Oftmals werde ich gefragt, warum ich in Kanada solche Strapazen auf mich nehme, wenn ich von unseren Abenteuern erzähle. Man kann doch auch gemütlich mit dem Wohnmobil durch Kanada fahren und alles erleben. Tjaa, kann man.
Aber uns hat es immer in die Natur und die Wildnis gezogen. Abseits der Touristenpfade. Immer auf eigene Faust. Wir wollten die Natur pur erleben. Nur auf sich allein gestellt. Pauschalreisen haben mich und meinen Freund nie interessiert. Bis auf die Hauptflüge von Deutschland aus, haben wir alles selbst organisiert. Wenn wir einen Mietwagen brauchten, haben wir ihn selbst besorgt. Einen Kanu-Ausstatter haben wir auch selbst gefunden. Auch durch Mundpropaganda findet man die richtigen Leute. Außerdem lernt man auf solchen Touren Menschen kennen, die einem sonst nie begegnet wären. Sicher. Es ist nicht "bequem" jeden Tag in der Wildnis wieder sein Zelt aufzubauen. Die Ausrüstung in unserem Kanu (ca. 80-90 Kg) zu entladen und ein Camp aufzubauen. Und Morgens das gleiche Spiel zu wiederholen.
Es ist auch nicht immer Sonnenschein und schönes Wetter. Mal regnete es tagelang. Dann blies uns ein starker Wind um die Ohren. Meistens sogar Gegenwind, der uns das paddeln zusätzlich erschwerte. Und das auf den Seen Kanadas. Wo sich innerhalb weniger Minuten hohe Wellen aufbauen können, die ein weiterkommen unmöglich machen. Auf den Flüssen war es einfacher. Mit einer Strömungs Geschwindigkeit von 8-10 Km/h kann man sich auch mal treiben lassen, wenn die Arme schwer werden.
Warum also nimmt man solche Strapazen auf sich. Wie auch zB Bergsteigen,Marathon,und andere Extremsportarten? Es ist das "über sich hinauswachsen" was solche Dinge ausmacht. Sich selbst beweisen,das man es kann. Es ist nicht das eigentliche Ziel, einen Berg zu besteigen um den Gipfel zu erreichen oder beim Marathon im Ziel anzukommen. Sondern "Der Weg ist das Ziel".Die Erfahrungen auf dem Weg dorthin sind die eigentlichen Beweggründe und die Motivation um Strapazen auf sich zu nehmen. So war es auch bei uns.
Es ging mir nicht darum anderen zu beweisen,das ich einen Fluss oder See mit dem Kanu bezwingen kann. Es ging mir darum zu erfahren,was ich empfinde bei solchen Abenteuern. Die Herausforderung auch bei schwierigen Bedingungen nicht aufzugeben und durchzuhalten. Eine schwierige Aufgabe zu meistern ist immer auch eine innere Bestätigung. Man lernt seine körperlichen und mentalen Grenzen kennen. Und dann die vollkommene Zufriedenheit und der Stolz es geschafft zu haben,ist Labsal für die Seele. Diese Erfahrungen nimmt man auch mit in den Alltag. Man bewältigt viele Probleme besser,wenn man an seine Grenzen gegangen ist. Und dann die Erfahrungen in der Wildnis.
Man taucht ein in die unberührte, menschenleere Natur. Nur auf sich gestellt. Keine moderne Technik,die einem hilft. Man ist mit der Natur alleine und muss sich ihr beugen. Wind und Wetter ändern sich ständig und man muss sich anpassen. Wahrscheinlich ist es ein unbewusster Drang "Zurück zur Natur",der mich immer dazu bewegt hat raus zu gehen und mich der Natur zu stellen. Alle Sinne und Instinkte werden geschärft, wenn an mehrere Wochen in der Wildnis verbringt. Ich habe festgestellt, das zB mein Geruchssinn auch immer besser wurde, je länger wir draußen waren. Man konnte ein Lagerfeuer schon aus der Ferne richen. Das Gehör wurde geschärft. Da man in der Wildnis auf jedes Geräusch achtet und lernt,es einzuordnen. Man muss sich aber von vorn herein klar sein, was man da auf sich nimmt. Es sind keine Spaziergänge und man fährt auf keinem gezähmten Fluss in der Heimat. Alles ist wild und ungezähmt.
