Ich überlege bereits seit einigen Tagen ob ich diesen Thread eröffnen soll oder nicht. Einfach aus dem Grund weil vermutlich einige sich hier persönlich angesprochen und angegriffen fühlen werden. Das ist jedoch nicht meine Absicht. Vielmehr soll er dazu dienen einigen potentiellen Einwanderern einen Überlick darüber zu geben was sie in Kanda erwartet.
Wer nach Kanada kommt und glaubt er findet Deutschland ohne Nachteile vor liegt falsch. Wer glaubt er kommt hier an und kann Land und Leute verändern liegt auch falsch. Wer die Mentalität nicht versteht und anerkennt wird nicht glücklich.
Ich rufe deshalb alle in Kanada Lebende dazu auf in diesem Thread einfach mal aufzulisten was anders als in Deutschland ist. Und zwar ohne dies zu bewerten. Wenn wir anfangen zu bewerten wird es in endlose Diskussionen ausufern wie zuletzt in einem Thread wo es dann um Mülltrennung, Recycling und die Tüten bei Safeway geht. Wie gesagt, es gibt Dinge die muss man akzeptieren, wir leben nicht mehr in Deutschland.
Also hier mal ein paar Punkte von mir (die Liste ist bei weitem nicht vollständig).
1. Die Provinzen Kanadas sind sehr eigenständig und haben teilweise unterschiedliche Gesetze. Wer z. B. danach fragt wie hoch die Einkommensteuern für X-tausend Dollar sind wird keine klare Auskunft bekommen, denn die Einkommensteuern (den provinziellen Teil) legt jede Provinz selbst fest. Diese Eigenständigkeit gilt auch für Krankenversicherung, KfZ-Versicherung, Führerschein (und Führerschein Umschreibung), Mindestlohn, ...
2. Nur wer arbeitet verdient Geld. Erhält man vom Arbeitgeber einen Stundenlohn und es ist aufgrund von Wetter nicht möglich zu arbeiten erhält man nichts (kann dies evtl. jemand bestätigen). Wer sich freut, dass er z. B. 30$/h verdient kann im Winter auf die Nase fallen wenn wegen Schnee und Unwetter nicht gearbeitet wird.
3. Es ist nicht unüblich, dass Handwerker ihre eigenen Werkzeuge zur Arbeit mitbringen müssen. Ich kenne einen KfZ-Mechaniker der dies tun musste.
4. Recycling ist immer wieder ein heißes Thema. Prinzipiell lässt sich sagen das recycling gemacht wird, aber bei weitem nicht so umfangreich wie in Deutschland.
5. Ultraschalluntersuchung bei Schwangerschaft. Es gibt während der ganzen Schwangerschaft nur eine Ultraschalluntersuchung um die 20. Schwangerschaftswoche. Es gibt nur weitere Ultraschall falls es notwendig ist.
6. Man kann hier nicht einfach von einem Arzt zum Anderen springen. Man hat einen Family Doc (wenn man Glück hat) zu dem man immer zuerst geht (Zahn- und Augenuntersuchungen ausgeschlossen). Er wird dann behandeln oder überweisen.
7. Ärzte haben hier weder Ultraschall noch Röntgengeräte. Für diese Untersuchungen wird man ins Krankenhaus überwiesen, was teilweise sehr lange Wartezeiten mit sich führt.
8. Augen- und Zahnkontrollen muss man selbst bezahlen. Ebenso Medikamente. Es lässt sich steuerlich absetzen wenn es 3% des Einkommens überschreitet. Für eine Zahnkontrolle inkl. Reinigung haben wir $80 für einen Erwachsenen und 22$ für ein Kind bezahlt (BC). Die Augenkontrolle kostete für einen Erwachsenen ebenfalls $80. Kinder bis 6 Jahre sind frei, Rentner ab 60 ebenfalls.
9. Arbeitgeber bieten für Arbeitnehmer oft sogenannte Benefits an, d. h. eine Zusatzversicherung für Zahnarzt, Augenarzt und Brillen.
10. Es gibt eine Rentenversicherung (CPP - Canada Pension Plan und OAS - Old Age Security) die jedoch bei weitem nicht ausreicht. Eine zusätzliche Absicherung ist notwendig. Hier bieten sich die RRSPs an. Beiträge in den RRSP werden nicht versteuert (erst bei Auszahlung), dennoch muss man erstmal Geld dazu haben in diese RRSPs einzubezahlen.
