Mit Kanada-Wildnisbüchern und Native-Schicksalen bin ich eingedeckt.
Ich würde gerne mal wieder Bücher über den Westen Kanada und USA lesen. Keine Fantasy- oder historischen Bücher (Neuzeit). Schön wäre es, wenn sich die Inhalte aktuell oder in den letzten 20 Jahren zugetragen hätten und man viel Info über den Alltag im Westen von Nordamerika bekommt. Nicht unbedingt typische Auswandererbücher.
Ich lese einfach gerne Bücher über Gegenden, wo ich schon war oder noch besuchen will und das ist von San Francisco bis hoch nach Prince Rupert.
Am liebsten über British Columbia, auch Alberta, die Gegend um Seattle und Vancouver Island. Natürlich hab ich auch schon gute Bücher von Gilles Blunt verschlungen (nicht ganz so westlich), der die Menschen und Gegenden sehr gut beschreibt. Susan Sloan hat das hervorragend über den Alltag von Seattle und San Francisco in ihren Bücher gemacht. Kann ich nur empfehlen, auch die 20+ Leser in meinem Umfeld fanden die Bücher sehr spannend und unterhaltsam. http://www.krimi-couch.de/krimis/susan-sloan.html Man hatte das Gefühl, vor Ort zu sein und konnte sich alles sehr gut vorstellen.
Mit John Farrow "Eishauch" komme ich nicht klar, seit Monaten liegt es bis Seite 141 gelesen auf dem Nachttisch. Irgendwie zu trocken, nicht mal einen Ansatz von Augenzwinkern oder Situationskomik, auch wenn es um kriminelle Taten geht. Alles sehr düster geschrieben. Vielleicht ist das ein Sommerbuch.
Beim Googeln finde ich meist Wildnis-Romantik oder schwülstige Liebes-Romane an irgendeinem See oder in den Rockies. Nichts gegen große Gefühle, aber sonst gibt es doch noch mehr in Kanada. Mich interessiert der Alltag dort.
Ich suche weiter, vielleicht hat jemand einen Tipp. Bücher über Neufundland würden mich auch interessieren wie z.B. Schiffsmeldungen von E. Annie Proulx. Da gefällt mir der Film sehr gut.
Gerade gefunden:
"Unter dunklen Wassern" - Bernadette Calonego
In ihrem zweiten Krimi-Roman verbindet die SZ-Korrespondentin Bernadette Calonego Diamanten mit Wasserflugzeugen, Freundschaften mit Freiheit sowie die Schweiz mit Westkanada. Nach ihrem erfolgreichen Debütroman „Nutze deine Feinde" hat Bernadette Calonego, als Journalistin in Vancouver u. a. für die Süddeutsche Zeitung und den Standard aus Wien tätig, nun ihren zweiten Krimi fertig gestellt.
In „Unter dunklen Wassern" geht es um die 33-jährige Historikerin Sonja Werner, die im Auftrag eines Schweizer Museums durch die kanadische Provinz British Columbia reist. Offiziell folgt sie den Spuren der Berliner Dichterin Else Seel (1894 - 1974), die einen kanadischen Trapper geheiratet und mit ihm in einer Blockhütte in der Wildnis gelebt hatte. Heimlich folgt Sonja aber auch den Spuren ihres Mannes Toni, eines Extremsportlers, der drei Jahre zuvor mit seinem Sohn Nicky bei einem mysteriösen Absturz seines Wasserflugzeugs in British Columbia umgekommen war. Sonja will endlich herausfinden, was ihr die Polizei verheimlicht. Sie vermutet auch, dass ihre langjährige Freundin Odette aus seltsamen Gründen untergetaucht ist, denn seit dem Flugzeugabsturz ist sie verschwunden.
Auf ihrer Reise begegnet Sonja immer wieder dem Mineningenieur Robert Stanford. Auch der Buschpilot Sam scheint mehr zu wissen, als er preisgibt. Und im Leben der Kanadierin Diane Kesowsky, Sonjas großzügiger Gastgeberin, gibt es dunkle Geheimnisse.In einem Camp von Diamantensuchern in der kanadischen Subarktis, wo Sonja bei ihren Nachforschungen schließlich landet, muss die Historikerin um ihr Leben bangen. Zum Schluss findet sie heraus, dass sich alles, aber auch wirklich alles ganz anders verhält, als sie je geahnt hat......
Hallo, Krimi und Histo-Couch sind war ganz nette Seiten, aber es gibt eine bessere Anwendung für Bücher, wenn man ähnliche Lektüre sucht und einfach mal einiges vorgeschlagen haben möchte. Falls du bei facebook bist, kannst du living social installieren und dann auf BOOKS gehen und dort ein Bücheregal aufbauen (wie auf der Coach), suchst du nach einem Buch, kommen auch direkt ähnliche Bücher, Autoren, gleicher Inhalt, spielt in der gleichen Gegend, gleiche Zeit usw. Leute die ein bestimmtes Buch gut finden, lesen mitunter auch ähnliche Büche und du kannst bei denen im Regal stöbern um anderes zu finden... oder es werden recommendations generiert aufgrund deines Regals. Kenne schon einige, die gewechselt haben. Viel Spaß damit.
Nach historischen Büchern suche ich nicht (Histo Couch).
