meinte ich mit "home" noch Deutschland, jetzt eben nicht mehr. Das wird wohl jeder auf seine Weise erleben, so war es halt bei mir, es dauert eine Zeit anzukommen.
So, werde mal versuchen auf Deine Punkte einzugehen.
Gesundheitswesen: Du hast in Canada nicht den Service den Du aus Deutschland kennst. Es ist schwer einen Hausarzt zu finden, absichern musst Du Dich zum grossen Teil selber. Jedoch wirst Du auch hier sehr gut versorgt, und wir wissen alle wie teuer Du die gute Versorgung in Deutschland bezahlen musst. Die Krankenversicherung in Deutschland kostet Dich vielleicht 500 Euro pro Monat, hier bezahlst Du mit diesem Betrag ein ganzes Jahr.
Arbeit: Aus meiner Erfahrung ist das Leben, und das betrifft auch die Arbeit, langsamer als in Deutschland. Anfangs kann Dich das wahnsinnig machen, aber nach ein bischen Eingewoehnung geniesst man das. (ich spreche hier natuerlich nur fuer mich). Viele Sachen werden einfach etwas gelassener angegangen, Stress gehoert nicht zum Tagesablauf. Dein Job ist nicht so gut geschuetzt wie in Deutschland, wollen die Dich loswerden gehst Du am naechsten Tag nicht mehr zur Arbeit, muessen sie Dich ausbezahlen machen die das einfach. Kein Arbeitsgericht wo man sich ausheulen und wieder einklagen kann. Die Bezahlung ist wie in Deutschland Verhandlungssache, mhoeher oder nicht?...kommt auf viele faktoren an, kann man so nicht sagen.
Immobilien: Der Canadier kauft und mietet nicht. Warum? Weil es moeglich ist, Immobilien sind bezahlbar! Jetzt werden mir einige hier nicht zustimmen, weil Immobilien in den Staedten und in einigen Gebieten hier auch seht teuer sind. Hat man aber die Moeglichkeit raus aus der Stadt zu ziehen (und ich meine nicht weit im Norden sondern nur etwas raus), dann sind Haeuser durchaus bezahlbar in Ontario. Nur 1 1/2 Stunden entfernt von Ontario konnten wir uns (auf 1 Einkommen kalkuliert) leisten, was fuer uns in Deutschland mit 2 Einkommen einfach nicht bezahlbar war. Nebenkosten fallen hier genauso an wie in Deutschland, einige Sachen (Fernsehgebuehren, Internet, Telefon) sind auch teurer.
Es stimmt schon das Immobilien teilweise erschwinglich sind. Aber nicht immer und auch nicht immer wenn man ausserhalb der Stadt ist. Das Problem is da wo es viel Arbeit gibt sind auch die Immobilien Preise hoch. In Ontario hatten wir ca a 45 min ausserhalb der Stadt was erschwingliches...hier in Edmonton musst du da schon ueber 'ne Stunde rausfahren Und dann sind die Preise immer noch recht heftig! Also ich denke es kommt immer darauf an wohin es euch zieht und ihr Arbeit findet.
Arbeit: Der erste Job ist der schwerste hier. Danach wirds einfacher und der Stress nimmt in der Regel auch ab....Es gibt zwar meistens nicht so viele Urlaubstage wie in Deutschland aber die meisten sind hier wirklich nicht so gestresst das es einem fehlt. Rein theoretisch kann man auch hier vor Gericht wenn man ungerechterweise gekuendigt wurde...nennt sich dann "wrongfull dismissal".
Gesundheitswesen: Es ist deutlich anders als in Duetschland. Besser oder Schelchter? Kann ich aus meiner persoenlichen Erfahrung noch nicht so genau sagen...habe noch keine Probleme gehabt einen Arzt zu finden und auch die Krankenhausbehandlung war immer gut. Andere Forumsmitglieder haben da leider andere Erfahrungen gemacht. Desweiteren kann man hier viele Medikament in der Apotheke rezeptfrei bekommen so dass man wegen einer Erkaeltung oder Husten nicht gleich zum Arzt rennen muss.
@ STAK: erst einmal vielen Dank für deinen Willkommensgruß. Ich denke auch permanente Aufenthalte können einen guten Einblick verschaffen, zumal man die Dinge etwas objektiver angeht.
