Es gibt wohl viele Studien über Gesundheitswesen. Dennoch: Eine (kanadische) Studie, die zur Zeit die Runde macht, heisst "Euro-Canada Health Consumer Index 2008". Diese Studie vergleicht "Health care systems" von 29 Europäischen Ländern mit Kanada. http://www.fcpp.org/main/publication_detail.php?PubID=2025
Hier mal meine 5 Cent zum Thema. Im Großen und Ganzen bin ich mit dem Preis-Leistungsverhältnis der Krankenkasse und Versorgung zufrieden, aber das kanadische System hat definitiv seine Schwächen und diese sollte man kennen bevor man seine Entscheidung trifft.
Unser Family Doc (ja wir sind in der glücklichen Lage einen zu haben) ist absolut super. Er nimmt sich Zeit für einen, man fühlt sich immer gut behandelt. Allerdings ist unser Doc gleichzeitig Anästhesist und Notfall Doc im Krankenhaus. Wenn man ihn mal wirklich dringend braucht ist er oft nicht zu greifen. Man muss also ins Krankenhaus und dort warten oder man bekommt einen Termin erst Wochen später. Dafür hat er mir aber seine Cell Nummer nach einer Behandlung gegeben und mir gesagt ich soll ihn privat anrufen wenn die Beschwerden schlimmer werden.
Erschreckend in den letzten paar Monaten war, dass sowohl mein Sohn als auch ich kleinere Eingriffe hatten und beide OPs nicht ohne Komplikationen (verursacht durch den Chirurgen) abliefen. Selbst mein Doc konnte das nicht verstehen und hat sich dafür entschuldigt (bei meinem Sohn sogar direkt nach der OP da er dem Chirurgen als Anästhesist zusehen musste).
Was man in Kanada auch wissen sollte ist, dass man Termine (egal ob für Spezialisten oder OPs) niemals absagen sollte. Passiert dies, wird man im Stapel wieder gaaanz weit unten einsortiert. So geschehen bei der Tante meiner Frau, die fürchterliche Angst vor der 2. Hüft OP hatte (weil auch hier bei der 1. OP das Pflegepersonal eine Blutvergiftung verursacht hatte und sie beinahe hopps ging). Sie sagte ihren 2. Termin ab und musste nach 9 Monaten betteln endlich dran zu kommen, weil sie es vor Schmerzen nicht mehr aushielt.
Allerdings kenne ich auch wahre Geschichten aus Deutschland die einem die Bleiche ins Gesicht treiben. Beide Systeme sind nicht optimal, wobei ich vermutlich noch einen kleinen Vorteil in Deutschland sehe (Stichwort Orthopäden, HNO-Ärzte und Kinderärzte).
Nebenbei erwähnt wussten wir bereits in Deutschland wie das System hier funktioniert nur ist es noch einmal etwas anderes wenn man dann doch selbst betroffen ist. Aber wie bereits schon gesagt, ich bin im Großen und Ganzen zufrieden.
Vornehmlich aus politischen Gründen gibt es zu wenig Familienärzte und lange Wartezeiten in Spitälern. Viele Kanadier haben keinen Familiendoktor, dann bleibt (nur) der Gang zur Walk-in Clinic (Arzt wird zugewiesen) oder zum Emergency Room im Spital. Dort wartet man dann Stunden, weil man dort dann dauernd mit schwerwiegenderen Fällen verglichen wird und weiter auf die Konsultation/Behandlung warten muss.
PS: Zumindest die Parkgebühren sind hier tiefer, nur 14$.
Hallo,
entlich einer der wirklich weiss wie es in Canada ist.!!! Für alle die Leute die es nicht glauben wollen,gibt es eine einfache Lösung :
- Besucht ein Krankenhaus eurer Wahl und fragt die Canadier wie lange die schon warten !!!!
-Versuchtmal einen Hausarzt z.B. Toronto zu finden der euch animmt!
