Ich habe letzthin wieder einmal in Maxim's Buch "Die Kanada-Auswanderer" (o.s.ä.) geschmöckert und bin da auf diverse Passagen gestossen, welche so oder so ähnlich lauteten (frei durch mich interpretiert):
- "vorallem Akademiker bzw. Führungskräfte bekunden Mühe damit, dass sie sich, zumindest zu Beginn, von der Pike auf hocharbeiten müssen und beweisen müssen, was sie können" - "nur wer gewillt ist, härter zur arbeiten, hat längerfristig Erfolg"
Vorallem auch die Geschichte der Dame (habe leider den Namen jetzt nicht mehr präsent), welche in Calgary proof-reading und Stampede-Park Staff gemacht hat, und trotz 60-80 Wochenstunden überglücklich ist, hat mir sehr beeindruckt.
Mich hat das Ganze doch zum Nachdenken angeregt und vielleicht klingt die folgende persönliche Aussage für Euch etwas sehr merkwürdig:
Natürlich würde ich gerne in CA auf dem gleichen (Management-)Level weiterarbeiten und mache mir etwas Sorge um die harte Veränderung, wenn man in Kanada bei Null beginnen muss. Ich sehe dies aber im besten Fall eher noch als Chance für mich, da sich damit das Arbeitsgebiet/-branche sowie die Verantwortung und die damit verbundene konstante Anspannung völlig verändert.
Seht ihr dies als einigermassen realistische Einschätzung oder eher als Schutzmechanismus meines grüblerischen Kopfes? Ich habe dies auch oft schon in den diversen Statements im Forum zwischen den Zeilen gelesen.
ich würde sagen, der "Erfolg" liegt vor allem an den Gründen, warum du nach Kanada gehen willst . Ich grüble auch immer vor allem nachts darüber nach, ob ich wirklich bereit bin, wieder ganz unten anzufangen, aber wenn ich mir meine Gründe betrachte, warum ich weg will - ich fühle mich total ausgebrannt, dauermüde und einfach total satt - dann ist es ja genau das, was ich will - ein total neuer Anfang, völlig neue Menschen um mich herum, ein ganz anderer Job (vielleicht auch mehrere gleichzeitig), Natur pur und ein herzlicheres und geduldigeres Miteinander in der eigenen Familie... Würde mir meine Karriere über alles gehen, ginge ich nicht nach Kanada...
ich würde sagen, der "Erfolg" liegt vor allem an den Gründen, warum du nach Kanada gehen willst . Ich grüble auch immer vor allem nachts darüber nach, ob ich wirklich bereit bin, wieder ganz unten anzufangen, aber wenn ich mir meine Gründe betrachte, warum ich weg will - ich fühle mich total ausgebrannt, dauermüde und einfach total satt - dann ist es ja genau das, was ich will - ein total neuer Anfang, völlig neue Menschen um mich herum, ein ganz anderer Job (vielleicht auch mehrere gleichzeitig), Natur pur und ein herzlicheres und geduldigeres Miteinander in der eigenen Familie... Würde mir meine Karriere über alles gehen, ginge ich nicht nach Kanada...
Vielen Dank für das Feedback!!! Du sprichst mir wirklich aus dem Herzen (ok - vielleicht ohne das "total satt") - trifft meine eigene Grüblerei eigentlich sehr gut.
Sich von allem zu trennen und neu anzufangen ist in der Vorschau schon ein sehr gewagter, vielleicht zu grosser Schritt. Im Rueckblick aber fuer mich das beste was ich machen konnte, ich empfinde das geradezu als "reinigenden" Prozess alles neu anzugehen. Eine neue Erfahrung die ich jedem Empfehlen kann.