@ Jan: velen Dank für Deine ersten Impressionen. Mit dem sogenannten 'hire and fire-System' ist das so eine Sache. Wenn Dich in Deutschland jemand loswerden will, wird die psychologische Waffe ausgepackt. Dann gehst Du (spätestens nach den ersten gesundhcitlichen Problemen) von selber. Auf dieser Basis dann jedoch einen neuen Job zu finden (Arbeitszeugnisse, Rückfragen beim ehem. AG u.s.w.) dürfte ein Ding der Unmöglichkeit sein. Ich denke, die kanadische Art ist unterm Strich für alle Beteiligten angenehmer (besser ein Ende mit Schmerz....)
Krankenkassenbeitrag liegt bei mir derzeit für 2 Personen bei knapp 900 € pro Monat. Ich denke einmal, dass ich dafür (egal wo) schon fast einen 'personal doctor' engagieren könnte. Mit der Auswahl der Ärzte ist das hier auch nicht mehr so einfach. Erst einmal der Hausarzt (Wartezeiten auf dem Land, wenn kein Notfall vorliegt, bis zu einer Woche). Auswahl an qualifizierten Ärzten nahe null. Von hier aus dann die Überweisung an den Spezialisten (Ausnahme Frauen- und Tierarzt). Wartezeiten bei Physiotherapeuten inklusive der Großstadt Frankfurt liegen bei 3-6 Monaten (also bloss nichts reissen oder brechen..)
Ich möchte schon wieder kaufen (meine Aufzählung betraf ja auch die laufenden Kosten eines Eigentümers). Ich möchte aufs Land, grosses Grundstück (mindestens 3 acres) und (und hier beginnt mein lang gehegter Traum), ich möchte ans Meer. Gesucht habe ich schon mal in NS und BC. Gibt es noch weitere Möglichkeiten? und wie sieht es mit eventuell unterschiedlichen Mentalitäten aus?
vielleicht sollte ich nicht zu viel auf einmal schreiben, da hierdurch anscheinend Daten verlorengehen. Ich bin privatversichert, daher der hohe Beitrag für 2 Personen. Nichtsdestotrotz, auch in Deutschland gehe ich bei den ersten Grippesymptomen nicht zum Arzt sondern in die Apotheke (Aspirin PlusC, Grippostad und bei Bedarf noch Hustentropfen oder Nasenspray). Die Arztkosten spare ich mir und meiner Krankenkasse. Damit geht es dann zur Arbeit. Erst, wenn ich weder laufen noch Autofahren kann, lege ich mich mit o.g. Mittelchen ins Bett. Ist jedoch m.E. immer und überall eine persönliche Einstellungssache. Der eine ist halt etwas verantwortungsbewußter als der andere....
Meine Aufzählung sollte eigentlich auch nur andeuten, dass in Deutschland auch nicht mehr alles soooooo dolle ist.
Bettina, vor ab ein nett gemeinter rat, denn ich sehe bei Dir einen Fehler, der sehr typisch ist. Wenn z.B. Toronto 07 ihre Meinung vom Gesundheitssystem darlegt, dann wisch es nicht einfach so vom Tisch, nur weil es nicht zu deiner Vorstellung passt. Ich versuche seit ca. 1 1/2 Jahren ein gesundheitliches problem zu lösen und bin eigentlich noch kein Schritt weiter. Es gibt hier, bis auf geringste Ausnahmen, keine Möglichkeit sich mit Geld einen besseren Service zu kaufen. Ich könnte mit den Dollar nur so um mich wedeln und würde doch nicht weiter kommen. Was mein "Problkem" angeht, weiß ich, auf Grund von Berichten, wie es in DE gelöst wird und das macht mich etwas ärgerlich.
Ich meine, in CA herrscht Sozialismus, alles gleich, keine leistung und dank Öl haben alle was zu essen.
Suchst Du Qualität und Leistung, dann bist Du hier falsch. Willst Du ein einfaches Leben, wo Dich keiner mit Problemen a la Global warming nervt, dann bist Du hier richtig. Du kannst Dir hier ein großes neues Haus leisten, die Qualität ist niedrig, aber es ist schön.
es war bestimmt nicht meine Absicht, irgend etwas vom Tisch zu wischen. Ich habe mich lediglich über die etwas schnippische Art geärgert. Mein Fehler, werde versuchen, nicht mehr so mimosenhaft zu sein.
Was Deine gesundheitlichen Probleme betrifft kann ich Dir nur alles Gute wünschen und hoffen, dass Du sie in den Griff bekommst.