P.S Ich weiss wie das Ergebniss sein wird ! Ich bin Canadier (Mein ganzes Leben) und habe das alles erlebt.Meine Frau arbeitet im Krankenhaus UHN in einer Führungsposition.
PS Ausserdem hoffe ich, das alle diejenigen die nach Canada auswandern wollen,wissen das Medikamente selbst bezahlt werden müssen.Da ist eine Ausnahme ,man hat eine GUTE Versicherung,die bezahlt höchstens 80%,der rest kommt aus eigener Tasche.
Ich muss hier in DE meine Medikamente auch selbst bezahlen. Das ist auch ok. Man sollte der Krankenkasse nicht so auf der Tasche liegen das machen schon unsere Jugendlichen mit ihrem Komasaufen. Live am WE auf der Kirmes festgestellt. Schade das da die Eltern nicht zur Kasse gebeten werden. Ich könnte da noch mehr zu sagen aber ich will mich lieber zurückhalten....
wie sieht es in Kanada denn mit zusätzlicher privater Absicherung aus, z.B. Ärzte die nur/hauptsächlich Privatpatienten nehmen, sodass man schneller dran kommt? Oder Privatkliniken, bzw. Zusatzversicherungen die einem den Zugang zu solchen Einrichtungen ermöglichen? Wäre vielleicht noch ne Marktlücke...
Also in Kanada gibt es keine private Zusatversicherung welche dir schneller oder bessere ärztliche Leistung bringen würde. Lediglich Zusatzversicherungen für Zahn- oder Augenarzt gibt es, was sich jedoch meiner Meinung nach nicht sonderlich rentiert da diese zu teuer sind. Diese Zusatzversicherungen werden oft von Arbeitgebern als Benefit angeboten.
Das mit dem Hausarzt ist ein massives Problem. Es geht hier nicht um den Arm- oder Beinbruch sondern auch um chronische Krankheiten oder ernstere Sachen wie Krebs oder angenehmere Sachen wie Schwangerschaft. Hier jedes mal in eine Walc-In zu gehen um wieder einen neuen Arzt zu sehen ist sicherlich nicht angenehm in solchen Situationen. Man baut ja auch ein Vertrauensverhältnis zu seinem Arzt auf.
Ohne euch in Deutschland lebende anzugreifen, es sieht auf dem Papier weniger wild aus, ist in Wirklichkeit jedoch ein ernsthaftes Problem wenn man denn krank wird. Auch können die Kosten für Medikamente im Falle von Krebs zum finanziellen Disaster werden. Natürlich ist in Deutschland im medizinischen Bereich nicht alles Gold was glänzt, aber nehmt unser kanadisches Gesundheitssystem nicht auf die leichte Schulter. Es ereilt einen manchmal schneller als man denkt und man denkt sich "was hab ich nur getan".
Als wenn´s um Aspirin ginge. Wenn ich deswegen auswandern würde, würde ich in die Türkei gehen. Da kostet eine normale 20er Pappschachtel (BAYER) 0,60 €.-
Oh mein Gott! Wie du schon sagst "als ob es darum ginge" ! Ließ mal die voran gegangenen Posts, es ging nämlich darum das jemand gesagt hat das man in Kanada zum Teil die Medikamente fast komplett selber zahlen muss. Alles was ich gemacht habe, war mal ein simples Beispiel in die Runde zu werfen. Es ging lediglich darum mal aufzuzeigen das man nicht unbedingt in Kanada leben muss um angeblich ein Haufen Geld für Medikamente loszuwerden. Das kann man nämlich in Deutschland noch viel besser, ich darf im Monat 450€ hinblättern für Medikamente ich denke mal das ich für das Geld die 100 fache Menge in Kanada bekomme als hier. Das ich jetzt hier nicht anfange die komplette "Rote Liste" abzuarbeiten siehst du mir hoffentlich nach. Aspirin ist nun mal das gebräuchlichste Schmerzmittel welches nun mal bei uns verhältnismäßig teuer im Gegensatz zu anderen Ländern ist. Das gleiche gilt auch für die Antibabypille die ich logischerweise auch aus der Türkei und weiß der Geier wo noch her, viel billiger bekomme als in Deutschland. Darum ging es und nicht darum einen Grund zu finden um nach Kanada zu gehen, wie lächerlich wäre das denn?