Ab und zu einen Krimi finde ich ganz unterhaltsam. Bei den Gilles Blunt-Büchern war es für mich wichtiger, dass es in Kanada spielte und dass mir seine Art zu schreiben gefiel. Ich bin jetzt nicht der absolute Krimi-Fan. Sehe mir Krimis eher im Film an. Gute Romane oder interessante Biografien, Road-Bücher (sowas wie Roadmovies), interessante Hintergrund-Geschichten über Menschen, die in Kanada /USA leben, am besten in der Gegend, wo ich auch gerade gerne bin, das spricht mich an. Wahre Geschichten sind natürlich meine Favoriten (der Autor kann ja unter Pseudonym schreiben).
Ich hab hier im Forum schon einige gute Buchtipps gefunden, deshalb denke ich, dass es vielleicht wieder einen guten Tipp gibt. Die Buchempfehlungen, die ich von amazon oder ähnl. Seiten bekommen, wenn ich mal dort Bücher bestellt habe, die waren meist keine Treffer. In ganz normalen Foren bin ich eher fündig geworden.
Habe kein facebook, werde auch keins anlegen.
Klar kann ich googeln und finden und dann Kritiken lesen und oft liest sich die Beschreibung super, aber dann war es halt doch nicht so, wie ich es erwartet habe.
Achtung OT
Z.B. langatmige Schreibweise, ewig lange Landschaftsbeschreibungen usw. Schlechte Übersetzungen bei einem eigentlich guten Buch, Beispiel
"Mitten in Amerika" von Annie Proulx.
... Brom konnte vieles nicht ausstehen, er verabscheute die “Trinkt Milch”-Kampagne, die Berühmtheiten mit geleerten Milchgläsern zeigte, ihre Oberlippe weiß, als tränken sie wie Tapire. Abgesehen von Flugzeugentführern verabscheute Brom die munteren Aufforderungen der Stewardessen, die Fenster zu verdunkeln, damit andere Passagiere amerikanische Filme der untersten Kategorie anschauen konnten. Er verabscheute Fernsehsendungen, in denen Tornadojäger quiekten “Ein Vierer!”. Filme, in denen Leute beim Abschied mitten auf der Straße standen und winkten, Leute, die Nudeln zu weich kochten und parfümierte Frauen, die nach “stinkenden Tiersekreten” rochen…
Beispiel: "Aber in der deutschen Übersetzung haben sich leider einige Unschönheiten eingeschlichen, zum Beispiel Wortwiederholungen: Meistens wollen die Jungen das Geld, weil sie hier nicht leben wollen. (Seite 466) Oder logische Fehler: Einmal im Monat grillte er ein ganzes Roastbeef am Spieß oder riesige Pfannen voller Rippchen in Barbecue-Sauce. (Seite 158) Auch wenn es im Deutschen zu unmöglichen Ergebnissen führt, neigt Melanie Walz zu wörtlichen Übersetzungen. Da beginnen Geschäftsbriefe mit Lieber Sir, auf einer Toilettentür steht Mädchen und ein Cowboy trägt ein Paar Jeans, und statt von einem Subunternehmen schreibt sie von einer Unterfirma."
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Ich mag auch bei ernsten Themen ein Augenzwinkern und Situationskomik zwischendurch oder wenn der Autor mal selber seine Schwächen in dieser Form schildert. Also nicht soviel Pathos oder ellenlange Streitereien und Problembücher. Solche Bücher habe ich genug (bekommen).
Im Freundeskreis gibt es Leser, die alle (auch schlechten) Bücher bis ans Ende lesen und sich teils durchquälen und sagen: Das war nicht so gut.
Das würde mir nie passieren. Ist wie bei einem Musikstück. Auch für Buchhändler ist es schwierig, gute Buchtipps zu geben. Da hilft nur stöbern. Die beste Trefferquote hatte ich in Foren. Nicht unbedingt in Bücherforen.
So jetzt hole ich mir den Leonard Cohen in der Buchhandlung
Vor Jahren hörte ich unterwegs in Kanada oft eine 2,5 Stunden L.C.-Sendung eines Kollegen, zigmal dort gehört. Infos waren u.a. aus einem englischsprachigen Buch von Cohen, das ich ich lange auf Deutsch suchte, gab es nur in Englisch. Eine Bekannte vom Deutschlandradio hatte es für die Sendung geliehen. Da waren Anektoden aus der Zeit in Israel, http://www.pi-news.net/2009/09/leonard-c...ngeklagt/Zypern (wie sein Buch Flowers for Hitler entstand) oder die heftige Begegnung mit Janis Choplin im Chelsea Hotel. http://www.leonardcohenfiles.com/chelsea.html
Oder die Begegnung mit der deutschen Sängerin Nico, die für ihn eine besondere Inspiration war. Sie ist leider schon verstorben. Sie hatte jetzt nicht die tollste Stimme und ihr deutscher Akzent war sehr auffällig , aber irgendwas fand Cohen sie besonders anziehend
Kris Kristofferson will sich laut eigener Aussage die Anfangszeilen Like a bird on the wire, like a drunk in a midnight choir, I have tried in my way to be free. auf seinen Grabstein schreiben lassen.