11. Kinderbetreuung, speziell für Kleinkinder kann sehr teuer sein. In Vancouver kann die Betreuung eines Kindes bis zu $1400 pro Monat pro Kind betragen. Ganztageskindergärten wie in Deutschland gibt es nicht (oder nur wenige).
12. Für weiterführende Schulen (College + Universität) muss man selbst bezahlen. Geht ein Kind zur Uni kann das locker bis zu 70,000$ betragen. Es gibt auch eine vergleichbare Ausbildung wie in Deutschland, bei welcher der Azubi Geld verdient. Um für die Ausbildung zu sparen bietet die Regierung sogenannte RESPs an, welche vom Staat unterstützt werden. Wie bei RRSPs gilt, man muss das Geld dazu auch haben.
13. Benzin ist in Kanada günstiger als in Deutschland. Die Autos verbrauchen jedoch auch mehr, wobei man natürlich auch hier Autos bekommt die weniger Spritverbrauch aufweisen.
14. Ein Ehegattensplitting wie in Deutschland gibt es ebenfalls nicht (ausgeschlossen Rentner die Einkommen über RIFF erhalten). Es gibt jedoch legale Mittel wie Einkommen gesplittet werden kann, speziell für Selbständige.
So, dass ist doch schon mal etwas. Ich könnte jetzt noch weiter machen, aber ich warte einfach mal auf Input von anderen.
Nochmals eine Bitte Bitte schreibt nur was anders ist ohne Bewertung. Potentielle Auswanderer sollten bei Fragen einfach einen neuen Thread mit entsprechendem Subject (z. B. was ist RRSP, ...) eröffnen. Vielleicht schaffen wir hier ein Sammelwerk welches dann in ein PDF konvertiert und zum Download angeboten werden kann.
danke für die Mühe - und dafür, dass Du Dich durchringen konntest. Ich habe diesen Thread gepinnt, möchte aber auch dazu auffordern, Diskussionen zu dem einem oder anderen Punkt gesondert zu diskutieren - sonst wird das hier zu unübersichtlich.
Dieses bitte ich zu beachten:
ZitatNochmals eine Bitte Bitte schreibt nur was anders ist ohne Bewertung. Potentielle Auswanderer sollten bei Fragen einfach einen neuen Thread mit entsprechendem Subject (z. B. was ist RRSP, ...) eröffnen.
Die Moderatoren behalten sich im Sinne des Verfassers vor, Diskussionen in diesem Thread zu löschen. Sollte der eine oder andere Punkt ggf. zu begründeten Widersprüchen führen, wird der betreffende Punkt bitte vom jeweiligen Verfasser geändert oder entfernt.
zu 2 ) Urlaubsanspruch: 2 Wochen nach einem Jahr Zugehörigkeit. u.U. in Absprache mit dem Arbeitgeber auch mehr , dann aber unbezahlt. Je nach Firma kann sich das über einen längerem Zeitraum auch steigern.
In der Landwirtschaft und im Transportgewerbe ist es im Allgemeinen nicht üblich, Überstundenzuschläge zu bezahlen .
zu 3 ) Handwerker und Mechaniker sind grundsätzlich für ihr Werkzeug selbst verantwortlich, bekommen aber , auf Arbeit beschädigtes, ersetzt.
Eine Arbeitslosenversicherung gibt es in Kanada, hier nennt man das Kind jedoch Employment Insurance (EI).
Gezahlt wird an Personen die ohne eigenes Verschulden ihren Job verlieren (nicht bei eigenem Verschulden!), arbeitsfähig sind jedoch keinen Job finden können.
Die Dauer der Hilfe ist abhängig von der Einzahlungsdauer.
Schade das sich bisher kaum jemand an dem Thread beteiligt. Hier noch was zum Thema Wohnungsmiete (in BC):
1. Der Vermieter kann einmalig zu Beginn der Vermietung eine Security Deposit und falls anwendbar eine Pet Deposit erheben (vergleichbar zur Kaution in DE). Beide Deposits dürfen maximal 50% der 1. Miete betragen.
2. Der Vermieter hat das Recht den Mieter zu Beginn oder wenn der Mietvertrag verlängert wird nach einer credit information zu fragen.
3. Die Länge eines Mietvertrags kann sein z. B. month-to-month (d. h. beide Seiten können mit einer Frist von 30 Tagen zum Monatsende den Mietvertrag kündigen) oder für einen fixen Zeitraum. Es können Strafzahlungen auf einen zukommen wenn man die Wohnung vor Ablauf des fixen Endes kündigt. Stellt sicher wie hoch diese Zahlungen sind.