Irgendjemand sagte mir mal, wer zuviel fragt, bekommt genau soviele Antworten. Ich habe das so verstanden, dass zuviel zweifeln, grübeln, überlegen, alles von rechts auf links drehen etc. Spontaneität, Mut und Energie schrumpfen lassen wie nichts. Wäre diese Sch...zeit nicht mit der ewigen Warterei - Pr ja oder nein, Haus verkauft ja oder nein - Job kündigen ja oder nein - dann käme man vielleicht auch nicht auf die Idee, soviel rumzugrübeln. Ich habe immer das Gefühl in voller Fahrt ausgebremst zu werden... und dann noch die lieben MItmenschen um mich herum, die regelmäßig nachfragen - "wann ist es denn soweit? Seit Ihr auch sicher, alles hier aufzugeben - wofür denn eigentlich? Was ist mit Eurer Rente, was ist mit der Krankenversorgung? Ja, stimmt, neulich habe ich auch im Fernsehen so ein paar Naivlinge gesehen, die nach Kanada wollten, was Ihr wollt jetzt auch (seit Ihr echt so doof)?" Manchmal denke ich, alle Welt glaubt, wir wollten zu den Hottentotten nach Taka-Tuka-Land .... Mich nervt das total, vor allem dann, wenn ich mich dann auch noch verunsichern lasse...
das war anette in calgary - heute in einer guten managerposition - soweit ich gelesen habe - sucht sie ein haus zu kaufen - oder hat es gekauft
die andere story ist ja von Nicole Negus - die direkt in ihren job bei einer der größten beraterfirmen einsteigen konnte
die story von Peter - wie sein vater als ing vom straßenfeger an der uni zum leiter der reperaturwerkstatt der uni wurde ist auch nicht schlecht.
an georg aus montreal denke ich auch noch gerne - der hatte später auch noch andere berufe
was die geschichten verbindet : alle waren PR - und waren bereit jobs anzunehmen - und eine neue chance aufzugreifen - wenn sie sich zeigte - besonders deutlich wird das bei georg
es ist also oft der fall, dass du später in ca in einem anderen beruf arbeitest oder selbständig wirst oder ...
du kannst diesen berufswechsel genauso planen, wie jedes fünf-jahres-projekt in der business-welt
und wenn es nicht das richtige war startest ddu halt wieder ein neues fünf-jahre-projekt
vorallem ist eins zu beachten: so gut wie sämtliche business-pläne, die man in de macht, sind schrott -
erst wenn du sie mit canadian experience neu planst hast du eine chance
ausnahmen bestätigen die regel
die ausnahme ist in dem buch beispielsweise Jutta - die schriftstellerin in BC - sie plante es praktisch von de aus
Ich hab vor einigen Jahren einen Auswanderer auf Vancouver Island getroffen, der aus einer Fuehrungsposition in einem Frankfurter Glaspalast ausgestiegen ist und dann in der Frittenschmiede landete fuer einige Zeit. Hat sich dann etwas hochgearbeitet, aber auf dem Level wird er nie wieder ankommen, und das nagte wohl auch etwas am Ego. Irgendwann hat man sich auch an der schoensten Landschaft sattgesehen und der nette Nachbar entpuppte sich dann als Schmierlappen. Usw.usw. Der Reiz nochmal bei Null anzufangen haelt nicht unbegrenzt an. Einfacher ist es, wenn man die Finanzen wenigstens einigermassen im Griff hat und Nachts ruhig schlafen kann. Gerade am Anfang zahlt man viel Lehrgeld und muss sich erstmal etablieren (115V-Geraete, Secured Credit Card, Deposits Miete/Strom/Insurance, Zahnarzt...). Arbeitslosenversicherung ist glaub ich 400$/Woche maximal, also sollte man auch einen Notgroschen anlegen. Wer dann auch kein vernuenftiges Einkommen erwirtschaftet hat wirklich keinen so guten Tausch gemacht, spaetestens nachdem der "Urlaubseindruck" verflogen ist kann der Alltag schnell trist werden.