...da gibt's doch einen Autor....ich komme grad nicht auf den Namen, der schreibt sowas, und nicht nur vom Westen Kanadas. Ist glaube ich aber Deutscher, mann, wenn mir der Name nur einfallen wuerde...!
Barbara Gowdy schreibt sehr gut, ihr Roman Hilflos spielt in Toronto... also leider nichts mit Westen. Ansonsten Alice Munro hat tolle Kurzgeschichten, auch nicht speziell Westen, aber wirklich klasse.
Gibt schon einige Leute, die ich über die Coaches kennengelernt habe, die auf die fb Applikation gewechselt haben und diese sehr viel besser finden. Wenn du Bedenken hast, kann du dich bei fb auch unter anderem Namen anmelden. Meine sämtlichen Infos, die ich drinstehen habe, entsprechend nicht der Wahrheit.
Bin übrigens fündig geworden über die Seite der Kanadischen Botschaft, da gab es zig Büchervorschläge und Frau Google fand dann das, was ich suchte. Hatte die Seite vergessen und werde sie zukünftig öfters benutzen. Ich bin auf eine Kanadabuchgoldader gestoßen.
Klar kenne ich Alice Munro, manche Geschichten sind ganz unterhaltsam von ihr. Fand aber z.B. die Verfilmung (war in Premiere) "An ihrer Seite" viel besser als im Buch (Der Bär kletterte über den Berg). Mutter und Tochter empfanden es auch so. Selbst in der kanadischen Abgeschieden- heit.
Die kanadische Schriftstellerin Alice Munro ist das Vorbild junger Autorinnen. Ein Gespräch mit der 75-Jährigen über ihr Leben als eine Frau und Mutter, die nebenher Weltliteratur schrieb Die Sonne ist da, die Mennonitenkirche mit ihrem roten Spitzdach, die breite Straße. Das Mädchen in der Tankstelle hat je einen Delfin auf die Schultern tätowiert. Jesus – King of the Kings steht auf einem Plakat. Am Straßenrand liegen tote Waschbären und sehen aus, als schliefen sie. Hier, sechs Autostunden westlich von Toronto, spielen die Geschichten von Alice Munro; hier ist die 75-Jährige geboren und aufgewachsen; hier lebt sie heute wieder, in Clinton. Im schönsten Restaurant des Ortes, dem Baileys, sitzt sie an einem runden Tisch in der Nähe der Bar, die Hände übereinander gelegt, die weißen Haare fein wie Gaze. DIE ZEIT: Alice Munro, es ist uns eine große Ehre… Alice Munro: Lassen Sie uns zunächst etwas zu essen aussuchen, bevor wir reden. Ich empfehle Ihnen den Kartoffelkuchen mit Lachs, der ist hier hervorragend. ZEIT: Sie sind oft in diesem Lokal? Munro: Jede Woche. Und immer an diesem Tisch. Ich treffe mich hier regelmäßig mit meiner Schriftstellerkollegin Margaret Atwood, wir kennen uns schon sehr lange, sie ist eine gute Freundin. Ich denke, ich werde heute einmal den Salat mit Thai-Krevetten nehmen. Normalerweise nehme ich immer den mit Ziegenkäse. Wein für alle? ZEIT: Sie sind derzeit neben Raymond Carver das meistgenannte Vorbild junger deutschsprachiger Autorinnen. Ruth Schweikert und Judith Hermann haben sogar eine Lesetour gemacht, bei der sie Kurzgeschichten von Ihnen vortrugen. Munro: Es freut mich sehr, das zu hören. Gerade weil es schwierig ist, mit Kurzgeschichten ernst genommen zu werden. Die Literaturkritik betrachtet Kurzgeschichten noch immer als eine Art Übungsform für den Roman, als mindere Disziplin jedenfalls, und ich habe das selber lange geglaubt. Was habe ich mich gequält bei Versuchen, einen Roman zu schreiben! Bis ich irgendwann realisiert habe, dass die Kurzgeschichte die mir gemäße Form des Schreibens ist. ZEIT: Woher rührt Ihre Liebe zur kurzen Form? Munro: Als ich zu schreiben begann, in den Fünfzigern, war ich wie alle Frauen damals eine Hausfrau, ich hatte kleine Kinder, mein Mann arbeitete außer Haus. Ich hatte schlicht zu wenig Zeit für das Schreiben, keine Zeit für große Würfe. Zur Kurzgeschichte fand ich also aus sehr praktischen Gründen. Und ich glaube, es ging den meisten schreibenden Frauen meiner Generation so: Sie mussten sich ihre Zeit fürs Schreiben zusammenstehlen. ZEIT: Wie muss man sich diesen Alltag vorstellen? Munro: Nun, als die Kinder klein waren, mussten sie immer einen Mittagsschlaf halten, und zwar alle zur gleichen Zeit, ob sie wollten oder nicht – denn das gab mir eine oder zwei ungestörte Stunden für mein Schreiben. Als sie dann zur Schule gingen, wurde es etwas besser, da hatte ich pro Tag etwa drei Stunden für mich. War ich einmal richtig drin in einer Geschichte, ging im Haushalt alles drunter und drüber. Ich schälte die Kartoffeln, dachte mir dabei die nächsten paar Sätze aus, setzte die Kartoffeln auf, und während diese kochten, rannte ich ins Wohnzimmer und schrieb wieder ein paar Zeilen. Dann schnell wieder in die Küche – mehr als einmal waren die Kartoffeln dann verkocht. Ich hatte damals kein eigenes Arbeitszimmer – und bis heute habe ich keines. Ich schreibe an einem kleinen Sekretär in einer Ecke des Wohnzimmers. ZEIT: Warum tun Sie das?