4. Wichtig zu wissen ist was in der Miete enthalten ist. Beispielsweise ist es nicht unüblich das man für Appliances extra zahlen muss. In manchen Fällen ist Kabel-TV und/oder Strom enthalten. Es kann auch sein dass wenn man ein Haus mietet man die Property Tax selbst bezahlen muss.
Informiert euch vorab was bei der Anmietung einer Wohnung/Hauses zu beachten ist. Erkundigt euch über Rechte und Pflichten des Mieters und Vermieters.
Beim Autokauf müsste auch noch erwähnt werden das es in einigen Provinzen keinen TÜV oder etwas ähnliches einen dazu verpflichtet eine Untersuchung durchzuführen! Für einige größere Städte gibt es aber eine Air Care Kontroll-Verpflichtung, das ist so etwas wie die Abgasuntersuchung in Deutschland. In einigen Provinzen gibt es auch keine Privaten Autoversicherungen, sondern nur staatliche "Autoplans". Es gibt also nur einen Preis und keinen anderen Versicherer der eventuell günstiger sein könnte!
ergänzung zum autokauf: lebst du zB in BC und willst einen wagen aus einer anderen provinz kaufen, musst du einmalig einen "safety-check" durchführen lassen sonst kannst du den wagen nicht versichern. der safety-check ist ähnlich wie der deutsche TÜV aber bei weitem nicht so umfangreich. der check kostet ca. 100-130 can$. kaufst du den wagen in BC und lebst auch dort, fällt der safety-check weg.
das Schulsystem ist auch ganz anders. Ich bin dort in ONT zur Schule gegangen.
Die Schule fängt gegen 9:00am und endet je nach Schule zwischen 3 und 4:00pm.
Anders wie Deutschland gibt es Nachhilfe (Special Education Classes) für Kinder die schwierigkeiten haben.
Es gibt auch Programen für Hochintelligente Kinder (gifted programs).
Es gibt Team Sport, Track, Hockey, Basketball usw und man fährt zur andere Schulen für Turniere, das beste wird denn befördert zum Provinzial level etc. etc. Ich habe sowas noch nie hier in Deutschland gesehen.
Es gibt auch Schulen wo Guitarre unterricht oder Schauspiel als Fach angeboten wird. Es gibt auch Automechanic und Holzverabeitung als Fach. Diese Fächer gibt es an vielen High Schools.
Man steht gewöhnlicherwieser öffters vor die Klasse um etwas zu Berichten wie in Deutschland. (Habe ich mir sagen lassen) Es gibt Themen die man Forschen muß und dann vor die Klasse vorträgt. Es gibt auch ein Science Fair und Speeches.
Man darf mit ca 14 J. arbeiten. z.B. im Supermarkt und Coffeshops. Viele Kinder verdienen ihren eingenen Taschengeld. Dies ist gang und gebe. Man muß ja für die Uni sparen.
Ah ja. Es gibt Elemenary (Kiga-Grade 6 or Junior High (Grade 6-8 or 10), High School (Grade 9 -12 or 11&12) Schulen. Dies wird vom Bezirk zu Bezirk und von Province zu Province anders geregelt. Es gibt auf die weiterführende Schulen (high schools) Basic, General und Advanced Kursen. Dies ist vergleichbar vielleicht mit Haupt-, Realschulen und Gymnasium. d.h. das es nicht dereguliert wird in verschiede Schulen, sondern Fächern mit verschienden Schwierigkeitsgrad in einer Schule angeboten. Versteht ihr was ich meine?
Schulferien ist in etwa so: July und August ist Sommerferienzeit 2 Wochen über Weihnachten 1 Woche (mancheorts 2) March or Spring break Es gibt auch PD days (Professional Development) und die beliebteste Tage sind die Snow Days (Schule geschlossen wegen zu viel Schnee !!
Wie byteloser schon richtig feststellt, sind viele von den Dingen, die hier geschrieben werden von Provinz zu Provinz verschieden.
Konkret zu Punkt 11, Kinderbetreuung: Hier in Quebec ist das massiv subventioniert und dadurch billig und weit verbreitet. Wir zahlen pro Kind $7 pro Tag. Dafuer gab es eine Warteliste, aber nach einem halben Jahr waren wir drinnen.
