(Bernadette Calonego aus Vancouver/DER STANDARD, Printausgabe, 3.12.2011)
ZitatDie ostkanadische Insel Neufundland galt bisher außerhalb Irlands als die irischste Insel der Welt. Doch nun entdecken immer mehr Einwohner ihren indigenen Stammbaum. Zehntausende Weiße wollen plötzlich Indianer sein. Hintergrund: Jahrzehntelang hatte die Regierung Indianer in Kanadas jüngster Provinz nicht anerkannt, weil nie ein Vertrag abgeschlossen wurde. Deshalb erhielten diese Eingeborenen auch keine finanzielle Hilfe wie die anderen kanadischen Indianer. Doch jetzt will Ottawa endlich das historische Versäumnis nachholen und spendabel werden.
Im September wurde sogar ein neuer Indianerstamm gegründet: Der Qalipu-Stamm ist das Sammelbecken von Mi'kmaq-Indianern und jetzt auch von Bleichgesichtern, durch deren Adern indianisches Blut fließt, wenn auch nur verdünnt. Der Zulauf ist enorm: Bereits mehr als 29.000 Neufundländer haben sich als Mitglieder beworben. Qalipu-Häuptling Brendan Sheppard ist begeistert: "Die Qalipu könnten der größte Indianerstamm Kanadas sein, wenn die Anmeldefrist im November 2012 ausläuft."