TEIL 2 Munro: Heute ist es bloß noch eine Marotte, aber es kommt natürlich daher, dass ich in einer Zeit zur Schriftstellerin wurde, als dies für Frauen kein Beruf war. Männer waren Schriftsteller. Und sie waren es mit Leib und Seele, sie fühlten sich berufen, taten nichts anderes. Männer hatten deshalb auch ein Büro zum Schreiben. Frauen nicht. Frauen schrieben nebenbei, heimlich. Ich glaube, dass ich bis heute ganz anders arbeite als ein schreibender Mann. ZEIT: Nämlich wie? Munro: Noch heute schreibe ich in relativ kurzen Konzentrationsphasen, um dazwischen irgendetwas anderes zu machen im Haus. Nach wie vor trage ich die Verantwortung für den Haushalt. Oder fühle mich zumindest verantwortlich dafür. Verstehen Sie mich nicht falsch, mein zweiter Mann und ich, wir teilen uns die Hausarbeit, er ist ein wunderbarer Koch, aber ich weiß, an welchem Tag der Müll raus muss, und ich überlege, was wir einkaufen müssen. Bei männlichen Schriftstellern ist das anders. Kürzlich las ich ein Interview mit dem irischen Autor William Trevor, den ich sehr schätze. Das Gespräch findet bei Trevor zu Hause im Wohnzimmer statt, und während er mit dem Journalisten spricht, kommt irgendwann Mrs. Trevor in den Raum und bringt Sandwiches und Tee. Verstehen Sie: Ich bin gleichzeitig Mr. und Mrs. Trevor. ZEIT: Ihrem Ruhm weichen Sie aus. Sie geben kaum Interviews, meiden den Literaturbetrieb. Warum? Munro: Ich weiß es nicht. Vielleicht liegt es daran, dass Frauen einfach nicht darauf vorbereitet sind, mit Ruhm und Rummel umzugehen. Ich bin sicher, dass Goethe nicht unter Schüchternheit litt. Da fällt mir eine Geschichte ein: Einmal war ich auf einem Schriftstellerkongress in New York, und Günter Grass war auch da. Er war mit einer ganzen Entourage von Frauen erschienen und verhielt sich, wie ich fand, sehr eigenartig. Er setzte sich auf eine Couch, und die Frauen setzten sich um ihn herum. Wenn er nun mit jemandem sprechen wollte im Saal, ging er nicht einfach zu ihm hin, sondern schickte eine seiner Frauen, diesen jemand zu holen. Grass ist ein hervorragender Autor, aber ich dachte, wie kann sich jemand bloß wohlfühlen in solch einer Situation? Wie kann jemand glauben, es müsse so sein? Dass ein Mann sich so verhalten kann, liegt daran, dass er von Anfang an andere Erwartungen hat an sein Leben als eine Frau. (In diesem Moment tritt ein älterer Herr an den Tisch, schweigend und lächelnd blickt er in die Runde.) Ach, schon wieder dieser Typ, ich kenne ihn nicht, aber immer, wenn ich hier sitze, kommt er an meinen Tisch und stört. (Wir starren für einen Augenblick peinlich berührt auf den Stalker.) Darf ich vorstellen, Gerry, mein Ehemann. Setz dich doch, Darling! Du kommst wohl, um zu schauen, dass ich keine Dummheiten erzähle. ZEIT: Wir sprachen vom Umgang mit Ruhm. Seit einigen Jahren werden Sie als Anwärterin für den Nobelpreis gehandelt. Munro: Erinnern Sie mich nicht daran! Es ist schrecklich. Vor zwei Jahren hat mir mein Verleger eingeredet, dass ich große Chancen hätte, den Preis zu bekommen. Und ich war einfach sehr gespannt, ich konnte mich nicht dagegen wehren, obwohl ich es nicht für möglich hielt. An dem Tag, als die Wahl bekannt gegeben werden sollte, saß ich schon morgens um fünf vor dem Telefon. Und ich wusste, wenn ich gewinne, wäre ich für eine halbe Stunde wahnsinnig glücklich, und danach würde ich denken: Was für eine Qual. ZEIT: Sie sagten einmal, Sie hätten eine gewaltige Angst davor, überschätzt zu werden. Warum? Alice Munro: Nun, das liegt einfach an meiner Erziehung und an meiner Herkunft. Ich stamme aus einer Sippe schottischer Calvinisten, Immigranten, die vor nur zwei Generationen aus der Alten Welt nach Kanada aufgebrochen sind. Der Calvinismus sagt, dass man jedes bisschen Glück, das einem zukommt, anzweifeln muss, vor allem auch das Lob, das man vielleicht erhält. Denn wahrscheinlich wird man zu Unrecht gelobt, wahrscheinlich ist man in Wahrheit ein Sünder. Hatte ich als Schülerin 95 von 100 Punkten in einem Test, gab ich zu Hause nicht damit an, sondern schämte mich für die fünf fehlenden Punkte. Demut, Gottvertrauen, ehrliche Arbeit – das waren die wichtigen Werte. Ich bin eigentlich im 19. Jahrhundert aufgewachsen.