Zu Punkt 12, Uni Allerdings gibt es teilweise finanzielle Unterstuetzung (scholarships, assistantships, coop etc) fuer undergraduate education (also bis zum bachelor's nach 4 Jahren) und danach (also fuer Master's (ungefaehr Diplom aequivalent) und PhD) ist es sogar ueblich auf die ein oder andere Weise bezahlt zu werden. Dazu kommt, dass Kanada bei vergleichbarer Qualitaet immernoch viel billiger als USA ist. McGill, wo ich bin ist eine sehr gute Uni und kostet ungefaehr ein Viertel von was eine entsprechende in USA kosten wuerde.
Zu Punkt 2, Arbeit und auch die Ergaenzung von TomW: Es gibt natuerlich auch Angestelltenverhaeltnisse hier, bei denen unverschuldeter Arbeitsausfall nicht zu Verdienstausfall fuehrt. Auch die Urlaubszeit haengt vom Job ab. Ich habe mich gerade wo vorgestellt (bei einer Uni) die sofort 5 Wochen Urlaub anbieten.
Zur Miete: Auch das ist in Quebec anders. Zumindest in Montreal ist es illegal eine Kaution zu verlangen. Dafuer gibt's meistens nur Jahresvertraege, aber man darf Untervermieten. Quebec ist als die mieterfreundlichste Provinz bekannt.
Und noch mein Beitrag: Kanadier sind im Durchschnitt sehr freundlich und eher indirekt. Harsche Kritik, Ausdruckweisen und Direktheit nach deutscher Art koennen leicht missverstanden werden sind nicht immer willkommen.
- egal was man kauft, die Qualitaet ist minderwertig, es ist unmoeglich ein Produkt zu kaufen, was dann auch zu dem zu gebrauchen ist, was es eigentlich koennen sollte.
- dafuer kann man aber alles wieder zurueckbringen oder umtauschen, innerhalb von einer bestimmten Frist
- die Haeuser sind so gebaut, dass alles sehr schnell kaputt geht, die Waende kann man nicht mehr sauber wischen, ansonsten geht die Farbe ab. Auch die ganzen Leitungen (Wasser, Strom etc.) sind nur sehr schlecht verlegt, Steckdosen teilweise ueberhaupt nicht geerdet
- Geraete wie z.B. die Waschmaschinen sind zum groessten Teil Toploader und behandeln die Waesche nicht gerade pfleglich
- was in der Kombination schlechte Qualitaet der zu waschenden Kleidungsstuecke und waeschefeindliche Waschmaschine dazu fuehrt, dass alle Klamotten nach spaestestens 3 Waschgaengen Loecher haben oder teilweise zerrissen sind
- ja, rufe mal irgendwo an, dann musst Du Dich erst mal durch ein Wirrwarr an Ansagen klicken, bis Du evtl. jemanden sprechen kannst
- Betten: oh je, das war nicht einfach zu lernen mit diesem Duvet, Duvet Cover, fitted sheet, flat sheet etc. und dann auch noch die klobigen Betten (in verschiedenen Groessen) bestehend aus zwei Matratzen, wobei eine nur viele Federn drin hat. Da braucht man eine Leiter zu reinklettern und das Aussteigen ist auch nicht so einfach, weil man so richtig im Loch liegt
- Autokauf ohne Credit History: nicht moeglich. Wenn man natuerlich das Auto bar bezahlen kann, kein Problem. Aber die Credit History hat man nach 6 Monaten z.B. mit einer VISA-Karte aufgebaut
- Kreditkarten und Schecks sind hier sehr beliebt, wo hingegen die Online-Ueberweisung noch Zukunftsmusik ist
- Kontofuehrung kostet richtig Geld, man bezahlt pro Transaktion oder kauft gleich ein Paket mit einer bestimmten Anzahl von Transaktionen
- Mietwohnungen in Manitoba oder Saskatchewan finden ist nicht einfach, zumindestens unserer Erfahrung nach. Hier gibt es mehr Leute, die sich gleich nach Auszug aus dem Elternhaus gleich ein eigenes Haus kaufen. Ist einfach billiger und das Verkaufen ist auch viel einfacher.
- die Arbeitsweise oder Arbeitseinstellung ist auch sehr verschieden. In Deutschland muss alles zack-zack gehen, hier laeuft das alles gemaechlich ab. Mein Mann sagt immer: denen kann man beim Laufen die Schuhe besohlen. Naja, dafuer macht man sich eben nicht so einen Stress. Genauigkeit ist im Handwerk teilweise unbekannt. Die Arbeitskollegen von meinem Mann sind freundlich, teilweise sehr ungebildet und nur die von anderen Laendern eingereisten oder wo Mama und Papa von woanders herkommen weltoffener.
