Der Reiz besteht im Neuen, im Wandel, aus festgefahrenen Bahnen auszubrechen, den Horizont zu erweitern und ausgetretene Pfade zu verlassen. So war es bei uns.
Du kannst einen gut dotierten Job haben, den neuesten Firmenwagen fahren, deine Kinder in gutbuergerlichen Verhaeltnissen aufwachsen sehen und trotzdem ungluecklich sein, weil da nichts mehr kommt. Wir waren (und sind es noch) bereit bei Null anzufangen....und koennen in 2 Jahren dann ja mal mitteilen wie es uns ergangen ist ; )
Ich unterstelle vielen hier sich mit dem Schritt ernsthaft auseinander gesetzt und keinen verklaerten Blick zu haben. Diese Gruebeleien kennen wir, sie bringen einen nicht wirklich weiter, genauso wenig wie die Meinungen und gut gemeinten Ratschlaege Anderer. Auch wir mussten Vergleichen mit den Laiendarstellern aus den diversen TV soaps standhalten ; ) Manchmal muss man Dinge einfach anpacken, sonst bleibt der bittere Nachgeschmack es nie versucht zu haben.
Zitat von gauchito Ich finde, man sollte sich vor der Auswanderung - vor allem aber auch danach fragen: Ist man gluecklich oder "nur" zufrieden mit dieser Entscheidung???
Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen - vielleicht sollte man sich eher auch fragen:
Will ich unbedingt nach Kanada oder will ich einfach von hier weg? (-> Ziel oder Flucht?)
wir haben uns seit ich glaube 2 Jahren damit herumgeschlagen, ob wir nun auswandern wollen oder nicht. Ob es Flucht ist oder der Reiz Kanadas. Ich weiß für mich in der Zwischenzeit, dass ich definitiv nach Kanada möchte - ob ich nun eines Tages zurück will oder nicht, kann ich heute nicht beurteilen. Es standen auch immer andere Länder zur Auswahl (nicht so weit weg, besserer Verdienst etc.), aber schließlich ist doch immer wieder Kanada hängen geblieben.
All die Fragen und Grübeleien habe ich jetzt hinter mir, ich weiß, dass ich nie zu einem extrem positiven oder negativen Ergebnis kommen werde. Es wird immer ups and downs geben bei der Frage, ob die Entscheidung richtig war oder nicht. Ich habe schon einmal im Ausland gelebt und kann mich noch gut daran erinnern, wie ich schon direkt nach der Ankunft (damals in England) gedacht habe, oh Gott, was hast du getan?!? Schließlich war es allerdings mit die schönste Zeit meines Lebens (neben anderen )) und ich wäre gerne dort geblieben (ging damals leider nicht).
Wir verdienen gutes Geld - aber trotzdem habe ich das Gefühl, der Hamster im Rad zu sein. Ich komme nie an... Da ich von einer Weile Bekanntschaft mit dem "Burnout-Syndrom" machen durfte, wird dieses Gefühl sich auch noch 'ne Weile halten, denke ich.
Ich habe kein Problem damit, viel zu arbeiten. Ich habe auch keine Angst vor "ausbildungsfremden" Arbeiten (meine Ausbildung habe ich mir mit Putzen verdient und ich kann nicht mal behaupten, dass es die schlechtesten Jobs gewesen wären, die ich je gemacht habe...).
Eins meiner größten Probleme hier ist, dass meine Freundlichkeit und Gutmütigkeit anderen Menschen gegenüber gerne als Schwäche und Naivität angesehen werden und andere aus dem Grund gerne meine Schultern benutzen um weiterzukommen. Beruflich und privat. Ich kann und will kein Mobbing, Tratschen und Ellbogenstoßen mehr mitmachen. Ich muss auch nicht die neueste Mode und das größte Auto haben und ich baue gerne selbst an meinem Haus, auch wenn's dadurch weder akurat, noch stylisch oder einfach nur schnell fertig wird.
Mein Mann sieht das genauso und schwups bist du in der Schiene des Außenseiters und deine Kinder gleich mit. Denn die Sache mit dem Apfel, der nicht weit vom Baum, bla, bla.
Was ich persönlich von Kanada erwarte ist etwas mehr Freundlichkeit und Toleranz zwischen den Menschen. Das ich damit auch böse auf die Nase fallen kann, ist mir bewußt.
Wir warten also noch bis Ende des Jahres bzw. den Startschuss, wenn die neuen oder überarbeiteten Gesetze fertig sind und versuchen über PR reinzukommen.