TEIL 3 ZEIT: Sie sind eine Pionierin. Munro: Meine Vorfahren waren Pioniere. Aber ich? ZEIT: Weil Sie sich einen Weg bahnen mussten aus dem 19. Jahrhundert heraus in die Gegenwart. Weil Sie sich aus eigener Kraft von der Haus-und-Herd-Frauenrolle lösen mussten. Sie sind den Weg der Emanzipation gegangen, bevor es die Emanzipation gab. Munro: In diesem Sinne ja, vielleicht bin ich eine Pionierin. Ich habe einfach immer das getan, was ich wollte, und ich wollte zwei Dinge: einen Mann heiraten, den ich liebe, und Schriftstellerin sein. Und dann habe ich mich nicht aufhalten lassen durch den Umstand, dass diese beiden Ziele nicht miteinander vereinbar waren. ZEIT: Sie heirateten sehr jung, bekamen schnell Kinder und verließen Ihren Mann nach 22 Jahren Ehe. Munro: Alle haben zu meiner Zeit mit 20 geheiratet. So war es eben. Aber dann, als ich mich scheiden ließ, gingen überall um mich herum die Ehen in die Brüche. Es war eine große Irritation zwischen den Geschlechtern. ZEIT: Dieses Muster – junge Frau bricht aus ihrer traditionellen Rolle aus und wählt die Freiheit – findet sich in ihren Geschichten immer wieder. Munro: Weil es meine eigene Geschichte ist. ZEIT: Verstehen Sie sich als feministische Autorin? Munro: Ich bin keine feministische Autorin, aber ich bin eine Feministin. Obwohl, ich würde niemals mit Transparenten auf die Straße gehen oder mich politisch engagieren. Es interessiert mich nicht im Mindesten, Politik in meine Literatur einzubringen. Ich bin eine Feministin, weil ich mich für die Geschichten von Frauen interessiere. ZEIT: Eine wichtige Rolle in Ihrem Schreiben spielt das Verhältnis zwischen Müttern und Töchtern. Und immer geht es dabei um Hassliebe. Munro: Ja, nicht wahr? Weil es zwischen Töchtern und Müttern ein Leben lang darum geht, Liebe und Hass, Nachahmung und Loslösung. Die Literaturgeschichte ist voll von Büchern über Väter und Söhne, es gibt sogar ein eigenes Wort dafür, »Bildungsroman«, ein deutsches Wort, das auch im Englischen benutzt wird. Das sind Geschichten von Söhnen und ihrem Verhältnis zu der Kultur ihrer Väter, in die sie hineingeboren werden. Vielleicht habe ich »Bildungsromane« über Töchter geschrieben, Geschichten über deren Abschied von ihren Müttern. ZEIT: Sie sagten einmal, Sie fühlten sich schuldig Ihrer eigenen Mutter gegenüber.
TEIL 4 Munro: Ja, das tue ich, es vergeht kein Tag in meinem Leben ohne diesen Gedanken. Meine Mutter wurde krank, als ich ein Teenager war, und ihre Krankheit, die sich später als Parkinson erwies, verängstigte mich damals so sehr, dass ich mich ihr nicht mehr nähern konnte. Heute wünschte ich, ich wäre meiner Mutter gegenüber liebevoller gewesen, aber Teenager sind leider oft nicht sehr liebevoll – gegenüber niemandem. ZEIT: Auch Ihrer eigenen Tochter, Sheila, fiel der Abschied nicht leicht. Sie schrieb ein Buch über ihre berühmte Mutter, in dem es heißt: »Es ist so unverhältnismäßig, die Tochter von Alice Munro zu sein. Meine Mutter ist eine Ikone. Und was kann man mit einer Ikone anderes tun, als zu ihr zu beten oder sie zu ignorieren oder sie in Stücke zu schlagen?« Munro: Ja, und sie hat Recht damit. Kinder wollen ihre Eltern für sich allein haben. Gerade Sheila, die mein erstes Kind war, hat vielleicht nicht das Allerbeste von mir bekommen, ich gebe es zu. Ich habe mich nie danach gesehnt, Kinder zu haben. Ich war nie von ganzem Herzen Mutter. Es geschah einfach. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich liebe meine Töchter über alles, aber dieses existenzielle Aufgehen in der Mutterrolle, das habe ich nicht gespürt. Ich war wohl zu sehr mit meinem Freiheitskampf beschäftigt. Erst heute, als Großmutter, erlebe ich, dass ich gar nicht genug bekommen kann von kleinen Kindern. Ich bin verrückt nach ihnen. ZEIT: Hat sich dieser Freiheitskampf gelohnt? Leben Frauen heute sehr viel anders als in den Fünfzigern und Sechzigern? Munro: Sicher. Obwohl – natürlich müssen moderne Mütter heute erkennen, dass die Freiheit kein Zuckerschlecken ist. Sie haben Jobs und führen nebenbei noch den Haushalt. Ich höre heute junge Frauen sagen, dass sie gerne für eine Weile zu Hause bei ihren Kindern bleiben würden, aber dass sie es sich schlicht nicht leisten können. An solche Probleme hat damals keiner