Einige von euch verfolgen vielleicht den Blog von Herbert. Dieser Artikel ist mir gerade aufgefallen:
.... Was gibt es Traurigeres als einen Eskimo im Sombrero? Antwort: Eine Politik, die es zulässt, dass Eskimos mitten in einer Millionenstadt wie Montreal Autofahrer anbetteln müssen. Abend für Abend stehen sie da, immer an derselben Kreuzung in St. Henri. Meistens sind es zwei, manchmal auch drei oder vier. Sie sind manchmal betrunken, oft zugekifft, meistens verdreckt und immer total verloren. Einer von ihnen trägt immer einen Sombrero, auch im Winter. ... http://canada365.wordpress.com/2012/11/19/
Ich verfolge den Blog schon etwas länger, kann ich nur empfehlen.
Zu dem Artikel: Ein sehr schweres Thema, denn das gleiche kann man ja im Prinzip auch auf alle anderen First Nations übertragen. Das ist halt nach wie vor ein Zusammenprall von zwei völlig verschiedenen Welten, die man so auch nie zusammenführen kann. Dafür ist in der Vergangenheit einfach zu viel falsch gelaufen..leider. Und ja, ich bin mir durchaus bewusst, dass es auch viele Native Americans gibt, die sich sehr gut integrieren. Aber oftmals werden sie ja trotzdem weiterhin in Reservate abgeschoben, was das ganze auch nicht unbedingt leichter macht.
Zitat von basti83 Aber oftmals werden sie ja trotzdem weiterhin in Reservate abgeschoben, was das ganze auch nicht unbedingt leichter macht.
Viele meiner Kunden sind First Nation Staemme. Zu diesem Thema kann ich nur sagen, dass man als Aussenstehender sehr vorsichtig sein muss, wenn man sich hier eine allgemeingueltige Meinung bilden will. Die Lebensumstaende vieler First Nations, Metis and Inuits sind oftmals sehr, sehr unterschiedlich. Ausschlaggebend ist meist, wo sie wohnen. Als Fausregel kann man sagen: je noerdlicher, desto isolierter und damit schlechter. Viele Staemme im Sueden haben ein gutes Leben und bevorzugen ganz klar auf den Reservaten zu leben (tax free, free housing and lots of other social services). Wichtig ist auch die Groesse des Staemmes - je mehr Mitglieder, desto groesser die Wahrscheinlichkeit fuer oekonomischen Wohlstand. Oftmals sind solche First Nations, die alkohol- und drogenabhaengig in den Grosstaedten leben, Mitglieder eines noerdlichen Stammes, die der Armut der dortigen Reservate entgehen wollten und als "Landeier" in der Stadt einfach untergingen. Selten sind diese Menschen Mitglieder eines Stammes, der seine Reservate nahe der Grosstadt hat.
Das Department fuer Indian Affairs (das groesste Problem in Kanada fuer all natives and non-natives) bietet den meisten Staemmen nur Funding, wenn sie auch auf einem Reservat leben. Staemme, die kein Reservat zum Leben haben (einer meiner Kunden ist in der Situation) erhalten nur minimales Band Support Funding ohne wichtige soziale Leistungen.
Es ist sehr schwer, sich eine qualifizierte Meinung zu den kanadischen Ureinwohnern zu bilden. Als Kanada noch unter britischer Fuehrung war, hat die damalige Regierung - besonders in BC - jede Menge sittenwidrige Vertraege mit den First Nations geschlossen, die die Regierung dann auch noch gebrochen hat (Verbrecher pur). In Kanada gab es kaum Krieg mit den Natives (die waren schlauer als ihre Vettern suedlich der Grenze) und sie haben niemals die Souvereniaet ueber ihr Land aufgegeben. Daher ist es heute fuer unsere Generation so schwer, einen fairen Treaty zu schliessen.