Es gibt kein Telefon um mal schnell Hilfe zu holen.Es gibt auch keinen Supermarkt um die Ecke um sich schnell mal was vergessenes zu kaufen. Wir hatten uns bei unseren bevorstehenden Abenteuern auch immer mental vorbereitet. Alles mögliche geistig durchgespielt.Es kann ja viel passieren da draußen. Man kann im Kanu kentern.Auch wenn man ein guter Schwimmer ist,kann man in den kalten Gewässern des Nordens nur kurz überleben. Deshalb ist es wichtig, zu wissen was zu tun ist. Wenn man zu zweit ist, wie wir es waren,kann sich einer ein Bein brechen oder auch nur den Knöchel verstauchen. Mein Freund ist ein Bär von 90 Kg und ich mit meinen 65 Kg hätte ihn nicht weit schleppen können. Also hätte ich im Ernstfall alleine los paddeln müssen um Hilfe zu holen. Es kann einem in Kanada ein Bär über den Weg laufen.Obwohl das eher unwahrscheinlich ist. Doch wie verhält man sich dann?
All diese Dinge müssen beachtet werden. Doch so oft man auch vorher alles theoretisch durchspielt. Die Wahrheit kommt,wenn es Ernst wird. Aber allen Strapazen und Schwierigkeiten zum Trotz. Das Erlebnis der freien Wildnis,das "mit der Natur leben" ist eine einzigartige und wunderschöne Erfahrung,die ich nie mehr missen möchte. Ich selbst jedenfalls kam mir nie verlassen oder einsam vor. Stets hatte ich das Gefühl, hier her zu gehören. Als wenn ich in einem anderen Leben schon mal hier war. Ich war so ausgeglichen, zufrieden und mit einer inneren Ruhe, wie sonst nie im Leben. Ja, ich kann sagen, das ich sogar demütig wurde. Der Respekt und die Achtung vor der Natur wurden gestärkt. Es waren reine Glücksgefühle Und obwohl ich kein gläubiger Mensch bin,spürte ich doch so etwas wie Göttliches in allem. Und ich kann es nur jedem raten,es einmal zu versuchen. Man kehrt als anderer Mensch zurück,als der man gekommen ist. Bücher auf http://www.bookrix.de/-smoky63
Nicht nur in Alberta ist es mehr als wahrscheinlich, dass einem ein Baer ueber den Weg laeuft. Uns auf Vancouver Island geht es da genauso wie Euch (allerdings nur Schwarzbaeren - wir haben keine Grizzlies auf der Insel). Wenn ich mit meinem Hund spazieren gehe und etwas abseits der Strassen laufe, treffen wir sehr haeufig auf Baeren - besonders im Fruehjahr und Herbst. Aber auch nachts kann man immer 'mal wieder auf einen Baeren treffen, auch innerhalb unserer Stadt. In jedem Fall hat der Baer immer "Vorfahrt", d.h. man wartet halt bis er sich wieder trollt oder man zieht den Rueckzug vor, weicht aus und nimmt einen Umweg in Kauf. Wichtig ist, dass der Hund nicht verrueckt spielt und den Baeren jagen will. Falls das passiert, kann es Probleme geben, vor allem, wenn es sich um eine Baerenmutter mit Jungen handelt. Der Hund sollte schon Gehorsam zeigen und man muss mit ihm entsprechend trainieren.
Zitat von Grizz(allerdings nur Schwarzbaeren - wir haben keine Grizzlies auf der Insel)
Hallo Grizz, wirklich keine Grizzlies? Ich dachte seit ein paar Jahren gibt es sie doch auf Vancouver Island. Letztes Jahr war ich (endlich!) zum ersten Mal auf dieser herrlichen Insel, und Stephan und ich haben extra gegoogelt, weil wir es wissen wollten. Aber egal, Bären kann man hier überall begegnen, das ist sicher. Auch - aber wirklich selten, weil sie so heimlich sind - einem Cougar, und hin und wieder Wölfe. Herzliche Grüße über die sieben Berge, Susann
Ja wirklich keine Grizzlies. Alle paar Jahre schwimmt ein Grizzly vom Festland nach Vancouver Island - nicht direkt, meist durch Insel "hopping" ueber die vielen kleineren Inseln die unserer grossen Insel vorgelagert sind. Die meisten werden schnell entdeckt und erschossen. Oft handelt es sich um junge maennliche Tiere (3 bis 5 Jahre), die auf dem Festland von dominanten aelteren Baeren vertrieben wurden und kein eigenes Revier gefunden haben. Da Weibchen viel kleinere Gebiete haben und von den Maennchen toleriert werden, sind sie nicht zu so Extremaktionen, wie ueber das Meer zu schwimmen, gezwungen. Daher gibt es keine Grizzlypopulation auf Vancouver Island. Klar kann es sein, dass sich irgendwo ein Jungtier rumtreibt, aber es ist sehr unwahrscheinlich.