Zitat von Swalker@wayfarer: Deine Tipps und Ratschläge in Ehren - Du hast ja soooooo recht - aber immer nur alles als schwierig und superrriskant darzustellen, kann es auch nicht sein - man wird wirklich ausgebremst und glaubt irgendwann mal, man sei zu doof oder zu naiv , um neu anfangen zu wollen. Es hat ja doch alles keinen Zweck, weil das Leben danach angeblich genauso dröge aussieht wie in Deutschland... Du als Neukanadier - war an Dir irgendwas anders, spezieller oder besitzt Du die Gabe des in die Zukunftblickens? Verstehe mich nicht falsch - ich will Dir nicht auf die Füße treten - aber das frage ich mich wirklich oft beim Lesen der Forumsbeiträge - warum kommen soviele Leute, die schon in Kanada sind, daher und warnen und unterstellen den anderen, die noch in der Warteschleife hängen, mangelnde Vorbereitung und eine rosarote Brille im Gesicht? Wie war das denn bei Euch? Habt Ihr nicht auch dieselben Hoffnungen und "Träume" gehabt? Wenn sich dann herausstellt, dass alles in Kanada so weiter läuft wie in Deutschland, warum seit Ihr dann noch da? Ein bißchen Mut machen wäre auch Mal schön, Du kannst sicher sein, dass ich sämtliche Contras durchgenudelt habe. Auch wenn's genau das ist, was viele so belächeln - warum nicht Mal auf die Schultern klopfen und sagen - klappt schon, wer wagt, gewinnt!
Wir hatten uns damals ein Budget gesetzt, dass wir schlimmstenfalls haetten abschreiben koennen und das ueber dem lag, was Immigration Canada allgemein fuer PRs als Proof of Funds sehen moechte. D.h., ich/wir konnten uns das Abenteuer irgendwo leisten, auch wenn man nicht gerne Geld verbrennt. Soviel zum finanziellen Risiko. Die ALG-Ansprueche waeren 12 Monate nach der Kuendigung abgelaufen, d.h. wenn ich in der Zeit keinen Job in meinem Feld gefunden haette waer's das gewesen und ich waer stempeln gegangen bzw. haette in DE was gesucht.
Die Erwartung war, dass ich mich in der Anfangszeit spuerbar verschlechtern wuerde. Ich hatte dann aber Glueck (etwas Muehe und Vorbereitung kann ich wohl auch reklamieren) und arbeite nun in einem zu frueher sehr vergleichbaren Job, muss also nichts nachtrauern. Auch sonst gefaellt es mir hier sehr gut, Deutschland fand ich auch nicht katastrophal schlimm, aber viele unschoene Kleinigkeiten summierten sich dann doch. Ein Berufswechsel waere sicher interessant, aber ich hab Verantwortung und muss unsere LHK reinholen. Leider hab ich keine Handwerkerlehre oder dergleichen, was einen Wechsel erleichtern wuerde. Wenn sich die Frage mal akut stellen sollte wuerd ich aber ernsthaft ueberlegen umzusatteln, warum nicht? Waere gerade im Alter interessant, wenn man in den Vorruhestand moechte. Sowas muss man aber vernuenftig zwischenfinanzieren koennen und konsequent durchziehen, mit Businessplan oder Training-on-the-job. Ich rate dringendst von McJobs ab, gerade in Kanada.
@wayfarer: Danke für dein posting! Apropos Berufswechsel: Wie schätzt du die Möglichkeit ein, sich in Kanada - aus eigener Tasche finanziert - umschulen zu lassen bzw. eine Zusatzausbildung zu absolvieren? Ich bin beispielsweise Lehrerin, will aber nicht mehr in diesem Beruf arbeiten, wäre aber durchaus bereit, mich weiter bzw. anderweitig zu qualifizieren...
Zitat von Swalker@wayfarer: Danke für dein posting! Apropos Berufswechsel: Wie schätzt du die Möglichkeit ein, sich in Kanada - aus eigener Tasche finanziert - umschulen zu lassen bzw. eine Zusatzausbildung zu absolvieren? Ich bin beispielsweise Lehrerin, will aber nicht mehr in diesem Beruf arbeiten, wäre aber durchaus bereit, mich weiter bzw. anderweitig zu qualifizieren...