Eines muss man noch erwähnen zum Thema Medikamente. Einkommensschwache Personen (die Einkommensgrenze kenne ich jetzt nicht) erhalten finanzielle Unterstützung für die Medikamente. Der Onkel meiner Frau ist Rentner und liegt unterhalb der Einkommensgrenze. Er benötigt monatlich Medikamente für rund 750 CAD. Er muss im Jahr die ersten 100 Dollar bezahlen, den Rest übernimmt der MSP (Medical Service Plan).
Wie bereits gesagt, im Großen und Ganzen ist die Versorgung schon okay hier in Kanada. Speziell in kleineren Städten die auch ein eigenes Krankenhaus haben. Wir sind hier in Powell River wirklich in einer glücklichen Lage ein solches Krankenhaus zu haben. In der ER wartet man meist nicht länger als 1h. Kleinere OPs erhält man innerhalb weniger Tage, ebenso Röntgen- oder Ultraschalluntersuchungen. Momentan sammeln wir für ein Cat Scan Gerät, was natürlich super wäre.
danke für eure Antworten. Es ist gut zu wissen auf was man sich einlässt. Zum Glück habe ich bisher keine chronischen Krankheiten die mir die Versorgung in Kanada erschweren würden. Mit den Medikamenten habe ich auch so mitbekommen, dass Geringverdiener keine Zuzahlung leisten müssen, und Normalverdiener nur die ersten 100 Dollar pro Jahr. Mir wurde auch gesagt, dass die Brillen(gläser) in Kanada billiger seien. Noch billiger sollen die allerdings in USA sein. Was ich interessant fand, ist dass je nach Arbeitgeber in gewissen Abständen Massagen zum großen Teil übernommen werden. Das habe ich in Deutschland so noch nicht gekannt. Wobei einem mit Krebs ne Massage auch nicht viel bringt...
ich glaube, dass aspirin kein wirklich guter indikator ist, da kanadier und amerikaner für ihren aspirin konsum bekannt sind. zumal ist aspirin als "medikament" grenzwertig, da es teilweise in ähnlicher form genutzt wird wie vitamine. nichtsdestotrotz: bei docmorris gibts 100 aspirin für 4.87 EUR (100N) bzw. 7.31 EUR (300N) beides jeweils von bayer.
anyway, ich habe mal aus eigeninteresse mein allergie-produkte nachgeschaut und verglichen (docmorris.de für DE und pharmacy-online.ca für CA):
citrizin (zyretc - UCB) 100 tabletten: DE = 67.87 EUR / CA = 91.32 CAD als genrika: DE (HEXAL) = 19.95 EUR / CA = 23.00 CAD
Loratadine 100 tabletten DE = ?EUR / CA = 132.18 CAD als generika: DE = 18.95 EUR / CA = 42.80 CAD
also billiger ist es für mich nicht. vielleicht gibts ja in CA noch eine günstigere website als die die ich auf die schnelle gefunden habe. Ihr könnt ja selber mal eure medikas vergleichen...
Die meisten 'medical plans' uebernehmen auch Zuzahlungen bei Medikamenten. Ich zahle zum Beispiel nur 20% fuer meine Medikamente, der Rest wird von "Great West Life" ( Company Medical Plan) bezahlt.
wir haben bisher noch keine Zusatzversicherung abgeschlossen. Bin immer noch am Ueberlegen, denke aber dass ich sie fuer "catastrophic drug coverage" abschliessen werde. Also dass man als Normalverdiener die Medikamente nur bis zu 100 $ im Jahr selbst bezahlen muss kann ich nicht bestaetigen, wir bezahlen alles selber und das hat das eine oder andere Mal die besagten hundert Dollar weit ueberschritten.