@wayfarer: Deine Tipps und Ratschläge in Ehren - Du hast ja soooooo recht - aber immer nur alles als schwierig und superrriskant darzustellen, kann es auch nicht sein - man wird wirklich ausgebremst und glaubt irgendwann mal, man sei zu doof oder zu naiv , um neu anfangen zu wollen. Es hat ja doch alles keinen Zweck, weil das Leben danach angeblich genauso dröge aussieht wie in Deutschland... Du als Neukanadier - war an Dir irgendwas anders, spezieller oder besitzt Du die Gabe des in die Zukunftblickens? Verstehe mich nicht falsch - ich will Dir nicht auf die Füße treten - aber das frage ich mich wirklich oft beim Lesen der Forumsbeiträge - warum kommen soviele Leute, die schon in Kanada sind, daher und warnen und unterstellen den anderen, die noch in der Warteschleife hängen, mangelnde Vorbereitung und eine rosarote Brille im Gesicht? Wie war das denn bei Euch? Habt Ihr nicht auch dieselben Hoffnungen und "Träume" gehabt? Wenn sich dann herausstellt, dass alles in Kanada so weiter läuft wie in Deutschland, warum seit Ihr dann noch da? Ein bißchen Mut machen wäre auch Mal schön, Du kannst sicher sein, dass ich sämtliche Contras durchgenudelt habe. Auch wenn's genau das ist, was viele so belächeln - warum nicht Mal auf die Schultern klopfen und sagen - klappt schon, wer wagt, gewinnt!
wayfarer hat vollkommen recht. es ist total romantisch vom Aufstieg zu träumen. Mal wieder den Boden und das wirkliche Leben zu fühlen. Es geht wohl keinem der auswandert darum Chefe zu werden oder reich. Aber wie lange will man "Klos wischen" und wie lange will man ausgebremst werden von einem der deutlich ungebildeter ist, nur weil man Ausländer ist.
Irgendwann macht das keinen Spaß mehr, irgendwann möchte man weiter kommen und irgendwann möchte man auch die einem zustehende Anerkennung für seine Leistung bekommen. Bei manchen mag es klappen, bei vielen ist es nicht so.
Ich bin weder romantisch noch träume ich vom Aufstieg. Den hatte ich hier in Deutschland. Ich will eine drastische Veränderung in meinem Leben. Dazu gehören natürlich auch Träume, sonst könnte man sich ja direkt die Kugel geben. Aber nochmals, was war denn mit Euch? Wieso seid Ihr denn ausgewandert? Seid Ihr etwa gezwungen worden solch einen riskanten Schritt zu wagen?
es gibt keine zahlen darüber wer wie erfolgreich ist
es gibt aber berichte, dass man erfolgreich sein kann genauso berichte über das scheitern
die von dbo73 zitierte Annette aus Calgary hat es in 1,5 jahren geschaft - sie hatte spass und heute kann sie von erfolg sprechen
ihre berichte sind aber auch ein beispiel für toleranz - ablegen der deutschen negativen eigenschaften (behalten der guten) und weiterbildung
der erwähnte mann aus den glas(bank)palästen in FFM kann natürlich nicht erwarten bankdirektor oder Bank-Vorstand in ca zu werden - das dürfte schlecht gehen
Ich kann Trudy1 nur Recht geben. Manchmal hoert sich das alles sehr romantisch an „ganz von vorne anfangen“ sich vielleicht auf einem anderen Gebiet (ist ja irgendwie aufregend - nicht mehr der alte Trott aus DE) hochzuarbeiten. Aber ich persoenlich koennte mir nicht vorstellen von Null anzufangen und dann vielleicht, wenn alles sehr gut laeuft, nach 3 Jahren harter Arbeit wieder auf einem Level zu sein, wo man sich keine Sorgen mehr machen muss (Das kann an die Substanz gehen , Respekt vor denen die das durchstehen). Mit dem noetigen Kleingeld im Ruecken kann man dies meiner Ansicht nach machen, aber man sollte realistisch an die Sache rangehen und lieber einen doppelten Boden einziehen. Es gibt best. Idealisten die in allem etwas Positives sehen – man sollte sich also gut ueberlegen zu welcher Gruppe man sich selber zaehlt (Gerade wenn man viel Aufgibt). Denn die eigene Einstellung zu Dingen wird sich durch eine Auswanderung nicht aendern. Es gibt genuegend Rueckwanderer die festgestellt haben, dass hier doch nicht alles so toll ist und man vielleicht doch in DE die besseren Perspektiven hat.