Wenn man an Ureinwohner in Kanada (ich lebe in BC) denkt, muss man ueber den Tellerrand hinausschauen. Da gibt es grosse, reiche Bands wie z.B. die Squamish oder Osoyoos, die vor Geld stinken und dann wieder kleine verarmte Bands, deren Mitglieder in absoluter Armut leben.
Wie gesagt, ich arbeite seit ueber 10 Jahren im First Nation Umfeld und sehe viele, viele Probleme - Fehler vom Staat, aber auch First Nation selbstverschuldet - aber eine Loesung zu finden, mit der alle Residents leben koennen, das ist etwas, wovon ich ueberzeugt bin in unserer Lebensspanne nicht mehr zu erleben.
ZitatZu diesem Thema kann ich nur sagen, dass man als Aussenstehender sehr vorsichtig sein muss, wenn man sich hier eine allgemeingueltige Meinung bilden will
Das ist mir durchaus bewusst, und es war auch gar nicht meine Absicht dort etwas zu verallgemeinern. Mit "alle" meinte ich jetzt in meinem Beitrag auch eher, dass das jetzt kein alleiniges Problem der Inuit ist..
Ich habe mich auf Deine Bemerkung bzgl. des Abschiebens auf Reservate bezogen. Geschichtlich stimmt das zweifelsohne, aber die heutige Realitaet sieht ganz anders. First Nations bevorzugen das Leben auf dem Reservat. Mach Dir 'mal die Muehe, ein Reservat im Sueden von BC zu besuchen. Dann weisst Du wovon ich speche.
Ich wollte Dich hier nicht grossartig kritisieren, hab Dein Zitat nur benutzt, da viele Enwanderer sehr vorschnell Meinungen ueber First Nations bilden. Mein Punkt ist, dass die Probleme sehr komplex sind - in den Foren aber meist "Biertisch" Kommentare abgelassen werden.
Nochmal, fuehl Dich nicht persoenlich angegriffen.
ZitatNochmal, fuehl Dich nicht persoenlich angegriffen.
Tue ich nicht, keine Sorge Ich finde das ganze eher sehr interessant und finde es gut, wenn du dort aus eigener Erfahrung berichten kannst!
ZitatFirst Nations bevorzugen das Leben auf dem Reservat. Mach Dir 'mal die Muehe, ein Reservat im Sueden von BC zu besuchen. Dann weisst Du wovon ich speche.
Da du dich ja scheinbar ganz gut auskennst: Was genau sind da denn so die Vorteile? Du hattest ja schon gesagt, dass die First Nations dort mehr finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt bekommen. Aber sonst?
Ich meine, für Außenstehende, zu denen ich mich auch zähle, sieht das eher so aus, dass die Regierung das so nach dem Motto "aus den Augen aus dem Sinn" gemacht hat. Sofern Reservate wirklich dazu beitragen, dass die First Nations sich wohlfühlen und auch gerne dort leben, dann gibt es da natürlich nichts gegen einzuwenden...
benutze mal die suchworte - first nation canada business -
du wirst erstaunt sein wieviele erfolgreiche unternehmen von den members of first nation es in kanada gibt.
[PDF] True to Their Visions - Aboriginal Business Development Centre abdc.bc.ca/.../10-131_TrueToTheirVisio... - Diese Seite übersetzenDateiformat: PDF/Adobe Acrobat Successful Aboriginal businesses create wealth and jobs in Aboriginal communities and Canada at large. This report profiles 10 successful First Nation, Inuit, ...
erstaunen wird dich auch, mit welcher intensität die first nations (einige noch nicht) ihre jugend ausbildet und wie dies von canada (ottawa und den provinzen) gefördert wird.
suchworte - first nation canada education - Education http://www.aadnc-aandc.gc.ca/.../1100100033... - Diese Seite übersetzenTeilen17 Oct 2012 – The Government of Canada's overarching goal is to provide First Nation students with quality education that provides them with the opportunity ...
das klischeebild der deutschen über die "indianer" stimmte nie - und erst recht heute nicht.
aber - mache dir keine sorgen - so wie du das heute noch siehst, so sehen es die meisten. wenn dich das thema interessiert recherchiere einfach mal weiter. ist ein spannendes thema.