Swalker: Moeglichkeiten gibt es sicher reichlich, die Colleges und Unis haben jede Menge Kurse und auch Co-op Programme wo man ca. 4 Monate in einer Firma arbeitet. Die Tuition Fees sind aber nicht gerad gering. Ich hatte mal bei der UBC einen Fernkurs fuer Projectmanagement ins Auge gefasst, kostet aber glaub ich insgesamt 5000$. Ein Bekannter von mir hat eine Fortbildung in seinem Sektor (Sozialberuf) gemacht und selbst finanziert, weil er sonst kein Bein auf den Boden bekam im kanadischen Arbeitsmarkt (nur Fahrerjobs). Schwebt dir schon ein Berufsfeld vor? Das Problem mit einer deutschen Berufsausbildung, die du noch vor der Auswanderung in Angriff nimmst waere evtl. auch wieder die Anerkennung hier. Wenn dir das Arbeitsamt das finanziert ist es aber natuerlich in Erwaegung zu ziehen. Vielleicht gibt es Jobs, wo man doch recht schnell reinkommt, etwa bei Versicherungsmakler oder Homeinspector koennte ich mir das vorstellen. Mach doch mal einen neuen Thread auf zu dem Thema.
Ich denke das problem liegt darin, eigentlich mindestens das gleiche erreichen zu wollen in kanada, immer zu vergleichen wo der erfolg und die karriere besser verlaufen ist oder wäre. Wirklich alles zu ändern, mit `nem einfachen job zufrieden sein zu können, weil man gemerkt hat, dass es im leben noch mehr als arbeit gibt, und den kanadiern das scheinbar bewusster ist, sie ihr glück nicht darin suchen, dann ist auch dieses ewige "irgendwann hat man sich auch an der schönsten natur satt gesehen!" hinfällig, weil es nicht ums anschauen geht, von der stadt oder dem büro oder dem truck oder auto aus usw. sondern vom (beispielsweise) leben im häuschen, draußen mit schlittenhunden oder der accomodation-front im valley oder was weiß ich was so die träume sind. eben dem nutzen der möglichkeiten die deutschland nicht bietet. Ich bin designerin, wäre aber mit nem job im örtlichen laden oder blenz coffee zufrieden, wenn ich darüber hinaus mein ding machen kann, im kleinen stil, nämlich ne hütte und tiere und ne werkstatt, um meine entwürfe umzusetzen und wenn man nicht so fixiert auf gehalt, versicherung und hübsches haus mit zaun, tolles auto und "150v-elektrogeräte"(!?) ist, (sondern sich einfach was zurück legt) dann kann man in kanada sicher glücklich werden. wenn aber die karriere und "eigentlich das gleiche leben nur alles besser", an erster stelle steht (inklusive mein mann liebt mich mehr und die familie ist harmonischer und der nachbar ist besser drauf) dann macht man es sich in `nem anderen land mit `nem neuanfang vielleicht einfach nur schwerer.
Zitat von solo_impalaIch denke das problem liegt darin, eigentlich mindestens das gleiche erreichen zu wollen in kanada, immer zu vergleichen wo der erfolg und die karriere besser verlaufen ist oder wäre. Wirklich alles zu ändern, mit `nem einfachen job zufrieden sein zu können, weil man gemerkt hat, dass es im leben noch mehr als arbeit gibt, und den kanadiern das scheinbar bewusster ist, sie ihr glück nicht darin suchen, dann ist auch dieses ewige "irgendwann hat man sich auch an der schönsten natur satt gesehen!" hinfällig, weil es nicht ums anschauen geht, von der stadt oder dem büro oder dem truck oder auto aus usw. sondern vom (beispielsweise) leben im häuschen, draußen mit schlittenhunden oder der accomodation-front im valley oder was weiß ich was so die träume sind. eben dem nutzen der möglichkeiten die deutschland nicht bietet. Ich bin designerin, wäre aber mit nem job im örtlichen laden oder blenz coffee zufrieden, wenn ich darüber hinaus mein ding machen kann, im kleinen stil, nämlich ne hütte und tiere und ne werkstatt, um meine entwürfe umzusetzen und wenn man nicht so fixiert auf gehalt, versicherung und hübsches haus mit zaun, tolles auto und "150v-elektrogeräte"(!?) ist, (sondern sich einfach was zurück legt) dann kann man in kanada sicher glücklich werden. wenn aber die karriere und "eigentlich das gleiche leben nur alles besser", an erster stelle steht (inklusive mein mann liebt mich mehr und die familie ist harmonischer und der nachbar ist besser drauf) dann macht man es sich in `nem anderen land mit `nem neuanfang vielleicht einfach nur schwerer.