Eigentlich wollte ich genau das verhindern: Verzettelung in persönlichen Einzelbeispielen. Das bringt nicht viel, da jeder seine ganz persönlichen Erfahrungen im Leben macht und diese individuell verarbeitet. Ich wollte doch einfach nur sagen, dass es in Deutschland auch nicht mehr weit her ist mit Gesundheitssystem, Qualität, Zuverlässigkeit ....
Vielleicht erzählt mir ja doch noch jemand etwas positives aus CA, ohne dabei immer in die direkten Vergleiche einzutauchen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass CA im CA-Forum wirklich so schlecht abschneidet???
Zitat von Trudy1 Ich meine, in CA herrscht Sozialismus, alles gleich, keine leistung und dank Öl haben alle was zu essen.
Da wirst Du mit Deiner Meinung aber ziemlich alleine dastehen, Trudy. Alles gleich? Keine Leistung? Nicht in dem Canada in dem ich lebe!
Willst Du die Qualitaet mit der in Deutschland vergleichen, wirst Du wie Trudy vermutlich enttaeuscht sein. Jedoch leben Canadier nicht in Papp-Huetten oder Strohhaeuschen. Du lebst in den meisten Haeusern hier sehr komfortabel. Und wenn ich die Wahl habe zwischen einem super Haus mit kleinem Grundstueck in Deutschland, fuer das ich mich bis ins Jahr 2058 komplett verschulden muss, oder ein ordentliches Haus mit grossem Grundstueck, das in 25 jahren komplett bezahlt ist ohne mich monatlich zu sehr zu belasten, dann muss das wohl jeder fuer sich selbst beantworten.
Und Rigly 68, ja, da hast Du sicher Recht, es ist nicht ueberall so wie z.B. da wo ich lebe. Darum habe ich ja auch darauf hingewiesen dass ich nur fuer mich sprechen kann. In Bitterfeld kriegst Du auch mehr fuers Geld als in Muenchen! Aber 1 Stunde von Toronto ziehe ich Bitterfeld vor!
Ueber das Gesundheitssystem will ich mich nicht allzuviel aeussern. Hatte bisher nur "minor" problems die auch sehr gut behandelt wurden. Wenn Trudy sagt das ein groesseres Problem in Canada nicht dementsprechend behandelt wird, dann macht mich das natuerlich auch nachdenklich. Kann aber mangels Informationen und Wissen nichts dazu sagen.
Ich habe ja keine direkte Erfahrung, aber eine von einem Freund in Kanada, der Kanadier ist.
Er ist Mitte 30 und auch Vater von 3 Kindern und ein Kind hat einen seltenen Herzfehler. Dort war der Bub in die Kinderchirurgie nach Toronto überwiesen und operiert worden. Kosten wurden komplett von der Versicherung übernommen. Er sagt, er hat nur bei DENTAL eine private Versicherung. Die OP vom Sohn wäre via OHIP geregelt.
Wenn sie mal krank sind, Grippe usw., dann gehen sie zum Hausarzt. Wartezeit gibt es selten.
Das CA ein Problem mit dem Gesundheitssystem hat, bzw. einen drastischen Mangel an Ärzten (nicht nur Fach-, sondern auch Allgemein-MD), dass wird oft in der Zeitung gedruckt.
Andersrum denke ich aber auch, dass es bei 95% der Kanadier funktioniert und dann kann es auch nicht so schlecht sein.
Ich hatte ja anfänglich davon gesprochen, dass meine Auswanderungswünsche durchaus komplexerer Art sind. Ein Problem, mit welchem ich extrem zu kämpfen habe sind gesellschaftlicher Natur. Steigende Unzufriedenheit mit dem was man hat, daraus resultierende 'Neidkultur' (ein Widerspruch in sich) und entsprechender Umgang miteinander. Vielleicht klingt das etwas konservativ, aber für mich macht eine Gesellschaft aus, wie sie miteinander umgeht. Stichworte dazu sind Respekt, Toleranz, Offenheit Mitgefühl, Verständnis.... Schon beim Niederschreiben dieser Vokabeln fühle ich mich hier wie ein Dinosaurier.
Könnt Ihr mir sagen, wie sich das Mit- und Untereinander in CA gestaltet? Gibt es hier regionale Unterschiede (wie in DE mit Sicherheit auch)?
Auch ich begruesse Dich mal hier. Kritiker gibt es viele. Auch ich bin am Anfang ab und an richtig "ausgeflippt" an meiner ersten Arbeitsstelle, da manche Bosse meinen man sei bloed wie Bockmist und sich nicht an Vertraege halten oder geschweige denn Bezahlung. Ein Spruch war: "Du was ich Dir versprochen hatte in Deutschland ist Schnee von gestern. Hier sind wir nun in Kanada und da wird gemacht was ich will."