übrigens die erwähnte band in süd BC baut auch wein an - gute qualität
Osoyoos BC, British Columbia Canada | NK'MIP Resort http://www.nkmip.com/ - Diese Seite übersetzen... by the larger vision of the Osoyoos Indian Band – an enterprising First Nations ... Basin Desert ends, making this region truly unique as Canada's only desert.
Kultur, Festivals und Geniessen: Kultur der First Nations | British ... http://www.fr-online.de/.../kultur--fest...-kultur-de...29. Febr. 2012 – Die Osoyoos First Nations sagen ihm heilende Kräfte nach. ... ein Golfplatz, das Santé Spa sowie Weingut und -keller bilden das ... ist das einzige in Kanada, das komplett unter der Leitung eines First Nations-Stammes steht.
Zitataber - mache dir keine sorgen - so wie du das heute noch siehst, so sehen es die meisten.
Naja, ist ja nun nicht so, dass ich mit dem Thema noch gar nicht auseinandergesetzt habe. Und ich habe auch kein generell schlechtes Bild von den First Nations, falls das so herübergekommen ist, -> dem ist nicht so . Allerdings war ich bisher weder in einem Reservat noch habe ich mal mit Menschen die dort leben gesprochen. Klar, kann man auch alles googlen, aber im Internet steht auch viel Mist. Deswegen interessiert es mich ja auch wenn jemand dazu aus eigener Erfahrung etwas zu erzählen hat.
Aber dennoch ist es ja nicht von der Hand zu weisen, dass in den Städten viele Natives Obdachlos sind und/oder Alkoholprobleme haben. Und da liegt eben das Problem: Man muss halt auch mal über den Tellerrand hinaus schauen und das machen eben viele nicht. Und ich glaube auch nicht, dass das zwingend ein "Deutsches" Problem ist.
ist dir auch bekannt wieviele anglokanadier (WASP - White Anglo-Saxon Protestant ) oder sonstige kanadier so existieren? vancouver ist ja auch dafür bekannt oder ..., xyz
auch in deutschland findest du in jeder stadt solche leute. fahre ich nach hannover zur CeBit kann ich dir die stellen zeigen wo du sie findest - auch in münchen oder anderen städten.
Hier ist eine kurze Liste mit einigen Vorteilen des Lebens auf dem Reservat:
- free housing (oder sehr, sehr geringe Mieten fuer ein Haus) - Man kann ungestoert illegalen Taetigkeiten, z.B. Drogenhandel, nachgehen, da man fast immer ungestoert von der RCMP ist (fuer manche ein Vorteil, fuer die meisten members ein Nachteil) - free medical - Medical Clinics - Schulen mit First Nation Curriculum (Erhalt der eigenen Sprache) - Gute Office Jobs auch mit geringer Qualifikation (wenn man verwandt ist mit Chief und Council - klassische Vetternwirtschaft) - Wie schon erwaehnt, mehr Funding von AANDC (frueher INAC) - Man lebt unter sich mit seinesgleichen und ist von der "Gleichschaltung" geschuetzt - Steuerfreiheit fuer Goods und Services, die man auf dem Reservat in Leistung nimmt. - Keine Einkommenssteuer fuer Jobs, die auf dem Reservat ausgeuebt werden (oder sonstige Sozialabgaben) - Funding fuer Post-secondary Education
Die Liste hoert sich auf den ersten Blick ganz gut an, aber es haengt halt davon ab, bei welchem Stamm man Mitglied ist und wo der Stamm angesiedelt ist. Wie gesagt, bei diesen isolierten Reservaten irgendwo noerdlich in der Wildnis sieht die Sache ganz anders aus. Indianern geht es dort gut, wo es Jobs gibt und der Stamm economic development hat. Es gibt auch sowas wie eine "Auswanderung" von einem Stamm zum anderen. Ist ein realitv simpler administrativer Akt, der halt eben auch genehmigt werden muss (von AANDC und dem aufnehmendem Stamm) - das nennt sich dann Transfer. Offiziell ist keiner gezwungen, sein Leben lang bei dem Stamm zu bleiben, in den man hineingeboren wurde.