Nur mal als Denkanstoss, ein bescheidener Lebensstil ist sicher nicht verkehrt: eine Kollegin aus meiner Firma wohnt in einem kleinen Hamlet (kleines Dorf) in einer recht ansprechenden Landschaft, Country-life, altes Haus auf einem Huegel, grosser Garten. Da es in der Naehe keinen Hydranten und erst recht keine Feuerstation gibt, will sie kaum jmd . versichern. Fuer ein unversichertes Haus gibt es aber keine Mortgage. Deswegen ist sie mit Farmstate (oder so aehnlich) und zahlt ueber 1400$ im Jahr Hausversicherung (absolut keine Villa). Da musst du bei Blenz viel Trinkgeld verdienen, um solche Unkosten reinzuholen. Das mit der Harmonie hat sich naemlich schnell erledigt, wenn dein Job staendig auf Abruf steht, weil deine Schichten doof oder ganz unregelmaessig liegen und du staendig finanziell am Limit lebst und 28% Zinsen auf die Credit Card zahlst deswegen.
Bitte versteh das nicht boes gemeint, aber mach den Reality Check, Haus/Auto/Pflichtversicherung/Property Tax/Heizkosten sind Dinge, wo man schwer drumherum kommt. Ich war mal Samstag bei der ScotiaBank und hab die endlose Schlange gesehen von Leuten, die ihren Paycheque am Schalter eingeloest hat, weil sie nicht die 10 Tage ueberbruecken koennen, bis es am ATM gutgeschrieben wird. Oder Leute, die ihre Versicherung bei der Niederlassung direkt vor Ort bezahlen, jeden Monat das Geld persoenlich vorbeibringen - schwer zu glauben, aber so ist es. Was machst du, wenn du von Minimumwage lebst und musst mal beim Zahnarzt was richten lassen? Oder bist auch nur 3 Wochen krank? Zuruecklegen kannst du nur, wenn dein Einkommen > LHK ist, und die LHK sind halt nicht marginal. Was meinst du, wieviel Kanadier Mortgage-poor sind und in einer leeren Huette wohnen, da ist mitunter nichtmals Geld fuer einen Kuechentisch vorhanden. Das streben nach Geld ist hier vielfach durch das streben nach groesserem Haus, Auto und Cottage/Boot ersetzt, alles auf Pump.
Zu deinem letzten Satz: ich finde, das Gegenteil ist der Fall, solange man "gleich" nicht als "identisch" ansetzt. Anknuepfen ist immer einfacher als ein Neuanfang, wenn's vorher schon lief. Ist aber nur meine Meinung.
ich will das jetzt auch nicht lang und breit erklären, aber ich würde halt keine versicherung und keine mortgage haben wollen, und wenn ich nen tisch brauche, bau ich ihn mir selber. dass ich kohle brauche, um mir maschinen in ne werkstatt zu stellen, oder die zähne zu reparieren, weiß ich alles selber gut genug, die frage ist nur, wo die prioritäten beim geld ausgeben liegen und du bist da in ner ganz anderen welt, ich würde sogar auf fließend wasser verzichten wenns sein muß. und schlachte mir mein huhn selber wenn ich hühnchen essen will. man braucht nicht viel zum leben! auch würde ich nie über meine verhältnisse leben, um dann 28 % zinsen zu zahlen, das ist überhaupt der fehler der leute alles haben wollen was es gibt, nur weils eben der durchschnitt hat und dann sorgen haben, weil mans nicht zahlen kann. abgesehen davon würde ich schon nicht am hungertuch nagen und genug kohle mit dem reinkriegen was ich kann, aber damit das frei geschehen kann, ohne existenzdruck, würde ich für die lhk eben nen einfachen job machen.
das mag jetzt in den drei sätzen naiv klingen, für den der mich nicht kennt, aber ich weiß ganz ganau was "reality" ist und bedeuten kann, kannste glauben! und ich weiß ganz ganau wie ich mich dem entziehen kann/werde.
ps:. ok das war etwas off-topic, da meine vorstellungen ja etwas speziell sind und nicht auf die vorherigen poster zutreffen
aber wenn man ein burn out hat und dann aber versucht im gleichen job wieder fuß zu fassen, dann muß man sich nicht sorgen machen und fragen warum alles so schwer ist und nicht besser als in dtschlnd, denn dann lag/liegt es nicht am land oder am nachbar, sondern am ziel. (nur mal als beispiel, es soll sich bitte keiner direkt angesprochen fühlen)