gedacht. Es war reiner Idealismus, alle dachten, wenn die Frauen Karriere machen wollen, bleiben halt die Männer eine Weile zu Hause. Aber es kam anders. An die Stelle der Ideale traten bei dieser Generation der Ehrgeiz und das Geld. Das hat niemand vorhergesehen. ZEIT: Ein Verrat an der Freiheit? Munro: Nein. Es hat sich einfach gezeigt, dass Freiheit nicht für alles die beste Lösung ist. In den Siebzigern glaubten alle, dass die Freiheit des Einzelnen mehr Glück für alle bedeutet. Wer in einer schlechten oder auch nur halbwegs unglücklichen Ehe lebte, löste sie auf, immer im Glauben, dies sei für alle das Beste, die Kinder eingeschlossen. Aber natürlich stimmte das nicht, besonders für die Kinder nicht. Das Glück ist komplizierter. Glück ist harte Arbeit. ZEIT: In Ihren Geschichten aber erzählen Sie oft von Menschen, die sich für die Liebe und gegen das moralisch Richtige entscheiden. Steht für Sie die Liebe jenseits der Moral? Munro: Ich stelle einfach fest, die Menschen handeln so. In der gesamten Literaturgeschichte ist die Liebe die überwältigende Kraft, die den Plot vorantreibt, und sie ist es auch im wirklichen Leben. ZEIT: Ein junger Kollege und Bewunderer von Ihnen, Jonathan Franzen, schrieb einmal, Ihre Erzählungen glichen klassischen Tragödien in Prosaform, weil sie stets um Momente schicksalhafter Aktion kreisen. Munro: Ich finde, das stimmt nur teilweise. Denn es ist nicht das Schicksal, das entscheidet, meine Figuren treffen ihre Entscheidungen selbst. Und sie sind auch keine tragischen Helden, die scheitern müssen, weil sie sich gegen ihr Schicksal auflehnen. In meiner Erzählung Die Kinder bleiben hier zum Beispiel verlässt eine junge Mutter ihren Mann und ihre beiden Kinder wegen eines anderen. Doch es ist keineswegs so, dass dieser andere Mann für sie bestimmt wäre. Er ist nicht ihr Schicksal, sie bleibt nicht bei ihm. Trotzdem bereut sie nicht, was sie getan hat. Sie hat eine Entscheidung getroffen. ZEIT: Die eine Entscheidung des Körpers war? In Ihren Texten führt die sexuelle Anziehung bisweilen Menschen völlig unterschiedlicher Herkunft zusammen. Und Sie verurteilen das nie, meistens lassen Sie diese Lieben sogar gelingen. Munro: Ja, diese Macht des Sex, alles andere wegzuwischen, was zwei Menschen voneinander trennt, hat mich immer interessiert. Soziale Klasse, Bildung, Lebensstil, alles spielt keine Rolle mehr. Zwei einander völlig fremde Menschen können sich in einem einzigen Augenblick körperlich ineinander verlieben. Darin liegt etwas zutiefst Verstörendes für eine moderne und geordnete Gesellschaft. Wobei es Männern ja oft möglich war, Familie und Geliebte oder zumindest kurze Affären zu haben. Frauen hatten es da schwerer. Oder aber sie bezahlten einen so schrecklichen Preis dafür wie die arme Anna Karenina. « 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | weiter »
EIL 5 ZEIT: Ist der Sex in Ihrem Schreiben auch ein Mittel gegen die Vergänglichkeit? Munro: Guter Gedanke. Kann sein. Wie kommen Sie darauf? ZEIT: In einem Ihrer Texte, Eine schwimmende Brücke, kommt eine 40-jährige Frau vom Arzt, sie ist todkrank. Dann lernt sie einen sehr jungen Mann kennen, auf einem Spaziergang küssen sie sich. In diesem Kuss liegt ein existenzieller Trost, die Frau verliert die Angst vor dem Tod. Munro: Ich bin froh, dass Sie diese Geschichte erwähnen. Es ist eine meiner liebsten. Und, ja, das ist tatsächlich eine der Funktionen von Sex: der Sterblichkeit zu entkommen. Für kurze Zeit zumindest. Der Umgang mit der Vergänglichkeit, die Fluchtwege, die man wählt, das ist auch in Tricks ein wichtiges Thema. Es ist in vielerlei Hinsicht mein düsterstes Buch. ZEIT: Sie sagten mal, es sei auch Ihr letztes Buch. Munro: Das war eine Lüge! Ich sage schon lange bei jedem neuen Buch, es sei das letzte. ZEIT: Wie die Rolling Stones. Die sagen auch immer, sie seien definitiv auf der letzten Tour. Alice Munro: Genau. Ich bin der Mick Jagger der Literatur. Ich schreibe einfach immer weiter. Das Gespräch führten Annette Mingels und Guido Mingels
Bin jetzt bei Kapitel 24 und habe heute Nacht bis 3 Uhr im Buch "Unter dunklen Wassern" gelesen.
Genau das, was ich suchte, auch wenn jetzt nicht soviel Augenzwinkern drin ist (aber dafür sorgt ja ein Forumsgeist). Kann es nur empfehlen.