@maxim:
Guter Link zu den Osoyoos - ich kenne Chief Louie persoenlich und ich kann versichern, dass er eine knallharte Geschaeftseinstellung hat. Wenn seine eigenen Leute zu spaet zur Arbeit kommen oder keine Leistung bringen, sind die im Handumdrehen gefeuert - First Nation oder nicht. Da kennt der keine Gnade und hat auch die Unterstuetzung von der Mehrheit seiner Leute. Umsonst geht es denen nicht so gut.
Zitat von KosHier in Edmonton sind etwa 30-40% der Obdachlosen Nativ.
Richtig, dass habe ich auch gelesen. 5 % der Einwohner von Edmonton sind Aboriginal People (gemaess 2006 Census), aber entprechend dem "Homeless Count" von 2010 sind 38 % der Obdachlosen in der Stadt als Aboriginal identifiziert. Waere jetzt halt schon interessant zu wissen, wie hoch der Anteil deren ist, die von Staemmen sind, die direkt in oder sehr nahe von Edmonton gelegen sind.
Dazu habe ich keine Zahlen vorliegen. Aber nach meiner Erfahrung kommen sie tatsaechlich gehaeuft aus den weiter abgelegenen Gegenden. Es sind auch recht viele Inuit darunter. Wenn man sich allerdings die Reservate in der naeheren Umgebung anschaut, ergibt sich fuer mich ein uneinheitliches Bild. Teilweise sind sie von sehr hohem Standard wie zum Beispiel das der River Cree mit eigenem Casino und Resort. Auf der anderen Seite gibt es aber auch extrem schlimme wie Hobbema, mit der entsprechenden Gewaltkriminalitaet. Ich bin vor einiger Zeit zufaellig durch Hobbema gefahren und war erschrocken ueber die dortigen Zustaende. Es war wie in einem Slum in Suedamerika. Ein aehnliches Nord-Sued-Gefaelle scheint es auch in BC zu geben. Dort gibt es zum einen solche Vorzeigereservate wie Osoyoos, zum anderen extrem heruntergekommende um Prince George herum. Ich weiss nicht, ob man daraus wirklich ein Schema herleiten kann. Umso mehr ich jedoch ueber Nativs in Kanada lerne desto weniger sind mir einfache Erklaerungs- und Beschreibungsmuster eingaengig.
Zitat von KosHier in Edmonton sind etwa 30-40% der Obdachlosen Nativ.
Richtig, dass habe ich auch gelesen. 5 % der Einwohner von Edmonton sind Aboriginal People (gemaess 2006 Census), aber entprechend dem "Homeless Count" von 2010 sind 38 % der Obdachlosen in der Stadt als Aboriginal identifiziert. Waere jetzt halt schon interessant zu wissen, wie hoch der Anteil deren ist, die von Staemmen sind, die direkt in oder sehr nahe von Edmonton gelegen sind.
hallo
wer in edmonton kann sich auch eine wohnung leisten, wenn er keine ausbildung hat? darum keine entsprechend gut bezahlten job findet.
das problem der ausbildung ist gerade bei den aboriginals - die aus einer nördlichen gegend kommen - ein zentraler punkt. das zu verbessern ist aber eine zentrale aufgabe der federal regierung und die versucht das heute intensiv zu fördern - gemeisam mit den first nations.
selbst in deutschen städten haben wir obdachlose - die gerne eine wohnung hätten. gerade in fifty fifty gelesen.