Mit dem Erfolg das ich beim Goverment vorsprach und mein Ex-Chef nun vertraege einhalten "sollte". Das man hier einen Zeitreise zurueck macht um sagen wir mal 20-30 Jahre sollte Dir auch klar sein.
Was im Urlaub ganz lustig oder gar "urig" erscheint, dass kann im (Arbeits)- Leben dann aber absolut nervig werden.
Zentrale Heizthermostate die nicht funktionieren (seit 2 Jahren schon) und das "Property-Management" bei Anruf mitteilt: "Wenn es zu warm wird lassen sie einfach die Fenster offen stehen." Bin froh das die Heizkosten in der Miete inbegriffen sind.
Auf Haussuche bin ich schon laenger. Ich lass mir Zeit. Aus Gespraechen weiss ich nun, dass es besser sei ein Haus aus den 50er, 60er Jahren zu kaufen da diese bessere Qualitaet haetten. Da ich Truck Driver bin, ist es so ziehmlich egal wo es ist. In den Staedten musst Du nicht suchen. Bei den neuen Haeusern kannste der Nachbarin das Handtuch reichen wenn sie aus der Dusche kommt und bleibst dabei beruhigt am Kaffeetisch sitzen - so eng bauen die aneinander. Weshalb ja letztes Jahr in Edmonton ja auch 100 Haeuser und Apartments im Neubaugebiet einfach in Rauch aufgingen.
Zu deinen Fragen: Gesundheitssystem - wirklich guenstiger. Ich zahle gerade mal 20 Dollar pro Monat da meine Company den Rest bezahlt. Das hier einige sagen es ist nicht wie in Deutschland - wer das mag kann wieder nach Deutschland gehen. Ich vergleich solche Aussagen mit dem typisch deutschen Urlauber der in Marokko sich aufregt weil alle "Auslaender" seien und er sein Schnitzel mit Pommes nicht bekommt. Eben typisch Deutsch.
Familienarzt: Tip. Frage Immigranten wi ein Familiendoktor ist der auch Immigrant ist. Dann klappt das meistens. Unser Doktor ist Aegypter. Bei jedem Besuch gibt es immer viel zu "laestern" ueber die "redneks'.
Wir leben hier in Kanada - und Kanadier versuchen wirklich vieles um es einem Recht zu machen. Aber. Es gibt hier im zweitgroessten Land der Erde eben Mal nur 32 Millionen Einwohner. Da muss man schon Einsicht haben. (Naja - nicht was Haeuser angeht - oder Handwerk allgenmein.)
Job: Schlucken musste ich schon einiges - da man in meiner Branche davon ausgeht das man "nur" Trucker ist - ansonsten doof. Mit Abschluessen als Kfz.-Mechaniker, Chemikant, Berufskraftfahrer und nicht zu vergessen "Besuch" der Fachhochschule fuer Informatik in Heidelberg mit Abschluss- bin ich nicht doof. Aber... Kanadier mit 6 Wochen NAIT (Abendschule) die gerade so mal im Office den weg zur Kaffeemaschine finden - behandeln einen so. Wer wie ich schon selbst gesehen habe, eine Excel - Tabelle bearbeitet und an der Seite einen Taschenrechner zum addieren benutzt - dem kann ich heute noch mit offenem Mund dabei zuschauen. Auf die Frage warum ich den so erstaunt schaue, gab ich zur Antwort: "Wow! Ich dachte nicht das Du zwei Sachen auf einmal machen kannst. Echt cool." (Na ja. Manchesmal sollte man auch loben! )
Stress macht man sich nur selber. Das ist wirklich so. Ab und an erwische ich mich bei dem Gedanken, dass es doch echt schade ist Nichtraucher zu sein. Was hier manches Mal an Arbeit abgeliefert wird - da moechte ich doch ganz gerne Mal ein zwei Joint's rauchen um auf das Nivau zu kommen. Ich werde nie auf den Genuss kommen. Aber ruhiger werde ich schon. Arbeitsgericht gibt es auch hier in Kanada. (labour board - und die funken ganz schoen dazwischen)
Geld und die Kosten: Geld mache ich wesentlich mehr. Zum Vergleich: In einer Woche verdiene ich das, was ich in meinem letzten Job in DE im Monat hatte. Nutella kostet hier schon mal 5-6 Dollar - aber das esse ich ja nicht mehr so oft. Draussen auf dem Land, da kann man schon Haeuser fuer 120,000 mit 3 Acer bekommen. Mir wurde ne "kleine" Farm angeboten mit allem Geraet. 160,000 in Saskatchewan 2 Stunden zu Saskatoon. "Haus Gebaeude, Geraet plus zwei Quarter Land."
