Zitat von loachapoka Siehst du, aber auch damit wirst du ein Teil des Problems: die letzten natuerlichen Ecken werden zuerst von solchen natursuchenden Pionieren erschlossen, bevor sie von den richtigen Vorstaedten verschluckt werden. Wenn du etwas gutes fuer die Natur tun willst, wohn in einer Stadt in einem Mehrparteienhaus.
Nimm das jetzt nicht persoenlich, ich will das auch nicht auf Dauer und will auch moeglichst ein schoenes Haus in toller Natur.
Nein, nein loachapoka -
ich nehme es nicht persönlich. Ich habe Dich schon richtig verstanden. Obwohl Deine Ansicht, ich solle in einem Mehrfamilienhaus leben, schon militante Schwarz/Weißmalerei ist, nehme ich es Dir wirklich nicht übel.
Im Übrigen sehe ich es auch so, wie Du gerade weiter unten beschrieben hast. Unbequem sein, Briefe schreiben und vor der eigenen Haustür kehren; sagte ich so ähnlich bereits.
Aber siehst Du - ich betrachte mich selbst als einen Teil der Natur. Ich möchte in meinem persönlichen Einklang mit der Natur leben und nicht schlaflose Nächte vor Wut haben, weil ich mich mit den Regional- oder anderen Politikern ständig herumstreite und letztlich meine Gesundheit restlos hergebe, ohne einen entsprechenden Erfolg zu erzielen. Ich möchte schon noch selbst erleben, was ich anstoße. Sonst hat es für mich keinen Wert.
Ich kann mich folglich selbst nicht als Teil des Problems sehen. Was nützt uns die wunderschöne Natur in vielen Teilen der Welt, wenn wir uns selbst verbieten, diese selbst zu erleben? Das halte ich für Unsinn und ist auch nicht der Naturschutz, den wir anstreben können.
Ein Beispiel dazu:
Ich hatte vor ein paar Jahren mal mit einem guten Freund, der aus dem Harz stammt eine Streitdiskussion. Er, der sonst die Ruhe selbst war, hat sich aufgeregt. Erst hat er mir stolz erzählt, daß man den Luchs im Harz wieder ansiedeln konnte. Wir haben uns beide darüber gefreut. Dann aber fing er an, auf die Menschen (Touristen) zu schimpfen, die ihn womöglich wieder vertreiben könnten. Da fragte ich ihn, was er denn anderes vorschlage. Er: Na - keine Leute dahin lassen, wo der lebt. Ich: Und? dann ist der Harz nahezu menschenleer. Meinst Du das? Er: Ja! Da mußte ich gegenhalten. Ich fragte ihn, wofür er die Menschen hielte. Er stelle die Menschen in der Wertigkeit unter der des Luchses. Das ist nicht OK!. Denn die Menschen sind ein Teil genau der Natur, die zu schützen ist. Und die haben auch noch den großen Vorteil, einen Verstand zu besitzen (viele jedenfalls), den er (der Mensch) für einen sinnvollen Naturschutz einsetzen kann.
Ich meinte, man kann nicht einfach einem Teil der Natur (dem Menschen) verbieten, diese Natur warzunehmen. Er war sofort stumm. Das wollte ich zwar auch nicht, aber irgendwie war das Thema erledigt, was ich bedauerte.
* * *
Das meine ich damit. Wir sollten uns sehr feinfühlig überlegen, wo es und wie es doch geht. Woher soll denn bei den vielen Menschen, die eigentlich keiner (außer sich selbst, natürlich) in der Natur haben will, ein ausreichendes Verständnis für den Erhalt schützenswerter Natur kommen? Aus dem Fernseher? Oder aus Hochglanzbroschüren und Büchern? Das reicht nicht. Mir jedenfalls nicht.
In vielen Teilen der Welt gibt es immer mehr "Öko-Tourismus" oder "schonenden Tourismus". Diese Maßnahmen haben sich bewährt und breiten sich weiter aus. Aber auch hier muß darauf geachtet werden, den Bogen nicht zu überspannen.