- Bisher sind alle uns begegneten Kanadier sehr von sich und ihrem Land ueberzeugt gewesen. Nationalstolz wird hier ganz gross geschrieben.
- Die Leidenschaft der Kanadier ist Hockey, dafuer lassen sie alles stehen. Auch ihre Arbeit.
- In Manitoba und Saskatchewan (wie es in den anderen Provinzen ist weiss ich nicht) darf man auch an roten Ampeln rechts abbiegen.
- Speeding tickets koennen sehr teuer werden. Bezahlt wird zweimal, einmal sofort, das zweite Mal wird die gleiche Summe noch mal zum Geburtstag in Rechnung gestellt.
- Es gibt fast ueberall Libraries mit freiem Zugang ins Internet.
- Es gibt hier in Kanada nur "weiches" Brot. Habe bisher noch keinen Baecker gefunden, der auch etwas gesuenderes und besser schmeckendes Brot anbietet.
- Es gibt hier keinen Aldi oder vergleichbares, zumindestens vermisse ich Aldi mit seinen Produkten und zweiwoechigen Angeboten, die guenstig und qualitativ hochwertig waren
- Es gibt viel mehr Arme hier, es ist wirklich erschreckend
- Die Ausbildungen sind teilweise weit unter dem Niveau von Deutschland, teilweise viel kuerzer und kosten Geld
- Preschools (wie deutscher Kindergarten) gibt es fuer Kinder ab 3 Jahren. Teilweise gibt es dazu auch noch Day Care oder Creative Care, d.h. zusaetzlich zu den 5 mal woechentlich 2 Stunden kann man sein Kind fuer zusaetzliche Stunden dort betreuen lassen. Die Preschool fuer unseren Sohn kostet ab Maerz monatl. 85 $, jede zusaetzliche Stunde kostet 3,30 $
- Alle Preise sind Netto-Preise, die Steuern werden extra berechnet, jede Provinz (bis auf Alberta) hat eigene Steuern zusaetzlich zur Federal Tax
Das war's erstmal was mir einfaellt. Viele Gruesse, Julia
Ohne grosse Diskussionen vom Zaun brechen zu wollen, 2/3 von dem was Julie schreibt trifft fuer mich hier in Montreal Quebec ueberhauptnicht zu.
Z.B. Ich besitze einige hervorragende kanadische Produkte (besonders im outdoor equipment bereich) und vieles ist eh das gleiche, was man in Europa bekommen kann.
Ich ueberweise meine Strom, Telefon, Uni, Kreditkarten und andere Rechnungen online.
Die toploader Waschmaschinen finde ich auch schrecklich, aber man kann sich hier sowohl dt als auch amerikanische front loader kaufen.
Auch in Sachen Betten muss man natuerlich nicht den Stil hier uebernehmen, wenn es einem nicht passt. (Wir haben z.B. kein Boxspring oder riesen hohes Bett, obwohl meine Frau Kanadierin ist).
Meine Kontofuehrung ist umsonst. Allerdings muss ich dafuer wenigstens $1500 im Konto haben.
Wohnung finden in Montreal und in den 5 anderen nordamerikanischen Staedten in denen ich bis jetzt gewohnt habe war sehr leicht. 1000x leichter als ueberall, wo ich Erfahrung in Dtld habe (Marburg, Freiburg, Muenchen).
In Sachen Arbeitseinstellung habe ich in der Tendenz genau die gegenteilige Erfahrung gemacht. In Dtld ist die "Beamtenmentalitaet" noch weit verbreitet. Hier ist es "hire and fire" - wenn man nicht spurt, kommt man nicht weiter. Entsprechend strebsam sind die Leute hier im Durchschnitt. Das ist natuerlich eine grobe Verallgemeinerung und schwankt stark (ich zweifele Julies spezielle Erfahrungen ueberhauptnicht an).
Manche ihrer Informationen stimmen nur lokal. (Z.B. hier in Quebec darf man nicht ueber rote Ampeln rechtsabbiegen dafuer gibt's aber gutes Brot - zumindest am Markt).