Meine Suche was das den sei in Quadratmeter lehnte ich dankend ab. 1,249,000 (1,249 Millionen!) m2 oder 320 Acer. Ich mag ja gardening. Aber ich will auch mal ausspannen.
Also Bettina. Wer wie ich nach knapp 2,5 Jahren das "Deutschein" ablegen kann und sich manches Mal lieber einen "grinst" - dem wird es so gehen wie mir. "Endlich daheim."
In Deutschland wurde ich so in jede Ecke gestossen da ich meine Ellbogen eben nicht ausgefahren habe. Habe jede Weiterbildung gemacht die man mir empfahl um zu guter letzt dann zu hoeren man sei mit 38 Jahren zu alt und nutzlos. Ich kam mir immer vor wie "Falschgeld" - wenn ihr den Ausdruck kennt.
In Kanada habe ich zumindest das erste mal das Gefuehl wirklich daheim zu sein. Und es wird von Jahr zu Jahr besser das Gefuehl.
Könnt Ihr mir sagen, wie sich das Mit- und Untereinander in CA gestaltet? Gibt es hier regionale Unterschiede (wie in DE mit Sicherheit auch)?
Liebe Grüße
Bettina
Das Mit- und Untereinander ist fuer mich eines der Sachen, die Canada absolut Lebens- und Liebenswert machen.
Canadier sind meistens sehr sehr freundlich, ich bin inner wieder angenehm ueberrascht. Nachbarschaft ist noch ein Begriff, als wir in unser Haus zogen hier auf dem Land, hatten wir Tage spaeter 3 Willkommenskarten im Briefkasten, 2 Einladungen zum BBQ und ein Nachbar kam direkt vorbei um Hallo zu den neuen zu sagen. Das macht 6, wir haben aber nur 8 Nachbarn. Guter Schnitt wuerde ich sagen. Ist man eingeschneit kommen sie mit den Snowblowern rueber, als mein Auto kaputt war wurde es von unserem Nachbar (Mechaniker) an einem Sonntag im leichten Schneefall repariert.
Ich werde als Auslaender sofort akzeptiert hier, die Kleinstadt in der ich lebe ist nicht Multikulti, ist rein Canadisch. Maqn wird staendig eingeladen, nette Unterhaltungen wo immer man auch ist. Einfach toll.
Ob das oberflaechlich ist? Klar ist es das, ich habe ja nicht 1000 neue Freunde gefunden. Aber das macht gar nichts, man fuehlt sich akzeptiert, von Anfang an!
So ist das hier in Orillia, LKleinstadt mit 30.000. In Toronto war das natuerlich etwas anders, die Stadt ist gross, schnell, nicht so freundlich.
Wie das in anderen Gegenden Canadas ist kann ich nicht sagen, wuerde mich aber wundern wenn es komplett anders waere.
Hey Jan, sind das mit oder ohne Police Academy 30.000?
In Kanada ist es insgesamt etwas entspannter als in Deutschland. Das ist nicht nur im Privat- oder Geschaeftsleben so, sondern auch bei Behoerden. Kann aber gelegentlich auch mal nerven. Vorallem wenn man auf was wartet.
Medikamente kannst auch bezahlt bekommen, wenn du eine Extended Health Care Versicherung abschliesst. Da werden je nach Vertrag zwischen 80 - 100% uebernommen. Nicht alle Medikamente sind in Kanada teurer als in den USA. Bei vielen ist es aber leider so.
Trudy hat schon recht, dass das Gesundheitssystem hinkt. Auch wenn sie hier (ausgegangen von Grossstaedten) die gleichen Mittel zur Verfuegung haben wie in Deutschland auch. Von laendlichen Gebieten wie unserem hier sprechen wir da jetzt mal besser nicht. Da wird man gelegentlich auch zum eigenen Hausarzt.
Was mich hier auch stoert ist das schon fast selbstverstaendliche verschreiben von Antibiotika. Schnupfen? Hier nimm! usw. Da sucht man sich dann gern auch mal Alternativen.
@toronto07 willkommen im Club. Mach mal fuer drei Wochen eine Salzwasserkur. 1tsp Natron, 1tsp Salz auf 1 Liter Wasser. 60cc Spritze und das dreimal taeglich.