Ich finde auch, wer zum Walewatching fahren will, soll es ruhig tun. Die Betreiber des Business haben strenge Auflagen einzuhalten, damit die Tiere nicht gestört werden. Ja und die Touris sollen sich von mir aus dumm und dämlich zahlen für das Vergnügen. Somit haben wir doch schon den Naturschutz. Natürliche Auslese. Nicht jeder kann sich sowas leisten, wenn es teuer bleibt. Und von den hohen Gewinnen - wie soll's anders sein - fließt ein Löwenanteil erneut in den Naturschutz. Somit zahlen genau die Leute den Naturschutz, die sich in der Natur aufhalten.
Oder:
Soweit ich weiß, muß ich als Hausbesitzer in CA auch Grundstücksteuer bezahlen, genau wie hier. Also: Je mehr Natur, desto teurer - wäre ein Ansatz. Im Moment ist es genau umgekehrt. Wenn ich in der Stadt ein Haus habe (in CA), dann bezahle ich richtig viel an Grundsteuer. Je weiter ich aus dem Stadtgebiet in die rurals komme, desto billiger wird das Wohnen dort. Und das ist -zugegeben- mein Vorteil. Denn genau in die Einöde zieht es mich. So sollte der Staat daran denken, die Berechnungsgrundlage der Grundsteuer umzukehren.
Pass' mal auf, das haben die jetzt gehört (*breitgrins*). Jetzt habe ich die auf 'ne Idee gebracht...
Ich bin Holzbauer und brauche diesen Baustoff zum Leben wie die Menschheit die Luft zum Atmen. Ich bin absolut eurer Meinung in punkto Natur und Wald. Aber der Wald in Canada ist leider überaltert. Durch die Firefighter der letzten hundert Jahren ist in Nordamerika der Wald überaltert und dadurch teilweise befallen vom Borkenkäfer. Nur gesunder und Junger Wald ist fähig sich gegen den Borkenkäfer zu wehren. Es stimmt schon, die Schlägerungsfirmen oder der Waldnutzer müsste wie in Europa auch gezwungen werden die geschlägerten Waldflächen wieder aufzuforsten.
Aber viel mehr wundert mich die Diskusion über die Klimaschädigung im allgemeinen. Alle die hier gepostet haben beschweren sich über den Raubbau der Natur aber keiner bring Vorschläge wie man sich selbst Umweltneutral oder Umweltschonend durchs Leben bewegt.
Die Häuser in den meisten Regionen der Welt sind unzureichen Wärmegedämmt,wass sowohl den CO2 Ausstoß durch das Heizen im Winter in die höhe treibt als auch den Stromverbrauch der Klimaanlagen im Sommer. Denn bekanntlich schützt die Wärmedämmung im Winter gegen die Kälte und im Sommer gegen die Hitze. Aber ich baue und lebe lieber in einem CO2 neutralem Holzhaus als in einem betonierten Haus welches für die herstellung des Zementes mehr CO2 in die Luft pustet als das gesamte Holzhaus wenn es unverhofft warm abgetragen wird.
Mit besserer Wärmedämmung könnten 2 Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden.
Ein weiterer Punkt sind die überalteten Sprittschluckern. Ich habe nichts gegen große Trucks, aber müssen die wirklich sein. Die selbe Frage stellt sich ebenso in Europa mit den SUV's???
Es gibt überall gute Ansätze, aber wenn die Menschheit nicht einen Anreiz zum umdenken bekommt, oder gezwungen wird nehmen wir doch alle den Weg des geringsten Widerstandes.
Ich hoffe ich bin durch meine Äusserungen nicht irgendjemanden auf den Schlips getreten aber daß musste einmal Raus
Da hast du aber ein bisschen mehr reingelesen, als ich geschrieben habe. Ich bin weder der Meinung, dass der Mensch die Anthitese zur Natur ist, noch habe ich davon gesprochen, die Natur unzugaenglich fuer den Menschen zu machen. Du hast in vielen Punkten total recht, Stichwort: "use it or lose it"
Oekotourismus kann, wenn gut gemacht, Gebiete effektiv fuer schlimmeren Schicksalen retten und das finde ich sehr begruessenswert. Ich bin Realist und nicht dogmatisch ueber solche Sachen. Aber ein Haus in einem unberuehrten Gebiet zu bauen ist schon ein bisschen was anderes, als dort zu wandern, hey?