Im uebrigen finde ich viel viel mehr Gemeinsamkeiten, als Unterschiede. Als ich in Westafrika war, gab's wirklich Unterschiede. Das hier ist nur eine graduell andere westlich industrielle Gesellschaft. Die Variabilitaet zwischen individuellen Situationen (mit Kindern/ohne, grosse Firma kleine, private Sector/public/academia, grosse Stadt/kleine usw) ist viel groesser als zwischen den zwei Laendern und ich denke Leute verwechseln oft ihre individuelle Situation mit dem ganzen Land. Sprich Leute, die in Dtld in einer shitty Situation stecken idealisieren irgendwie Kanada und falls sie es schaffen dort in einer besseren Situation zu landen tun dann so, als ob in Kanada alles besser waere und andere verlassen ihre gute und gewohnte Umgebung in Dtld auf der Suche nach Abenteuern und einem noch besseren Leben in Kanada und sind dann bitter enttaeuscht, wenn sie es in Kanada nicht in eine so gute Situation schaffen, wie sie in Dltd hatten und dabei auch noch ihre gewohnte Umgebung verloren haben. Dafuer dann Kanada verantwortlich zu machen ist einfach verkehrt. Ich komme in beiden (oder eher allen 3 incl USA) Laendern gleich gut zurecht - ich versuche halt immer das beste daraus zu machen.
- egal was man kauft, die Qualitaet ist minderwertig, es ist unmoeglich ein Produkt zu kaufen, was dann auch zu dem zu gebrauchen ist, was es eigentlich koennen sollte. + Keine Ahnung, wovon du sprichst, ich hab hier sehr gute Dinge bekommen und bin sehr zufrieden (Staubsauger, Wasserkocher, Toaster, Teflonpfanne etc.etc.).
- die Haeuser sind so gebaut, dass alles sehr schnell kaputt geht, die Waende kann man nicht mehr sauber wischen, ansonsten geht die Farbe ab. Auch die ganzen Leitungen (Wasser, Strom etc.) sind nur sehr schlecht verlegt, Steckdosen teilweise ueberhaupt nicht geerdet -/+ Das mit den Steckdosen stimmt, die sind den europaeischen Schukos unterlegen. Man kann die Haeuser aber weil sie so einfach sind aber auch eher selbst in Schuss halten, und ganz so empfindlich sind sie ja nun auch nicht? Stoert mich bislang nicht.
- Geraete wie z.B. die Waschmaschinen sind zum groessten Teil Toploader und behandeln die Waesche nicht gerade pfleglich + Ich mach meine Waesche in der Laundry und da gibt es nur Frontloader, auch double, triple und noch groesser. Super, eine Trommel und fertig. Die Waschmittel hier sind fuer Kaltwaesche ausgelegt, trotzdem muss man Flecken wahrscheinlich vorbehandeln.
- was in der Kombination schlechte Qualitaet der zu waschenden Kleidungsstuecke und waeschefeindliche Waschmaschine dazu fuehrt, dass alle Klamotten nach spaestestens 3 Waschgaengen Loecher haben oder teilweise zerrissen sind + Wechsel mal das Waschmittel, die Menge oder geh auf Frontloader. Die schlechte Qualitaet der Kleidungsstuecke liegt aber immer am Kaeufer, das Angebot ist in Kanada gross genug. Ich kann auch in DE nicht bei Kik kaufen und Peek&Cloppenburg erwarten.
- ja, rufe mal irgendwo an, dann musst Du Dich erst mal durch ein Wirrwarr an Ansagen klicken, bis Du evtl. jemanden sprechen kannst +Das kenn ich so nur aus Deutschland. Ich bin begeistert, wie schnell und unkompliziert ich hier einen kompetenten und freundlichen Ansprechpartner finde, und das zu Geschaeftszeiten, die jenseits meiner in Deutschland gepraegten Vorstellungen liegen. Deutschland kenne ich als das Land mit den gebuehrenpflichtigen Warteschleifen. Die vermisse ich nicht.
- Betten: oh je, das war nicht einfach zu lernen mit diesem Duvet, Duvet Cover, fitted sheet, flat sheet etc. und dann auch noch die klobigen Betten (in verschiedenen Groessen) bestehend aus zwei Matratzen, wobei eine nur viele Federn drin hat. Da braucht man eine Leiter zu reinklettern und das Aussteigen ist auch nicht so einfach, weil man so richtig im Loch liegt +Ich hab hier ein gutes, preiswertes IKEA Bett aus dem Markt in Etobicoke im european Style. Es gibt King, Queen, Twin und Single als Bettgroessen.
- Autokauf ohne Credit History: nicht moeglich. Wenn man natuerlich das Auto bar bezahlen kann, kein Problem. Aber die Credit History hat man nach 6 Monaten z.B. mit einer VISA-Karte aufgebaut +Autokauf auf Kredit in DE ohne Schufa?