Als wir bei unseren Wildnis Abenteuern im Yukon zB unterwegs waren, ist uns nicht ein einziger Bär über den Weg gelaufen. Erst in der Nähe eines Campgrounds am " Kluane Lake" begegnete uns ein Grizzly. allerdings auch nur kurz. ich hatte gerade mal 3min. Zeit, ihn zu filmen. Smoky
Klar kann es sein, dass Ihr auf Euren Touren keine Baeren gesehen habt. Da hattet Ihr halt einfach Pech (oder Glueck, wie man's nimmt. Ist ja nicht wie im Zoo, wo einen ein Zaun schuetzt). Wildnis ist nicht gleich Wildnis - der Yukon ist ein weites Land und auch wenn es dort eine gesunde Baerenpopulation gibt, ist nicht jedes Gebiet geeignet als Lebensraum fuer Baeren.
War halt Eure ganz persoenliche Erfahrung als Touristen, dass Ihr kaum Baeren gesehen habt. Nur weil man Strapazen auf einer Reise in Kauf nimmt ist das noch lange keine Garantie, alles zu erleben - kommt ja auch auf die Jahreszeit an.
Klar haben wir, die in Kanada abseits der grossen Zentren wie Vancouver, Toronto oder Montreal leben, da bessere Chancen solche Wildniserfahrungen zu machen - wir sind das ganze Jahr hier und haben die Natur vor der Haustuere.
Klar kann es sein, dass Ihr auf Euren Touren keine Baeren gesehen habt. Da hattet Ihr halt einfach Pech (oder Glueck, wie man's nimmt. Ist ja nicht wie im Zoo, wo einen ein Zaun schuetzt). Wildnis ist nicht gleich Wildnis - der Yukon ist ein weites Land und auch wenn es dort eine gesunde Baerenpopulation gibt, ist nicht jedes Gebiet geeignet als Lebensraum fuer Baeren.
War halt Eure ganz persoenliche Erfahrung als Touristen, dass Ihr kaum Baeren gesehen habt. Nur weil man Strapazen auf einer Reise in Kauf nimmt ist das noch lange keine Garantie, alles zu erleben - kommt ja auch auf die Jahreszeit an.
Klar haben wir, die in Kanada abseits der grossen Zentren wie Vancouver, Toronto oder Montreal leben, da bessere Chancen solche Wildniserfahrungen zu machen - wir sind das ganze Jahr hier und haben die Natur vor der Haustuere.
Cheers[/quote:1q3pr[album]3[/album]]
Klar, wenn man dort lebt, ist es natürlich was anderes, als wenn man als Abenteuerer oder Tourist durch das Land reist. Viele fragen mich auch immer, ob uns dort jeden Tag die Wildtiere nur so über die Füße laufen, lach. Dann antworte ich immer, das das Land so riesig ist, da muß man schon die richtigen Stellen kennen, um zB Bären zu beobachten. Ich für meinen Teil,war froh, bei unseren Wildnis Aufenthalten keinen Besuch von Meister Petz bekommen zu haben. Elche haben wir beobachtet. Wölfe haben wir gehört. Und zugegeben. Die ersten Tage,schlief ich nur mit einem geschlossenem Auge,grins. Und bei unseren Freunden auf einer Gast Ranch in BC, sind schon öfter Schwarzbären über das Grundstück gelaufen.
ZitatDie meisten werden schnell entdeckt und erschossen
Warum das denn
Das ist meist die Entscheidung von Fish and Wildlife, einer Abteilung des BC Ministry of Environment. Da diese Grizzlies oft in der Naehe von menschlichen Siedlungen gesehen werden, werden sie als "nuisance bears" eingestuft. Da Fish and Wildlife fast immer pleite ist, kommt das Einfangen mit speziellen Fallen und der Ruecktransport zum Festland zu teuer - leider ist der Abschuss die finanziell guenstigere Variante. In manchen Faellen werden die Grizzlies aber auch von den Residents geschossen. Kam vor ein paar Jahren vor, als ein Vater auf einem Reservat einen Grizzly schoss, der im Begriff war, sich spielenden Kindern zu naehern. Grizzlies sind auf Vancouver Island nie eine native Species gewesen. Der Grund, warum manche der Tiere gezwungen sind, sich ein Territorium so weit vom Festland zu suchen, findet sich in den Logging Practices an der BC Festlandkueste - zuviel Zerstoerung von Old Growth Forest. Dazu kommt noch, dass die Population sich erholt (das Interesse an der commercial hunt laesst zum Glueck nach), was zur Folge hat, dass der verbliebene natuerliche Lebensraum immer weniger wird und Jungtiere von den etablierten Baeren vertrieben werden.