Da braucht man erstmal eine Strasse hin, auf die fuer die empfindlicheren, anspruchsvolleren und damit oft bedrohteren Tiere und Pflanzen eine Laermbelaestigung, lineare Zerstueckelung der Habitate, Todesfalle und anderes bedeutet. Wenn du dir das ganze aus der Luft anschaust, oder aber auch auf Reisen, dann siehst du, dass das hier in Nordamerika zu ganz starker Zersiedlung fuehrt. Statt den ordentlich geplanten kleinen Doerfern und grossen Staedten Europas gibt es dann endlose strip Ortschaften an Strassen entlang. Diese Zersiedlung ist ein riesen Problem in Nordamerika. Mit Oekotourismus ist das nicht zu vergleichen.
Das heisst natuerlich trotzdem nicht, dass jeder im Wohnsilo wohnen muss und jede menschliche Aktivitaet eine Suende an der Natur ist. Aber man muss sich schon selbst ehrlich eingestehen, was fuer Kosten fuer die Natur man selbst externalisiert, also einfach fuer umsonst von der Natur erwartet. Und da passt auch schon dein Kommentar ueber die Grundsteuer hinein: das ist eben ein klassisches Bspl fuer die Externalisierung aller Kosten, die die Natur betrifft: wir erwarten diesen "Service" der Natur einfach fuer umsonst und fuer immer und ewig in unendlichem Masse. Denn wohnt man in der Stadt, muss man mit anderen Menschen und deren wirtschaftlichen Interessen konkurieren und dafuer wird Geld verlangt, waehrend wenn man weiter draussen lebt, konkuriert man nur mit der Natur, und dafuer wird kein Geld verlangt.
Mach mal halblang Vieles was du schreibst habe ich auch schon geschrieben und Vorschlaege sind ja wohl auch schon zu Hauf gekommen. Du laesst es ja fast so klinge, als haette hier irgendjemand fuer die Abschaffung oder generelle Verteufelung der Waldwirtschaft argumentiert. Also ich bestimmt nicht. Ich habe schon geschrieben, dass ich auf Holz als Rohstoff nicht verzichten will und gut gemachte Waldwirtschaft auf einem vernuenftigen Prozentsatz der Flaeche nicht schlecht finde.
Dein ganzes Argument mit dem ueberaltetem und anfaelligem Wald und dem widerstandsfaehigen Jungwald ist allerdings totaler Schmarrn (sorry fuer die Direktheit). Das hat schon so einen Bart. 80ziger bis fruehe 90ziger Jahre war das das Lieblingsargument der Holzindustrie und auch heute noch kann man es bei so extrem konservativen und langsamen wie der Bush Regierung finden, ansonsten glaubt da niemand mehr dran, denn Wissenschaft hat das laengst gruendlich widerlegt. Nichts ist (im Durchschnitt, Ausnahmen gibt's immer) so widerstandsfaehig wie ein Naturwald. Feuerunterdrueckung spielt vielleicht in den USA eine groessere Rolle, aber in den borealen Waeldern nicht. Der pine beetle Ausbruch in BC liegt nicht an den "ueberalteten" Waeldern (so was gibt es ueberhaupt nicht) sondern teilweise an der plantagenhaften Anpflanzung von Pinien im Inneren BCs und teilweise am Klimawandel. Ausserdem gab es sowas auch schon frueher natuerlich. Das gehoert nuneinmal zu diesem Oekosystem dazu.
Und noch von wegen "ueberalteter" Wald: sowas kann nur von jemandem kommen, der ausser Holz in einem Wald nichts sieht. Es gibt sehr viele Arten, die von einem natuerlichen Wald mit seiner ganzen Struktur (d.h. alles von riesen Baeumen bis Jungwuchs bis stehendes Totholz auf kleinstem Raum) abhaengig sind. Alles mit Forsten zu ersetzen ist fuer diese Arten ein Katastrophe und fuehrt zur Verarmung der Oekosysteme.
Also ich denke, Holz ist ein grossartiger Rohstoff, den wir auf keinen Fall aus unserer Palette ausschliessen sollte. Aber er sollte aus naturnahem Waldbau stammen und wenn das Land verplant wird sollte Vergabe von Holzlizenze mit der Schaffung von Naturschutzgebiete und Uebergangsgebieten (Buffers) einhergehen.
also so wie du das hinstellst ist es ja dann wieder auch nicht.
so manches Post zu diesem Thema hört sich ja wirklich wie der Untergang der Erde an. das Argument mit der Überalterung ist aus einem Magazin von Canadian Geographics entnommen. Das mit den Monokulturen mag schon sein, auch in Europa sind die Waldwirte mitlerweile etwas schlauer geworden. das mit dem Veränderung des Ökosystems ist sowieso ein alter Hut.