- Kreditkarten und Schecks sind hier sehr beliebt, wo hingegen die Online-Ueberweisung noch Zukunftsmusik ist + Dann zahlt man halt per Paypal oder Kreditkarte, deswegen sind die so beliebt in Nordamerika. Ich erhalte Ueberweisungen aus DE per EFT (electronic fund transfer), es gibt sowas also in Ansaetzen.
- Kontofuehrung kostet richtig Geld, man bezahlt pro Transaktion oder kauft gleich ein Paket mit einer bestimmten Anzahl von Transaktionen +Bei President's Choice zahl ich nix, meine andere Bank hier nimmt eine schmale Gebuehr pro Transaktion, die mich jetzt nicht in Wallungen versetzt haette.
- Mietwohnungen in Manitoba oder Saskatchewan finden ist nicht einfach, zumindestens unserer Erfahrung nach. Hier gibt es mehr Leute, die sich gleich nach Auszug aus dem Elternhaus gleich ein eigenes Haus kaufen. Ist einfach billiger und das Verkaufen ist auch viel einfacher. + Regionaler Unterschied: hoher Leerstand derzeit, leicht zu finden. Wohnungsmarkt insgesamt ist auch gesund, wenn auch preislich etwas ueberhitzt, d.h. Haeuser gehen schnell weg, sind aber noch nicht wirklich verknappt dank vieler Neubauprojekte.
- die Arbeitsweise oder Arbeitseinstellung ist auch sehr verschieden. In Deutschland muss alles zack-zack gehen, hier laeuft das alles gemaechlich ab. Mein Mann sagt immer: denen kann man beim Laufen die Schuhe besohlen. Naja, dafuer macht man sich eben nicht so einen Stress. Genauigkeit ist im Handwerk teilweise unbekannt. Die Arbeitskollegen von meinem Mann sind freundlich, teilweise sehr ungebildet und nur die von anderen Laendern eingereisten oder wo Mama und Papa von woanders herkommen weltoffener. + es gibt enorm viele Immigranten in Toronto, d.h. ein jeder ist sehr tolerant. Ich glaube, das Bildungsniveau ist bei Immigranten eher hoeher als bei denen, die hier gross geworden sind, genau wie das Engagement im Job. Ausnahmen mag es geben.
- Bisher sind alle uns begegneten Kanadier sehr von sich und ihrem Land ueberzeugt gewesen. Nationalstolz wird hier ganz gross geschrieben. + Vielleicht kenn ich noch zuwenig echte Kanadier. Das Maple Leaf sieht man zwar recht oft im Wind wehen oder auf Kleidung gedruckt, aber ganz unkritische Kanadier hab ich kaum mal getroffen, die sind meist auch interessiert, was woanders so abgeht und finden hier auch nicht alles nur toll.
- Die Leidenschaft der Kanadier ist Hockey, dafuer lassen sie alles stehen. Auch ihre Arbeit. + Das konnte man den Deutschen zur Fussball-WM aber auch nachsagen, bezogen auf Soccer.
- In Manitoba und Saskatchewan (wie es in den anderen Provinzen ist weiss ich nicht) darf man auch an roten Ampeln rechts abbiegen. + Ist in Ostdeutschland durch den gruenen Pfeil auch nicht anders, in Ontario darf man auch immer rechts abbiegen, wenn nicht ein Verbotsschild da haengt.
- Es gibt fast ueberall Libraries mit freiem Zugang ins Internet. + Die Libraries sind recht gut und bieten auch viele kostenlose Fortbildungen.
- Es gibt hier in Kanada nur "weiches" Brot. Habe bisher noch keinen Baecker gefunden, der auch etwas gesuenderes und besser schmeckendes Brot anbietet. + In Toronto gibt es auch Krustenbrote, dazu italienische und griechische Sorten und verschiedene "Buns", die den deutschen Broetchen zumindest aehneln. Auch die Baguettes sind von sehr anstaendiger Qualitaet. Ich rede wohlgemerkt von stinknormalen Supermaerkten, nicht von Farmer's Market oder Geschaeften wie Brandt's, die sicher viel mehr bieten. Bleibt noch die Moeglichkeit des Selberbackens. Ich denke, ein Mix der Sorten in Kombination mit eigenem Brot ist schon okay, schliesslich hab ich in DE Unsummen bezahlt, um mal einen Bagel zu probieren.
- Es gibt hier keinen Aldi oder vergleichbares, zumindestens vermisse ich Aldi mit seinen Produkten und zweiwoechigen Angeboten, die guenstig und qualitativ hochwertig waren + Price Chopper, No Frills u.a. haben Preise wie ALDI, aber ein viel besseres Angebot. Aktionen gibt es woechentlich in fast allen Supermaerkten, man wird per Einwurfzeitung stets informiert, ganz wie in DE.