Zitat von Swalker Aber nochmals, was war denn mit Euch? Wieso seid Ihr denn ausgewandert? Seid Ihr etwa gezwungen worden solch einen riskanten Schritt zu wagen?
Ich bin ausgewandert, weil DE mir nicht mehr zugesagt hat. Es waren die kleinen Dinge im Leben wie Freundlichkeit der Mitmenschen, immer das Gefuehl zu haben ueber den Tisch gezogen zu werden, durch Paragraphen definiert zu werden.... Aber dafuer haette ich nicht alles aufgegeben um von ganz unten neu anzufangen. Dazu bin ich zu sehr Mensch.
Es wundert mich doch, dass Du Dich gleich angegriffen fuehlst, wenn Leute Negativbeispiele nennen. Willst Du nur in Deinem Tun bestaetigt werden? Klar ist es so, dass viele Neukanadier Dir gerade die Negativbeispiele nennen, weil man als Auswanderer oft eine Rosarote Brille auf hat. Das soll zum Denkanstoss dienen, denn nicht immer laeuft alles reibungslos. Man neigt doch gerne dazu sich etwas einzureden und anzunehmen, dass bei einem selber alles gut laeuft. Auch in Kanada wirst Du Dinge erleben die Dich nerven.
Ich finde, man sollte sich vor der Auswanderung - vor allem aber auch danach fragen: Ist man gluecklich oder "nur" zufrieden mit dieser Entscheidung???
Da ist - glaube ich - auch ein grosser Unterschied dabei! Wir haben zum Beispiel festgestellt, das uns hier vieles (materielles) gar nicht so wichtig ist, wie es in Deutschland scheinte... Und nein, wir leben nicht in der Wildnis hier, sondern in der Stadt...
s wundert mich doch, dass Du Dich gleich angegriffen fuehlst, wenn Leute Negativbeispiele nennen. Willst Du nur in Deinem Tun bestaetigt werden? Klar ist es so, dass viele Neukanadier Dir gerade die Negativbeispiele nennen, weil man als Auswanderer oft eine Rosarote Brille auf hat. Das soll zum Denkanstoss dienen, denn nicht immer laeuft alles reibungslos. Man neigt doch gerne dazu sich etwas einzureden und anzunehmen, dass bei einem selber alles gut laeuft. Auch in Kanada wirst Du Dinge erleben die Dich nerven.
@sunshine: Du triffst natürlich einen wunden Punkt bei mir... selbstverständlich suche ich nach Bestätigung - gerade weil es soviele Menschen gibt, die versuchen, mir bzw. uns diesen Entschluss madig zu machen. Es ist immer schwerer gegen den Strom zu schwimmen als mit dem Strom. Mir sind all die Negativbeispiele auch durchaus bewusst, und trotzdem, warum muss man sich denn sagen lassen, wenn man trotz der Warnungen und Negativbeispiele seinen Entschluss nicht rückgängig machen will, dass man deshalb naiv ist? Wird den Leuten denn da nicht ein wenig das Recht abgesprochen, selbständig denken und entscheiden zu können? Natürlich weiß doch jeder Mensch (der nicht komplett auf den Kopf gefallen ist), dass es auch in Kanada Dinge geben wird, die nerven und einfach daneben sind... Jeder hat seine eigene Geschichte, man kann nicht alles über einen Kamm scheren... Auch auf die Gefahr hin, dass ich jetzt extrem nervig werde, aber ich finde es wirklich interessant, warum gerade Leute, die diesen Schritt gemacht haben und offensichtlich zu ihrem Schritt stehen, so skeptisch gegenüber Leuten sind, die das gleiche versuchen? Ist das eventuell das Ergebnis dieser unsäglichen Auswanderer-Sendungen, dass man selbst in einem Forum wie diesem unter einen solchen Rechtfertigungsdruck gerät?