Aber gehr es in diesem Threat nicht um das Thema daß Canada sehr weit hinten ist mit der Vermeidung von Treibhausgasen und nicht einmal einen Masterplan hat??
Aber nocheinmal jeder und da will ich mich nicht ganz ausnehmen zeigt mit dem Finger auf den anderen-was der nicht alles falsch macht, nur weil es bequemer ist als selbst ein Vorbild zu sein.
Aber in einem habe ich Dich entweder nicht verstanden oder umgekehrt.
Das die Landschaftszersiedlung in Nordamerika ein Riesenproblem für die Natur ist, ist einleuchtend. Das kennen wir auch schon -in kleinerem Masstab aus -D- oder -A-. Denn gerade in Deutschland - das kann ich aus meinem eigenen Beritt sagen - gibt es warlich reichlich Zersiedelung. Aber nicht immer so, wie Du sagst, es sei ordentlich angelegt. Hier im Kleinen, wie in Nordamerika im Großen. Die Fehler werden überall immer wieder gemacht, wider besseres Wissen.
Ich persönlich habe nicht vor, eine Strasse anzulegen, um in der Einöde zu leben. Ich möchte aber gerne ein Haus beziehen, das bereits schon jemand dort in die Einöde hingestellt hat.
Bin ich deshalb wirklich Schuld an dem Elend? Ich lasse mir nicht eine Schuld einsuggerieren, nur weil ich das so möchte.
Ich will auch nicht hinziehen, wo nach und nach Siedlung entsteht und ständig Strassen hinzukommen.
Mal anders formuliert. Ich hätte ein gutes Gefühl, wenn ich in der Einöde lebte und würde mit niemandem konkurieren. Auch nicht mit der mich umgebenden Natur. Im Gegenteil. Lass' doch wachsen und gedeihen, was sowieso schon da ist.
Ich stelle mir das so vor, wie zu der Zeit, als ich noch beruflich viel getaucht bin. Es war immer wieder ein erhebendes und euphorisierendes Erlebnis, wenn ich unter Wasser in die andere Welt eintauchte, ohne mich als Störer oder Zerstörer zu fühlen. Wenn Deine Umgebung Dich zwar interessiert registriert, aber Dich nicht fürchtet, ist das ein unbeschreibliches Gefühl. In der Natur von dieser akzeptiert zu werden, würde mir als Rechtfertigung genügen. Und das "Vertrauen" will ich mal dazu sagen, nicht zu missbrauchen, ist überhaupt nicht schwer.
Ich will - wie Du siehst - ein wenig weg von der "Holzdiskussion". Das würde ich eben mit dem Holz genauso handhaben, wie mit den Tieren.
Klar - wenn ich Kaminholz brauche, muß ein altes Gewächs Platz machen. (;-))
Da möchte ich mal zu
@woodworker schwenken.
Denn Du hast m.E. den Finger irgendwie in meine Wunde gelegt.
Ich meine, den CO2-Ausstoß, Feinstaubanteil, Ruß usw. pp. habe ich wirklich mit zu verantworten. Ich fahre ein Diesel Auto und das ist fast wie mein Baby, daß ich nie haben durfte. Schlimm, nich' ?
Und wenn ich jetzt mal mein eigenes Verhalten in Punkto Schadstoffemission auf meine Mitbürger allerwo projeziere, komme ich zu dem gleichen simplen Ergebnis, daß uns im TV jeden Tag vorgekaut wird. Wir alle verpesten die Luft derart, daß es bald zu einer Klimakatastrophe kommt! Und da liegt der Hase im Pfeffer! Jetzt schließt sich allmählich unser kleiner Kreis der Diskussion. Denn mir fällt spontan am Anfang dieses threads die Diskussion um die Flieger ein. Ist auch ohne Ergebnis geendet, oder?
Wir müssen alle bei uns selbst anfangen. Ich kann's kaum mehr hören, aber es stimmt. Analog zu dem, was ich gerade gesagt habe heißt das ehrlicherweise, das ich ein Problem mit mir selbst habe, weil ich mein Auto nicht entbehren will. Nebenbei geht es hier bei mir gar nicht ohne Auto. Ich kame überhaupt nicht weg. Ich lebe schon jetzt in der Einöde. Wenn es im Winter hier schneit, ist auch das Fahrrad wertlos, weil keiner räumt. Hier hält kein Bus o.ä.