- Es gibt viel mehr Arme hier, es ist wirklich erschreckend - Ich hab mir sagen lassen, dass die Obdachlosen das Geld tatsaechlich nur fuer Drogen und Alk ausgeben, dass sie erbetteln. Die Dame war Sozialarbeiterin. Es gibt eine Welfare, es gibt Shelter und Essensausgaben gegen das Allergroebste. Armut ist ueberall ein Problem, in DE ziehen sich die Armen in ihre vermuellten Wohnungen zurueck, trotzdem gibt es sie. In Frankfurt und andern grossen Staedten leben auch Obdachlose auf der Strasse. Ich werde von meinem ersten Paycheque hier eine Spende an eine Obdachlosenorganisation machen.
- Die Ausbildungen sind teilweise weit unter dem Niveau von Deutschland, teilweise viel kuerzer und kosten Geld +/- Dafuer sind die Steuern und Sozialabgaben niedriger. In DE ist die Ausbildung preiswerter und viel laenger, aber man hat weniger Mitsprachemoeglichkeiten und alles geht geraume Zeit schon den Bach runter. Was nix kostet, ist auch langfristig nix, und behandelt wird man wie ein Bittsteller. Hier ist alles praxisorientiert, leider kommen da natuerlich auch Fachidioten aus der Ausbildung.
- Alle Preise sind Netto-Preise, die Steuern werden extra berechnet, jede Provinz (bis auf Alberta) hat eigene Steuern zusaetzlich zur Federal Tax + Reine Gewoehnungssache. Die Laeden haben weniger Aufwand mit der Umstellung, wenn die Steuern gesenkt werden, wie mit der federal GST um 1% auf 6% nach unten kuerzlich geschehen. Die Preise sind transparenter. Auf Lebensmittel ist gar keine Steuer (in DE 7% MWSt), und auch manche Sicherheitsausruestung (Bremsbelaege!) sowie Isolationsmaterial ist von der Steuer befreit. Die GST kommt nicht immer zu dem Preis, sondern haeufig eben nur die PST, mit 8% ist die vergleichsweise hoch in Ontario. Versteckte Preiserhoehungen, wie sie in DE immer mit MWSt Erhoehung begruendet worden, sind so nicht so gut moeglich (wer es nicht weiss: Lebensmittel in DE wurden allesamt teurer oder der Inhalt weniger, ohne dass die MWSt auf Lebensmittel geaendert wurde). Die Provinz Ontario als eine der teuersten Provinzen nimmt also gerademal maximal 14% anstelle von 19%, wie nun in DE. Ich seh das eher als Vorteil fuer den kanadischen Konsumenten.
ihr beiden könnt eure bevorzugte situation in montreal und toronto nicht mit der von Julia in der prärie vergleichen.
was sie dort schreibt sind die fakten - so wie sie dort existieren und von ihr beobachtet wurden
hat also mit frustration nicht direkt was zu tun. sie hat ja auch positives berichtet - die betreuung des kindes kostet unter 100 $ und nicht wie in toronto oder anderen städten unter 1.000$
montreal ist in diesem fall gleichgünstig.
was für Julia nun wichtig ist sind informationen, wie sie ihre situation verbessern kann - angefangen beim brot bis hin zur ausbildung ihrer kinder.
Hi Maxim, Du hast natuerlich recht, in der Grossstadt ist man privilegiert. Ich wollte halt nur aufzeigen, dass es nicht ueberall in Kanada so schlimm ist und auch mancher allgemeine Eindruck in meinen Augen nicht unbedingt zutrifft, zumindest aus meiner Erfahrung heraus. Ausserdem kann man fast ueberall in Kanada genau wie in DE auch Dinge bestellen und sich kommen lassen, sicher auch einen Frontloader odr Kleidung. Es gibt Ebay und Sears und eine ganze Menge mehr.
Bei Brot muss man notfalls selber dran, das machen ja auch manche Deutsche in Deutschland laengst schon - mein Onkel auf seinem Dorf z.B., und der ist kein gelernter Baecker.
Und ansonsten faehrt man halt mal ein WE dahin, wo die Auswahl besser ist oder die Preise guenstiger und deckt sich ein, wenn's im Ort so rein gar nix gibt, zumindest der Sprit ist ja nicht so elend teuer. Man muss sich halt abgewoehnen, nur kleckerweise einzukaufen, dafuer hat man ja auch den Riesenkuehlschrank.