Die ersten Seiten dachte ich: "Kenn' ich doch alles schon, was die Swiss Lady da so schreibt, ganz nett...B.C. halt" Aber dann dachte ich, sie muss überall dort gewesen sein, wo ich auch war, nur hatte sie in manchen Dingen ganz andere Eindrücke (auch ganz schlimme), die auch teils sehr spannend waren. Die Gastfreundschaft in B.C. war auf jeden Fall genauso beschrieben, wie ich und andere sie immer wieder empfunden habe. "Du kannst meine Wohnung / mein Haus benutzen, nimm doch meinen Wagen uvm.".
Die Protagonistin kann zwischen den Zeilen lesen und hat ein gutes Bauchgefühl und macht manches im schönen British Columbia, was andere ihr nicht zutrauen, um Wahrheiten herauszufinden. Das gefällt mir. Mein Leserherz lief über bei Prince Rupert, Deep Cove, Vancouver Island, Vancouver, Queen Charlotte Islands, Island Hoppings (meiner Lieblingstätigkeit) und Wasserflugzeugen und Fähren, Booten, First Nations, Engineers, Piloten, Highways, wilde Tiere, Naturgewalten und spannenden Begegnungen und Beschreibungen der Örtlichkeiten und der Charaktere.
Es klingt nie schwülstig außer, wenn sie diese Berliner Dichterin zitiert (aber die lebt ja schon lange nicht mehr und als Dichter muss man alles sehr tiefgründig ausschmücken).
Gerade bin ich mit der Hauptdarstellerin in City of Yellowknife, da war ich noch nie zuvor. Könnte mir gut vorstellen, dass diese Buch verfilmt wird.
Eigentlich sollte man das Buch vor Ort lesen, aber zum Glück brachte der Bote heute Nachschub (trotz Flugascheproblem). Ein Buchpäckchen aus der Schweiz mit Kanadabuch vom Fliegen. Das lese ich dann im Flieger.
Gerade wollte ich diesen Link über / aus Québec einer kanad. Freundin schicken, weil sie (die Freundin) bei mir ein wenig Québec-Dampf ablässt und da sehe ich, der Artikel ist ja von Bernadette Calonego, Vancouver, der schweizer Buchautorin.
Zwei Kanada-Krimis könnte ich empfehlen, die allerdings keine Reiseführer sind, der Autor erlaubt sich gelegentlich geographische und sonstige Freiheiten, wenn es der Story dienlich ist. "Harry und der Tod am Regenberg" spielt in Vancouver und Whistler vor der Winterolympiade 2010, der andere, "Harry und das tödliche Finale", pendelt zwischen dem Vancouver Writers Festival und den deutschen Fußballstadien im WM-Sommer 2006. Eine gute, amüsant-spannende Nachttisch- aber keine(!!) Einschlaflektüre. Mehr Info bei http://www.c-harry-kahn.net
"She could sure handle a gun." The tales told about Ada Annie Rae-Arthur are legendary. Now her pioneer homestead and garden in Clayoquot Sound have come back to life.
She raised eight children, outlasted four husbands and reportedly shot more than 80 cougars during her seventy years living in the wilds of Clayoquot Sound, Vancouver Island.
..In 1915, Ada Annie Rae-Arthur came to this part of the coast as a pioneer settler. She set to work clearing the land. A garden of strange, meandering beauty slowly emerged from the deep forest. Cougars prowled nearby, and Ada Annie shot dozens of them. She became known as Cougar Annie.
Wily and stubborn, she operated a nursery garden, a store and a post office from her home. She bore eight of her children here, and she outlived four husbands. Until her mid-nineties, she remained in her beloved garden.
Das Gedicht des Pornographen von Michael Turner, Schriftsteller, Musiker und Kolumnist (Vancouver)
Originaltitel: The Pornographer's Poem
"Kanada, Anfang der achtziger Jahre:
Ein ehemaliger Pornoregisseur erzählt von seiner Jugend in Vancouver. Schon als Teenager war er ein Außenseiter, dem die verlogenen Moralvorstellungen der Erwachsenen genauso zuwider waren wie die oberflächlichen Interessen seiner Schulkameraden.
In der High School lernt er früh den Umgang mit der Super-8-Kamera. Als er eines Tages heimlich die extravaganten Liebesspiele seiner Nachbarn filmt und den Kurzfilm in Umlauf bringt, wird er schlagartig in den avantgardistischen Kunstkreisen der Stadt bekannt und beschließt, ins Pornogeschäft einzusteigen...
Spielerisch leicht und doch eigenwillig erzählt Michael Turner die Geschichte eines jungen Mannes, der erwachsen wurde, als er noch ein Kind war, und einer Epoche, die zu Ende ging, bevor sie richtig begann. Das "Gedicht des Pornographen" ist ein hochspannender, tiefgründiger und provozierender Roman, der tradierte Werte und Ideen kritisch beleuchtet und auf ebenso humorvolle wie eindringliche Weise ein Sittengemälde der siebziger Jahre zeichnet."
Ich fliege sehr oft über Heathrow und jedesmal verbringe ich viel Zeit dort (wenn ich von Kanada ankomme oder dorthin fliege) und beobachte dort die Menschen wie andere auch, was oft unterhaltsam ist, auch wenn die Zeit langsamer dort vergeht, wenn man wartet und viel zu schnell, wenn der Flieger Verspätung hat.