In CA werde ich angesichts der gewaltigen Entfernungen, egal wo ich wohnen werde, ebenfalls nicht auf ein Auto verzichten wollen. Mein Beitrag zur Umweltschonung wird dann der sein, das ich mir ein möglichst schadstoffarmes Fahrzeug zulegen werde. Fahren tue ich ohnehin nur, wenn's Not tut.
Und die Wärmedämmung der Bauwerke ist auch eine riesige, aber durchaus zu bewältigende Herausforderung. Da liegt noch ein unglaubliches Potential drin. Und die Solarenergie. Windkraft auch, aber ich kann diese hässlichen, lauten Spargel nicht leiden. Zumal die eine Menge Vögel töten.
Aber woodworker, obwohl ich auch meine, daß der Spruch mit dem vom Ungeziefer befallenen Altholz schon ausgefranzt ist - so ist er trotzdem noch ein wenig war und nicht ganz von der Hand zu weisen.
Ich möchte mich jetzt allmählich aus dieser Diskussion zurückziehen. Wir haben unsere Meinung dargestellt und ich fand es sehr fruchtbar, hinsichtlich der Erkenntnisse, die ich machen konnte. War auch emotional und trotzdem schön sachlich, fand ich.
Ich bin eigentlich doch froh, kein Biologe zu sein. Denn dann wüßte ich noch besser Bescheid als andere -sieht man ja an Dir loachapoka- und es täte mir nur noch mehr weh, mitzuerleben, wie mit der Natur umgegangen wird.
Aber ich würde es dennoch begrüssen, daß meine Einstellung akzeptiert werden würde und ich kein "schlechtes Gewissen" haben müsste, meinen Traum vom Leben in der Natur weiter zu verfolgen.-
Ich wollte dir kein schlechtes Gewissen einreden, dich nicht einmal kritisieren fuer deinen Wunsch nahe an und mit eher als gegen die Natur zu leben. Wenn so jemand wie du in die boonies zieht, bringt das ja auch Vorteile fuer die Natur und deren Erhalt, denn wie es scheint, wirst du dich dann dort fuer den Erhalt der Natur einsetzen. Alles was ich sagen wollte war, dass aus einem limitierten Blickwinkel der Resourcenschonung eine konzentrierte Ansiedelung von Menschen besser ist, als eine weit verstreute. Es gibt aber, wie gesagt, auch andere wichtige Blickwinkel und ein "wegsperren" der Natur vor dem Menschen ist sicherlich heutzutage keine gangbare Moeglichkeit mehr. Schlussendlich gehen wir alle Kompromisse ein und ich sage mir immer, hauptsaechlich besser in die richtige Richtung als der Durchschnitt, dann bin ich schon einigermassen zufrieden. Perfekt ist niemand und sich aufhaengen, um carbon neutral zu sein bringt's doch auch nicht.
Zitat von woodworker Aber gehr es in diesem Threat nicht um das Thema daß Canada sehr weit hinten ist mit der Vermeidung von Treibhausgasen und nicht einmal einen Masterplan hat??
Stimmt.
Ich habe darueber vor kurzem einen Beitrag im CBC Radio gehoert, in dem ein Environmentalist und ein Industrievertreter sich so einig waren, es war so richtig schoen kanadisch huggy touchy feely. Und zwar waren sie beide der Meinung, dass die Regierung es grob versaeumt hat, Regulierungen einzufuehren. Selbst die Industrie will das, denn man koennte schon besser sein, aber es ist schwer die neue Richtung einzuschwenken, wenn die anderen nicht gezwungen sind mitzuziehen (dann ist auf einmal moeglicherweise der Umweltsaubetrieb zumindest kurzfristig profitabler als der verantwortungsvolle Betrieb). Aber mit Harper haben sie sich halt schon wieder so eine "Bush-lite" Pfeife geholt, die die Wuensche aller nach strengeren Regulierungen in den Wind schreibt, um sein enthirntes neo-con Programm durchzuziehen. Stay the course!