Zitat von AmstaffDie meisten werden schnell entdeckt und erschossen
Warum das denn!?
...
Ist auch hier so (Touristen bleibt dies meist verborgen)... Warum? Weil die Baeren (hier Schwarzbaeren) auf der Suche nach "leichter Beute" immer mehr in die Stadt kommen und dann auch noch selten daemliche Hausbesitzer ihre volle Gefriertruhe weder ab- noch eingeschlossen im Garten oder auf der Terrasse stehen lassen!!!
Dieses Jahr haben bisher 19 Baeren dran glauben muessen! Auch ein Teil des "wildromantischen Yukon"!
Gibt es denn keine Wiederaufforstungsprogramme? Dachte, die gäbe es?
Klar gibt es die - sind sogar Pflicht und werden im grossen Stil betrieben (Silvaculture). Die Forstindustrie gibt sich in BC auch grosse Muehe, Waelder nachzupflanzen, der dem urspruenglichen Wald nahe kommen, aber in erster Linie werden kommerzielle Nutzhoelzer nachgepflanzt. Aber das ist dann halt eben sog. "Second Growth Forest" der in 50 bis 80 Jahren wieder abgeholzt werden kann. Richtiger "Old Growth Forest", sprich Urwald in der moderaten Regenwaldzone an der BC Kueste, benoetigt 200 bis 300 Jahre. Gemaess den neuesten Aenderungen im Forest Act von BC gilt eine Zeder erst im Alter von 250 Jahren als "ausgewachsen" - vor den letzten Aenderungen waren es nur 180 Jahre. In der BC Forstwirtschaft hat sich vieles zum Guten verbessert in den letzten Jahren, aber das hilft der Natur nicht viel im Moment. Diese Aenderungen brauchen Zeit um zu greifen und wie man am Beispiel eines Old Growth Forest sieht, dauert es Jahrhunderte um die Ursprungssituation zu schaffen. Davon hat ein Baer, der nur bis zu 25 Jahre alt wird, nichts. Nach dem Faellen sind erstmal die Hoehlen zum Ueberwintern futsch und das BC Government erlaubt den Forstbetrieben immer wieder auch Old Growth zu faellen. Logischerweise wird es daher immer schwieriger fuer Baeren eigene Reviere zu finden, wenn sie eines verloren haben und die dominanten, aelteren Baeren haben erste Wahl und die "Teenager" haben das nachsehen, wenn sie im Alter von 3 Jahren von der Mutter verstossen werden.
@gauchito:
Finde ich richtig gut von Dir, dass Du so deutlich Stellung beziehst zum Umgang mit Baeren in Deinem Yukon Territory. Ich denke, es ist sehr wichtig, dass gerade die "Einheimischen" ein reales Bild (oder so gut wie eben moeglich) von den Umstaenden in der neuen Heimat Kanada zeigen - es gibt Gutes aber auch eben nicht so Gutes.
Zitat von AmstaffDie meisten werden schnell entdeckt und erschossen
Warum das denn!?
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Ist auch hier so (Touristen bleibt dies meist verborgen)... Warum? Weil die Baeren (hier Schwarzbaeren) auf der Suche nach "leichter Beute" immer mehr in die Stadt kommen und dann auch noch selten daemliche Hausbesitzer ihre volle Gefriertruhe weder ab- noch eingeschlossen im Garten oder auf der Terrasse stehen lassen!!!
Dieses Jahr haben bisher 19 Baeren dran glauben muessen! Auch ein Teil des "wildromantischen Yukon"!
Ja, leider gehört sowas auch dazu. Unsere Freunde in Whitehorse zB. erzählten mir auch von solchen Begebenheiten. Den meisten Menschen, bleiben solche Tatsachen verborgen. Und gerade Touristen und Naturliebhabern, wird solches gerne verschwiegen. Man will sie ja nicht vergraulen.