Airport: Eine Woche in Heathrow - Alain de Botton
ZitatFlughäfen sind die Kathedralen unserer Gegenwart. Nachts sind die erleuchteten Landebahnen selbst vom Weltall aus zu sehen. Ihre Terminals sind Orte von Abschied und Ankunft, ihre Besucher träumen von Ferne, und jeder Luxus scheint duty free. Alain de Botton lebte als erste writer in residence eine Woche lang in London Heathrow. Doch in Terminal 5 entdeckte er weniger Warten und Transit, als ein Brennglas unserer Gegenwart. In unzähligen Geschichten und Begegnungen entwickelt er das rasende Standbild unseres Lebens, ein leuchtendes Kapitel seiner Philosophie des Alltags.
Eine Woche Heathrow - die Sehnsucht des Reisens und das Glück der Ankunft,.
ZitatZu den vielen Auszeichnungen, die Alain de Botton für seine bisherigen Bücher erhielt, kam im Sommer 2009 eine weitere Ehrung hinzu. Der in London lebende Schweizer ist der erste "Writer-in-Residence". Diesen Titel verlieh ihm der Chef eines Unternehmens, das Mehrheitsaktionärs der Flughafengesellschaft BAA und Eigner von Heathrow ist. Dafür musste oder durfte Alain de Botton eine Woche lang auf diesem turbulenten Flughafen verbringen und seine Eindrücke in Worte fassen. Warum der Autor die Annahme dieses Auftrages so ausführlich rechtfertigt, verstehe ich nicht. Aber das liegt wohl auch daran, dass ich einen großen Teil meiner Kindheit auf dem Flughafen verbrachte und mir eine solche Anfrage natürlich wünschen würde. Ich hätte dann allerdings auch über die seltsamen Menschen geschrieben, die Kennzeichen von Flugzeugen sammeln und sich als Spotter bezeichnen.
Seltsame Dinge und Menschen gibt es auf so riesigen Flugplätzen wie Heathrow oder Frankfurt genug, um locker ein mehrbändiges Werk verfassen zu können. Alain de Botton beschränkt sich auf eine Textmenge, die sich innerhalb der heutigen Wartezeiten auf einem Flughafen gleich vor Ort bewältigen lässt. Zumal die tollen Fotografien von Richard Becker viel Raum einnehmen dürfen und den Text hervorragend ergänzen.
Wenn sich ein Historiker, Philosoph und Bestseller-Autor eine Woche lang auf einem Flughafen aufhalten darf und überall Zugang erhält, sind meine Erwartungen an die festgehaltene Beobachtungen hoch. Und Alain de Botton gelingt es denn auch, Szenen einzufangen, die den meisten Fluggästen und Besuchern dieser Welt im Kleinen entgehen. Zudem verbindet er die festgehaltenen Alltagsgeschichten oft mit Gedankengängen, die ihren Reiz durch deren Gewöhnlichkeit erhalten. Er ist also nicht der Versuchung erlegen, einen Flughafen als Metapher für alles Mögliche und Unmögliche einzusetzen. Er hält sich bei der Deutung des Gesehenen meist vornehm zurück und lässt dem Leser genügend Raum für eigene Assoziationen.
Statt sich in akademisch-philosophischen Luftsprüngen zu üben, was beim ungewöhnlichen Arbeitsplatz verständlich wäre, bleibt Alain de Botton auf dem Boden und überlässt das Phantasieren seinem Publikum. Aber, und das ist die Qualität des Buches, die Texte und Bilder regen zu eigenen Beobachtungen an, wecken Erinnerungen und werfen Fragen auf. Eigentlich erstaunlich, dass sein Auftraggeber die Gelegenheit nicht nutzte, mit einem großzügigen Druckbeitrag die Verbreitung dieser Hommage an Heathrow und ähnliche Welten zu fördern. Zumal Alain de Botton keine grundsätzliche Kritik an der Massenfliegerei und den dazu notwendigen Infrastrukturen äußert.
Mein Fazit: Feine, genaue und manchmal überraschende Beobachtungen vom menschlichen Tun und Lassen. Eingefangen an einem Ort, der zwar einiges seiner früheren Faszination und Anziehungskraft verloren hat, aber noch immer Sinnbild für menschliche Urthemen ist. Schön, dass den Schreiber ein Fotograf begleitete, der poetische Zwischentöne ebenso gut beherrscht wie Alain de Botton.
kennst Du "Cruso of Lonesome Lake" by Leland Stowe? Es ist die wahre Geschichte ueber den Pioneer Ralph Edwards, der alleine in die Wildnis bei Bella Coola zog und unter extremen Bedingungen eine Farm aufbaute mit eigenem E-Werk! Am Ende hatte er auch ein Kleinflugzeug mit dem er seine Produkte verkaufte. Seine Farm wurde zu einer Heritage site, die aber 2004 niederbrannte.
"The egg and I" ist ein autobiographischer Roman von Betty MacDonalds, die anfangs 30er Jahre mit ihrem Mann eien Huehnerfarm in den Bergen bei Seattle aufbaute, absolut witzig und schwungvoll geschrieben. Heute ist die Farm ein B&B.
Ein Tipp: in Western Canada's largest 2nd hand book store 242 Main St. Penticton) gibt es hunderte von pioneer and heritage books.