Ich danke Euch für diese wirklich sehr Interessante Diskussion, die sich hier entwickelt hat. Natürlich ist es einfacher mit dem Finger auf andere zu zeigen, aber genau DAS meinte ich ja auch. Alles, was irgendwo schief läuft, haben fast immer die Konsumenten zu verantworten. Umweltbewusstsein fängt bei jedem einzelnen an - meistens an den Regalen im Supermarkt. Thema Kaffee: Ich kann "günstigen" Kaffee kaufen, muss mir aber darüber im klaren sein, dass dafür gigantische Flächen gerodet werden um Monokulturen anzulegen, die dadurch anfällig für Krankheiten und Schädlinge werden. Um diesem Problem Herr zu werden, lässt man Flugzeuge über die Plantagen kreisen, die hochtoxische, aggressive Gifte versprühen. Diese Gifte töten dann nicht nur den Schädling, sondern ganz nebenbei auch noch die Nützlinge und viele weitere Arten. Die Pflücker müssen dann ohne Schutzkleidung in die Plantagen und den Kaffee pflücken - und das für einen Hungerlohn. Keine Schulbildung für die Kinder, keine medizinische Versorgung, nichts. Tja. Oder man achtet auf das Bio-Siegel und auf TransFair, akzeptiert das man dafür auch 1,50 € mehr für das Pfund bezahlen muss - aber man setzt ein Zeichen für gewisse ökologische Grundvorraussetzungen und vor allem auch für die Humanität. Man kann Wasser aus Hawaii kaufen, was mit einem enormen Energieaufwand in die heimischen Regale gebracht werden muss - oder man bevorzugt ein Mineralwasser aus einer regionalen Quelle. Man kann von Hamburg nach Berlin fliegen - oder aber die Bahn nutzen. Obst und Gemüse kann man je nach Saison von Erzeugern aus der Region beziehen, oder man akzeptiert hohe Belastungen durch Pestizide, Herbizide, etc, und einen hohen Energieverbrauch, da dieses Obst und Gemüse auch über weite Strecken in das Supermarktregal gebracht werden muss. Man kann 500 Meter laufen, das Fahrrad nehmen - oder eben mit dem Auto fahren.
Kurz: Es gibt viele Möglichkeiten, wie man selber Einfluß nehmen kann. Das es funktioniert, hat der deutsche Verbraucher ja mehr als eindrucksvoll bewiesen: Nestlé hat den "Butterfinger" in Deutschland wieder vom Markt genommen, da kaum ein Büger bereit war den Hinweis "Gentechnisch verändert" in seinem Einkaufswagen zu akzeptieren.
Mir ging es ja auch nicht darum mit dem Finger nach Kanada zu zeigen um zu sagen "die Holzen die Wälder ab", sondern um zu sagen "wir in Deutschland sind dafür mitverantwortlich". Kurz: "WIR holzen in Kanada die Wälder fleißig mit ab". Das der Naturschutz in Deutschland nicht besser ist - das ist mir durchaus (schmerzlich) bewusst.
Ich bin ja auch nicht, wie zuvor geschrieben, nicht der Meinung, dass man ab so fort auf alles - auch KFZ und Flugzeug - verzichten soll, die Häuser in Kanada nicht mehr aus Holz gebaut werden sollen, etc, pp... - sondern nur, dass man bewusster mit alledem umgeht. Auch ich bin der Meinung, dass es keinen Sinn macht die Menschen nicht mehr in die Natur zu lassen, ganz im Gegenteil. Nur was man kennt, das kann man auch schützen. Das Problem ist ja: Zuviel nachdenken ist anstrengend und kostet Zeit. Beste Beispiel: Eier. Der eine kauft mindestens Freilandeier, eher sogar Bioeier, da er sich den Qualen bewusst ist, welche die Tiere aus den Käfigen erleiden müssen. Dem anderen ist es völlig egal - sollen die Tiere doch leiden, hauptsache die Eier sind billig.
Mein Fazit: Plantagenarbeiter, Käfighühner, etc... Jeder hier in Deutschland möchte für seine Arbeit anständig entlohnt werden und unter vernüftigen Bedingungen arbeiten. Aber man ist nicht bereit die Arbeiter auf einer Kaffeeplantage vernünftig und fair zu entlohnen - obwohl sie es sind, die unter wirklich härtesten Bedingungen dafür sorgen, dass die Deutschen ihr Lieblingsgetränk bekommen. Ich kenne einige Leute, die keinen TransFair-Kaffee kaufen, da er ihnen zu teuer ist (Bei Edeka 1,- Eur teurer als normaler, Bio-TransFair ca. 2,- teurer). Aber: Es müssen die neusten Autos auf dem Hof stehen, ein Designerlabel muss auf den Klamotten prangen und auch ansonsten wird das Geld mit vollen Händen rausgeworfen. Aber einen Euro mehr für ein Pfund Kaffee, damit derjenige, der hart dafür arbeitet zumindest seine Kinder zur Schule schicken kann, eine gewisse medizinische Grundversorgung gewährleistet ist und ein zumindest halbwegs würdiges Leben führen kann - also für Sachen, die uns hier nicht mal annähernd gut genug wären? No way! Der Euro wird gespart...
Jetzt ist es mit mir durchgegangen - ich entschuldige mich dafür! Aber das ist es halt, was ich meine: Man muss - nein, man SOLL ja nicht auf alles verzichten (das wäre auch nicht wirklich gut für die Wirtschaft), aber doch bitte hin und wieder mal das Gehirn einschalten und die Tragweite der Entscheidung überdenken. Ein gesparter Euro ist im Endeffekt meist teurer, als ein mehr ausgegebener Euro.
Ich habe mal eine interessante Studie gelesen über die wirklichen Kosten von billigen Agrarprodukten: Durch den Eintrag von Düngemitteln, den Einsatz von Pestiziden und Herbiziden wird die Trink- und Abwasseraufbereitung immer kostenintensiver, die Kosten für die medizinische Versorgung steigen (Ich habe als Kind unter ausgsprochen starker Migräne gelitten - jetzt verzichte ich auf alles, was Geschmacksverstärker enthält und habe seit Jahren keine Migräne mehr gehabt. Dann habe ich Weißkrautsalat aus dem Supermarkt gegessen - Inhaltsstoffe u.a. Glutamat - und bekam sofort wieder einen Migräneschub), etc... Somit sind die "billigen" Lebensmittel genau genommen die deutlich teureren - was ich mit der Tragweite der Kaufentscheidung ausdrücken wollte.
Aber, nun ja: Es wurde gefragt, was man denn für Alternativen vorschlagen würde. Mein Vorschlag: Nicht auf alles Verzichten, nicht als Einsiedler leben und sich von Gräsern ernähren - sondern einfach mal einmal mehr als einmal weniger nachdenken. Das macht schon eine Menge aus - meiner Meinung nach.
In der Tendenz ist hier in Nordamerika das Bewusstsein, dass man organic Sachen nicht nur aus persoenlichen Gesundheitsgruenden kaufen sollte, sondern auch um die Menschen, Tiere und Umwelt zu schonen, noch duenner verbreitet, als in Dtld. Die meisten health food Leute kaufen das nur, weil sie sich einen Vorteil fuer ihre eigene Gesundheit erhoffen. Dabei ist organic die einzige Anbauform, die auf Dauer Zukunft hat. Hier kann man ja auch immer wieder in malls auf "health food stores" stossen, die garnichts zu essen anbieten, sondern nur Vitaminpillen etc (uebrigens gab es gerade wieder eine grosse Studie (meta analysis anderer Studien) die gezeigt hat, dass Vitaminzusaetze nicht nur moeglicherweise nichts bringen, sondern vielleicht sogar schaedlich sind). Hier in QC ist es sogar so (hab ich gehoert und kann man an den Preisen sehen, aber ich habe es noch nicht verifiziert), dass industrieller Landbau subventioniert ist, aber organic nicht. D.h. organic Eier und Milch sind hier ueber doppelt so teuer wie Industriekram. Ich kauf's trotzdem - das ist einfach eine der Prioritaeten, die wir in unserem Leben setzen.
Jedenfalls hat es viele Auswirkungen, wenn man einfach gute Konsumentscheidungen trifft, wie hier schon mehrere geschrieben haben (organic, fair trade, sparsame Autos, Sparlampen, gute Isolierung etc) 1) Man schont Resourcen und die Umwelt 2) Oft schont man auch Menschen damit und tut etwas sozial gutes 3) Man setzt ein Zeichen, dient als Vorbild, und verschafft diesen Dingen mehr publicity 4) Man erhoeht die Nachfrage nach diesen Guetern und lenkt damit den Markt und die Wirtschaft in die richtige Richtung 5) Man tut seiner eigenen Gesundheit einen Gefallen